In ihrer Wärmestudie „Systemische Herausforderung der Wärmewende“ stellen das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE, das Öko-Institut und das Hamburg Institut politische Instrumente und Maßnahmen vor, mit denen die dezentrale Wärmeerzeugung kein CO2 mehr ausstößt, der Endenergieverbrauch gesenkt und die Wärmenetze ausgebaut werden können. Dazu haben sie zwölf wissenschaftliche Studien analysiert und dabei mögliche Entwicklungen des Endenergiebedarfs, Sanierungsraten und resultierende Treibhausgasemissionen verglichen. Zwei Roadmaps hat das Forschungsteam daraus entworfen. Weil aus den Analysen hervorgeht, wie dringend die Politik handeln muss, sollten seiner Meinung nach die meisten Instrumente vor 2025 eingeführt und umgesetzt werden. Zu der Analyse hat das Umweltbundesamt die Forscherinnen und Forscher beauftragt.
Wärmestudie benennt zwei zentrale Lösungsansätze und fünf Ziele für den Gebäudesektor
Zwei zentrale Ansätze haben sich in der Szenarien-Analyse herauskristallisiert. Mit Effizienzmaßnahmen den Endenergiebedarf so weit wie möglich senken. Doch sorgen laut dem Forschungsteam bei diesem Ansatz unter anderem technische oder denkmalschutzbedingte Restriktionen bei der Wärmedämmung dafür, dass sich der Endenergiebedarf nur um maximal 60 Prozent senken lässt. Die restlichen 40 Prozent müssten erneuerbare Energien bereitstellen. Der zweite Ansatz setzt weniger aufs Dämmen, sondern vor allem auf den Ausbau der erneuerbaren Energien, um mit den ausgestoßenen Treibhausgasemissionen auf Null zu kommen. Klar ist, dass bei beiden Ansätzen künftig Biomasse, grüner Fernwärme, Solarthermie und Umgebungswärme (Wärmepumpen) wesentliche Beiträge liefern müssen. Die Forscherinnen und Forscher benennen fünf Ziele:
- Die aktuelle energetische Sanierungsrate von derzeit einem Prozent muss dringend ansteigen.
- Die Entwicklung der Fernwärme-Infrastruktur muss Auswirkungen auf die Gas-Infrastruktur haben.
- Die Klima-Zwischenziele der Treibhausgas-Emissionsminderung müssen eingehalten werden.
- Die Dekarbonisierung des Energiesektors, besonders der Stromerzeugung, muss zügig vonstattengehen; und zwar mit einem ambitionierten Ausbauplan für die erneuerbaren Energien und dem Ausstieg aus der Kohleverstromung.
- Eine Infrastruktur für den Import und die inländische Erzeugung von Power-to-Gas- und Power-to-Liquid-Produkten muss aufgebaut werden.
Instrumentensets als Roadmaps
Aus den fünf Zielen haben die Forscherinnen und Forscher sogenannte Instrumentensets in Form von Roadmaps abgeleitet. Die Analyse der Instrumente zeigt, dass viele Ordnungs- und Förder-Instrumente noch nicht auf das Ziel eines klimaneutralen Gebäudebestands einzahlen. „Wir brauchen dringend ein klares Zielbild und ein darauf ausgerichtetes Set bestehend aus ordnungsrechtlichen, fördernden, planerisch-strategischen und kommunikativen Instrumenten“, fordert daher Benjamin Köhler vom Öko-Institut. Zum Erreichen eines langfristig klimaneutralen Gebäudebestands müsse zwischen den beiden Bereichen Gebäudeeffizienz und dem Einsatz erneuerbarer Energien und Abwärme zur Wärmeversorgung eine kostenoptimale Balance gefunden werden. Fraunhofer ISE / jb
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