Das Institut für Architektur der TU Berlin hat zusammen mit dem Hochschulnetzwerk „Gemeinsam für die Bauwende“ einen offenen Brief zur Bundestagswahl 2025 veröffentlicht. In dem Schreiben formulieren Wissenschaftler:innen von 32 Hochschulen und Universitäten zehn konkrete Forderungen für eine soziale und ökologische Bauwende und appellieren an die Politik, die Weichen für eine nachhaltige Transformation des Gebäudesektors zu stellen. Schließlich hat Deutschland sich verpflichtet, bis 2045 klimaneutral zu werden. Doch der Gebäudesektor, der derzeit rund 40 Prozent der Treibhausgasemissionen verursacht und für 92 Prozent der Entnahmen mineralischer Rohstoffe sowie 55 Prozent des Abfallaufkommens verantwortlich ist, verfehlt die Klimaziele deutlich. Um den Wandel hin zu einer nachhaltigen Bauwirtschaft voranzutreiben, müssen jetzt klare Rahmenbedingungen geschaffen werden, so Autor:innen des Briefes.
Zehn Forderungen für eine nachhaltige Baupolitik
„Statt praktische Lösungen zu erarbeiten, erleben wir immer wieder politische Verzögerungen und Blockaden. Dabei zeigen Länder wie Dänemark, die Niederlande oder Frankreich bereits, dass eine sozial-ökologische Bauwende nicht nur notwendig, sondern auch wirtschaftlich und sozial vorteilhaft ist“, betont Mitinitiator Professor Eike Roswag-Klinge vom Institut für Architektur der TU Berlin.
Die 225 unterzeichnenden Wissenschaftler:innen fordern die künftige Bundesregierung auf, die Bauwende als zentrales politisches Projekt zu verankern. Dazu gehören unter anderem:
1. Bedarfsgerechtes und flächeneffizientes Bauen: Umbau statt Neubau
2. Abrissmoratorium: Transformation des Gebäudebestands
3. Hinterfragen von Standards: Lowtech Bauen
4. Angemessene Sanierungen im Bestand: CO2-Bilanzierung im GEG
5. Kreislaufgerechtigkeit: Regionale Bio-Bauökonomie
6. Durchmischte Quartiere: Hybrid nutzbare Gebäude
7. Klimaresilienz: Biodiversität
8. Sprunginnovationen: Reallabore und Transferforschung
9. Wertschöpfung Bauwende: Bildungsoffensive Bauschaffende
10. Forschungsförderung: Vernetzung Bauwende in den Ministerien
Appell an die Politik: Die Zeit zum Handeln ist jetzt!
Die Unterzeichnenden des offenen Briefes sehen die nächste Legislaturperiode als entscheidend an, um den Gebäudesektor auf Klimakurs zu bringen. „Wir stehen als Wissenschaftler:innen bereit, um mit unserer Expertise zur sozial-ökologischen Transformation beizutragen. Jetzt braucht es entschlossene politische Maßnahmen“, sagt Roswag-Klinge. Die Hochschulen rufen die politischen Entscheidungsträger:innen dazu auf, sich zu den Forderungen aus der Wissenschaft zu bekennen und den Dialog für eine nachhaltige Baupolitik zu suchen.
Plattform für die Vernetzung in Lehre und Forschung
Das Hochschulnetzwerk „Gemeinsam für die Bauwende in der Lehre“, gegründet im Sommer 2024, setzt sich aktiv dafür ein, ökologisches und sozial gerechtes Planen und Bauen als zentrale Themen in der akademischen Lehre zu etablieren. Ziel der neuen Plattform ist der Aufbau umfassender Nachhaltigkeitsexpertise und eine Stärkung der Vernetzung zwischen Hochschulen, Akademien und Universitäten im Bereich Architektur, Stadtplanung und Bauingenieurwesen. Dem Netzwerk gehören 65 Lehrende von 32 Hochschulen und Universitäten an. Quelle: Barbara Halstenberg / TU Berlin / ab