Um der „optimalen“ Modulausrichtung näherzukommen, hat der Autor die anonymisierten Betriebsergebnisse von 477 Photovoltaikanlagen in Nord-Württemberg (Breitengrad: ca. 48,8° Nord) ausgewertet. Die monatlichen Erträge der Anlagen stammen von der Firma Asedi, einer Tochtergesellschaft des Maschinen- und Betriebshilfsrings Schwäbisch Hall. Seit 2004 erfasst sie die Daten der PV-Systeme in einem Meldeportal, um die Betreiber bei der Anlagenkontrolle unterstützen zu können. Die Betreiber erhalten monatlich einen Bericht, mit dessen Hilfe sie die Leistung ihrer Anlage mit der anderer vergleichen können, um Ausfälle von Komponenten oder Defekte zeitnah erkennen zu können.
Die zusammengefassten Ergebnisse
Der langjährige Durchschnittsertrag der 477 Photovoltaikanlagen lag bei 1.035 kWh/kWp.
Den höchsten Durchschnittsertrag mit 1.051 kWh/kWp erzielten Anlagen mit Anstellwinkeln zwischen 40 und 45°.
In Summe konnten auch mit steilerem Anstellwinkel hohe Jahreserträge erzielt werden.
Anlagen mit Anstellwinkeln größer 45° erzielten mit durchschnittlich 1.035 kWh/kWp Jahreserträge, die nahezu so hoch lagen wie diejenigen der Referenz (Anstellwinkel: 30°, 1.036 kWh/kWp).
Anlagen mit einem Anstellwinkel größer 40° erzielen in den Wintermonaten mit rund 1 kWh/kWp am Tag sowohl nominal als auch relativ die höchsten durchschnittlichen Tageserträge.
PV-Winterbetrieb in den Fokus rücken
Bei der Umsetzung der Energiewende ist zu berücksichtigen, dass der tägliche Energieverbrauch in Deutschland im Winter deutlich höher liegt als im Sommer. 2018 betrug der durchschnittliche Pro-Kopf-Energieverbrauch – Strom, Wärme, mechanische Energie – etwa 60 kWh an einem Sommertag, aber 100 kWh an einem Wintertag. Der Mehrverbrauch im Winter liegt überwiegend im Heizwärmebedarf begründet. Für einen zukunftsgerechten und ökonomisch tragbaren Ausbau der Photovoltaik ist es daher zwingend notwendig, dass Anlagenkonzepte und -planungen darauf überprüft werden, ob und in welchem Maße sie in der Lage sind, dem Energie-Verbrauchslastgang gerecht zu werden, insbesondere dem hohen Energieverbrauch in den Wintermonaten. Zumal just in time erzeugte Energie im Vergleich zu gespeicherter Energie die niedrigsten Kosten, den geringsten Ressourcenverbrauch und die geringsten CO₂-Emissionen verursachen dürfte. Um diesem Ziel Nachdruck zu verleihen, wäre auch eine Änderung der Förderpolitik notwendig. Nicht die Jahres-Gesamtleistung sollte in ihrem Fokus stehen, sondern die Fähigkeit, Energie in der Winterzeit just in time bereitstellen zu können.
Die detaillierten Ergebnisse der PV-Auswertung finden Sie im Beitrag in Heft 06-2021.
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