Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen setzt sich in einem Antrag (Bundestags-Drucksache 19/23152) für mehr Ressourcenschonung in der Bau- und Immobilienwirtschaft ein. Die Abgeordneten fordern einen gesetzlich vorgeschriebenen Ressourcenausweis für Gebäude und eine verpflichtende Lebenszyklusbetrachtung von Gebäuden. Auch solle es bis 2025 Pflicht werden, in Neubauten ausschließlich Wärme aus erneuerbaren Energien einzusetzen.
Konkret soll der Deutsche Bundestag die Bundesregierung auffordern,
„eine Bau- und Ressourcenwende hin zu einer ressourcenleichten, natur- und gesundheitsverträglichen sowie effizienten Bau- und Immobilienwirtschaft einzuleiten und dafür
1. das Gebäudeenergiegesetz (GEG) zu einem Gebäuderessourcengesetz weiterzuentwickeln, das
a. einen Ressourcenausweis für Gebäude vorschreibt, und Standards für den maximal möglichen Einsatz Grauer Energie setzt;
b. dem möglichst sparsamen Einsatz klimaschonender und lokal gewonnener Baustoffe einen Vorrang einräumt, indem es die Lebenszyklusbetrachtung verpflichtend macht und nicht mehr nur isoliert die Nutzungsphase betrachtet;
c. die Pflicht, im Neubau erneuerbare Wärme einzusetzen, bis 2025 auf 100 Prozent anzuheben;
d. einen zeitgemäßen Energieeffizienzstandard für den Neubau auf dem Niveau des Effizienzhauses 40 festzulegen, um eventuell ressourcenaufwändige Sanierungsarbeiten im Nachgang zu vermeiden;
e. zusätzlich zu Effizienzstandards und Erneuerbaren-Vorgaben einen CO2-Faktor in die Anforderungen des Energiesparrechts aufnimmt um sicherzustellen, dass die Kombination auf Effizienz und Erneuerbaren maximalen Klimaschutz bringt;
2. bei einer Novellierung der Musterbauordnung (MBO) Anforderungen an Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung zentral zu verankern;
3. Kosten, Energie- und Ressourcenaufwand für den Rückbau in der Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen (VOB) verbindlich zu verankern und so eine transparente Entscheidungsgrundlage mit Blick auf die eingesetzten und rückzubauenden Ressourcen für Bauherren zu schaffen;
4. die Digitalisierung des Bausektors entschlossen zu fördern und dazu
[…]
5. die Wiederverwendung und das Recycling von Baumaterialien zu fördern und dazu
[…]
6. eine Holzbaustrategie für Hochbau und Ingenieurbau zusammen mit einem Waldumbau- und -entwicklungsprogramm aufzulegen und
[…]
7. den Einsatz nachwachsender Baustoffe wie Stroh, Hanf, Thypha, Seegras oder Pilzen im Neubau und bei energetischer Sanierung zu fördern, indem:
[…]
8. insbesondere Innovationen in der Zement- und Stahlbranche als bauindustrielle Kernsektoren fördern, damit diese weniger klimaschädlich und energieintensiv wirtschaften, so mittel- und langfristig im globalen Wettbewerb um Zukunftstechnologien bestehen können und hierzu
[…]
9. die Subventionierung petrochemischer Kunststoffe und CO2-intensiver Baustoffe abzubauen, indem,
[…]
10. eine Abgabe auf Primärbaustoffe einzuführen, um die Belastungen für die Umwelt realistisch abzubilden, die Wiederverwendung und das Recycling von Baustoffen attraktiver zu machen und zu einem vermehrten Einsatz von Sekundärbaustoffen zu kommen;
11. die Selbstverpflichtung des Bundes auszubauen und
[…]
12. die KfW-Gebäudeprogramme grundsätzlich neu auf eine ressourcenschonende Bau- und Immobilienwirtschaftsweise hin auszurichten;
13. das Thema Ressourcenschonung im Gebäudebereich auch in der Energieberatung durch entsprechende Qualifizierung von Beraterinnen und Beratern voranzubringen, z. B. durch ein zusätzliches Weiterbildungsmodul als Voraussetzung für die in der Energieeffizienz-Expertenliste der DENA gelisteten Expertinnen und Experten;
14. durch entsprechende Förder- und Forschungsprojekte des Bundes die Nutzung von ressourcenschonenden Bauweisen, -stoffen und -produkten in der Berufsausbildung und beruflichen Weiterbildung von allen Bauberufen und im Architektur- und Bauingenieur-Studium besser zu verankern;
15. die Einführung eines bundesweiten Forschungsprogramms zu prüfen, welches zum Ziel hat, Alternativen zum Einsatz von REA-Gips im Trocken- und Leichtbau zu identifizieren und dabei ein besonderes Augenmerk auf die Potenziale von Gipsersatzstoffen und verbessertem Gips-Recyclingpotenzial zu legen;
16. internationale Abkommen zum Schutz von Sand abzuschließen, damit nicht noch mehr Inseln und Küstenregionen im Meer verschwinden.“
Zur Begründung heißt es, der Bausektor gehöre zu den Wirtschaftszweigen mit dem höchsten Ressourcenverbrauch. Dazu komme der Energiebedarf während der Nutzungsphase. „Die Art und Weise, wie wir bauen, ist nicht nachhaltig und überlastet die planetaren Grenzen.“ Notwendig sei ein neuer, an den Prinzipien einer Kreislaufwirtschaft orientierter Ansatz beim Planen, Bauen und Nutzen von Wohn- und Gewerberaum sowie Infrastruktur, erklären die Grünen. GLR