Zum dem Artikel Bioöl und Biogas nicht zum Heizen? im GEB-Letter 22 schrieb uns Ulrike Kolb:
Hände weg von Biokraftstoffen! Die Weltwirtschaft hat Biokraftstoffe längst als Wachstumsmarkt mit den größten Zuwachsraten entdeckt. Mit der Folge, dass 85% des Waldverlusts in Malaysia auf das Konto von Palmölplantagen geht, in Indonesien werden durch Brandrodung für Palmölplantagen in manchen Jahren mehr als eine Milliarde Tonnen CO2 freigesetzt, etwa 15% der von Menschen weltweit verursachten CO2-Emissionen. In Brasilien werden jedes Jahr mehr als 20000 Quadratkilometer Amazonaswald für Sojaölplantagen vernichtet.
Mit Biodiesel das Weltklima retten zu wollen ist also mehr als zynisch. Selbst beim Rapsanbau in Deutschland werden pro Hektar und Jahr bis zu 3,6 kg Lachgas frei gesetzt, das als Treibhausgas rund 300 mal so wirksam ist wie CO2. Die Schweizer Sarasin Bank kommt in einer aktuellen Studie zu einem ernüchternden Ergebnis: Biotreibstoffe könnten maximal 5% des Spritverbrauchs in den USA und Europa liefern. Alles, was darüber hinausgeht, bedrohe die Regenwälder, führe zu sozialen Konflikten in den Anbauländern und stelle eine Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion dar. 40% der festen Erdoberfläche werden als Acker- und Weideland genutzt. Platz für den Anbau von Energiepflanzen ist nicht vorhanden – außer auf Kosten wertvoller Ökosysteme oder auf Kosten der Welternährung.
Der Weltmarkt reagiert auf Geld und Profite, nicht auf Bedürfnisse. Da Menschen die Auto fahren mehr Geld haben als Menschen die hungern, haben wir es in Zukunft mit einem noch dramatischer anwachsenden Hunger- und Migrationsproblem zu tun. (Informationen: www.regenwald.org)
Biokraftstoffe sind also kein Allheilmittel, sondern ein weiterer Griff in die Büchse der Pandora, da es aufgrund der Nachfrage nicht gelingen kann, einen nachhaltigen, ökologischen, wenn möglich sogar allein auf bisher ungenutzten Flächen reduzierten Anbau zu garantieren. Wollen wir ernsthaft etwas für unsere Zukunft tun, dann können wir nur eines: mit Hochdruck an einer wesentlichen Erhöhung der Energieeffizienz arbeiten, vor allem auf dem Gebiet der Geothermie, der Solarenergie, der Wasserkraft (Ozeane) und der Windkraft. Und diese Erkenntnisse möglichst schnell exportieren.
Ulrike Kolb, Architektin und Energieberaterin
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