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ENERGIE

Energieversorgung wird Probleme bereiten

Shell sieht erhebliche Unsicherheiten bei der künftigen Energieversorgung. Unter dem Titel Signals and Signposts hat das Energieunternehmen einen Bericht veröffentlicht, der Zukunftsszenarien zur weltweiten Entwicklung der Energieversorgung, -nutzung und -nachfrage beschreibt. Der Bericht hilft, das Thema Energie aus einer neuen Perspektive zu sehen, die die Auswirkungen der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise berücksichtigt. Und er verdeutlicht, dass sich in den nächsten vier Jahrzehnten die weltweite Energieversorgung grundlegend verändern wird und muss.

Ernsthaft stellen könne man sich den wirtschaftlichen Herausforderungen und den damit verbundenen energie- und umweltpolitischen Problemen jedoch nur, wenn die Zivilgesellschaft, der öffentliche und der privatwirtschaftliche Bereich enger als bisher zusammenarbeiten. Im Rahmen dieser Zusammenarbeit müsse man (Shell) „dafür sorgen, dass die Entwicklungen im Energie- und Umweltbereich in die richtige Richtung gehen sowie von wirtschaftlich realistischen Voraussetzungen ausgehen“. Zudem müsse man die Diskussion über Branchen- und Landesgrenzen hinweg erweitern und vertiefen.

Diese Er- oder Bekenntnisse sind nicht wirklich neu, vielfach veröffentlicht und abgegeben haben sie aber bisher nicht zu einer „Wende“ geführt. Bemerkenswert ist allerdings die Deutlichkeit der von Shell veröffentlichten deutschsprachigen Inhaltsangabe zu dem Bericht, die wir nachstehend als Zitat wiedergeben:

  1. "Wir glauben, dass die Welt vor einer Zeit unbeständiger Entwicklungsphasen mit verstärkten konjunkturellen Schwankungen steht. Die Rezession hat den Boom der Öl- und Rohstoffpreise gestoppt, doch das kann vorübergehend sein. Der Rohstoff- und Energiebedarf in Schwellenländern wie China und Indien wird weiter steigen und für angespannte Märkte sorgen, sodass die Preise weiter steigen und die Märkte Schwankungen unterliegen werden. In den letzten zwanzig Jahren haben eine umsichtige Politik und stark verbesserte Produktivität dazu beigetragen, dass Volkswirtschaften ohne nennenswerte Inflation wachsen konnten. Wir glauben jedoch nicht, dass sich diese Kombination aus vernünftiger Politik, guter Praxis und Glück auch künftig fortsetzen wird.

  2. Wir beobachten einen massiv steigenden Energiebedarf. Schwellenländer einschließlich der bevölkerungsreichen Länder China und Indien treten mit dem verstärkten Ausbau von Industrie, Städten, Infrastruktur und Transportwesen in die energieintensivste Phase ihrer Wirtschaftsentwicklung ein. Die höhere Nachfrage wird dazu führen, dass alternative Energien und eine effizientere Energienutzung weiter an Bedeutung gewinnen werden. Doch dies allein wird nicht reichen, um die erhöhte Nachfrage zu decken. Der weltweite Energiebedarf könnte im Jahr 2050 drei Mal so hoch sein wie im Jahr 2000, wenn die Entwicklung in den Schwellenländern nach historischen Entwicklungsmustern verläuft.

  3. In dieser Zeit könnten normale technische Innovationen und Wettbewerb die Energieeffizienz so verbessern, dass etwa 20 % des erwarteten Bedarfsanstiegs aufgefangen werden. Das normale Wachstum der Energieerzeugung – z.B. durch technische, geologische, finanzielle und politische Entwicklungen – könnte etwa 50 % betragen. Diese beiden Werte zusammengenommen ergeben jedoch, wenn man den üblichen Bedarf von etwa 400 EJ/Jahr zugrunde legt, immer noch eine Unterdeckung, die der Produktion der gesamten Energiebranche im Jahr 2000 entspricht. Diese Lücke oder dieser Unsicherheitsfaktor muss durch eine Kombination von Mäßigung der Nachfrage einerseits und außerordentlicher Produktionssteigerung andererseits überbrückt werden.

  4. Das Angebot wird nur schwer mit der Nachfrage Schritt halten können. Ende des kommenden Jahrzehnts wird die Produktion von leicht förderbarem Erdöl und Erdgas voraussichtlich nicht mehr in dem Maße steigen wie die Nachfrage. Obwohl es in vielen Regionen der Erde noch große Kohlevorkommen gibt, sind dem Wachstum dieses Energieträgers durch Transportprobleme und ökologische Herausforderungen Grenzen gesetzt. Alternative Energiequellen wie Biokraftstoffe werden zwar ein immer wichtigerer Bestandteil im Energiemix, doch einen Königsweg aus der mangelnden Deckung der Nachfrage bieten auch sie nicht.

  5. Intelligente Stadtentwicklung, die Förderung einer nachhaltigen Politik sowie wirtschaftliche und technische Innovationen werden den Bedarf möglicherweise etwas abschwächen, doch das Risiko, dass es zu Preisschocks, kurzsichtigen politischen Entscheidungen und enttäuschten Erwartungen kommt, ist genauso groß. Die Zeit spielt eine wesentliche Rolle. Gebäude, Infrastruktur und Kraftwerke haben eine Lebensdauer von mehreren Jahrzehnten. Die vorhandenen Fahrzeuge können bis zu zwanzig Jahre genutzt werden. Neue Energietechnik muss sich wirtschaftlich rechnen und dreißig Jahre lang im zweistelligen Bereich wachsen, um ausreichend Produktionskapazitäten zu schaffen und mit nur 1 bis 2 % im gesamten Energiesystem ins Gewicht zu fallen. Die politischen Entscheidungen in den nächsten fünf Jahren stellen die Weichen für die Investitionen in den nächsten zehn Jahren, die ihrerseits die weltweite Energielandschaft bis 2050 entscheidend prägen werden.

  6. Die weltweite Wirtschaftskrise ging mit einer geopolitischen und wirtschaftlichen Machtverschiebung von Westen nach Osten einher. Diese Verschiebung wird das weltweite wirtschaftliche und politische System verändern. Der Wechsel verläuft allmählich, doch seine Auswirkungen sind tiefgreifend, und die Wirtschaftskrise im Westen kann diesen Trend noch verstärken. Künftige Generationen werden das Jahr 2008 möglicherweise als den Wendepunkt ansehen. Die Weltpolitik wird sich in Zukunft unstet entwickeln. Strategische Konfliktlinien zeichnen sich ab. Aufstrebende Mächte machen zunehmend ihre nationalen Interessen geltend. Dieser Prozess unterhöhlt die globalen Mechanismen der kollektiven Sicherheit.

  7. Die ökologischen Belastungen steigen. Selbst wenn es möglich wäre, den aktuellen Anteil der fossilen Brennstoffe am Energiemix trotz steigendem Bedarf zu halten, würden sich die CO2-Emissionen in einem für die Menschen gefährlichen Maß erhöhen. Auch wenn wir die Nutzung fossiler Brennstoffe zurückfahren und ein wirksames CO2-Management betreiben, liegt ein sehr steiniger Weg vor uns. Es wird zunehmend schwerer, die CO2-Konzentration in der Atmosphäre auf einem verantwortungsvollen Maß zu halten."

Die Szenarien stehen (in englischer Sprache) zum Download auf: www.shell.com/scenarios . GLR