Springe zum Hauptinhalt Springe zum Hauptmenü Springe zur SiteSearch
Software für Smartphones und Tablet-PCs

Wegweiser im App-Gestrüpp

Unter einem mobilen Betriebssystem lauffähige Software-Anwendungen (Apps) erweitern die Einsatzmöglichkeiten von Smartphones oder Tablet-PCs. Der rasant wachsende Markt bietet inzwischen auch für Gebäudeenergieberater sinnvolle Lösungen, die jedoch in den App-Stores nicht immer einfach zu finden sind. Da insbesondere große Unternehmen Apps zunehmend als Vehikel für die Vermarktung von Produkten und Dienstleistungen nutzen, nimmt leider auch die Werbung zu. Außerdem sind Apps nicht immer praxistauglich – auch weil die Beschränkungen mobiler Hardware die Nutzungsmöglichkeiten einschränken. Bevor man im Gestrüpp unnützer Apps auf dem Smartphone die Übersicht verliert, sollte man gut überlegen, was man wirklich braucht und wofür man es einsetzen will. Wo und wie man die besten Apps findet und was sie taugen, verrät dieser Beitrag.

Werkzeug für die Hosentasche

Bereits mit der im Lieferumfang enthaltenen „Bordausstattung“ eines Smartphone kann man unterwegs Termine organisieren, Adress- und Kontaktdaten erfassen und verwalten, E-Mails schreiben und anderes mehr. So richtig attraktiv werden Smartphones aber erst durch Apps. Dabei handelt es sich um kleine, kostenlos oder für wenig Geld herunterladbare Software-Anwendungen, die ohne umständliche Installation und Konfiguration unter einem mobilen Betriebssystem sofort lauffähig sind. Sie erweitern das Einsatzspektrum eines Smartphones oder Tablet-PCs und machen es zu einem multifunktionalen Werkzeug für die Hosen-, respektive Manteltasche: So kann man es als praktische LED-Leuchte, als wissenschaftlichen Taschenrechner oder als Aufmaßhilfe einsetzen. Dank eingebauter Kamera (möglichst ab 5 Megapixel) lassen sich Smartphones auch als mobiler Scanner nutzen: Dokument-Fotos können in PDFs, teilweise sogar in editierbare Textdokumente umgewandelt werden.

Mithilfe von QR-Codes („Schnelle Antwort-Codes“), die auf Dokumenten, Verpackungen, Produktaufklebern oder in Zeitschriften abgedruckt sind, können Zusatz-Infos online abgerufen werden, ohne dass der Nutzer die entsprechende Web-­Adresse manuell eintippen und sich anschließend durch Menüs und Rubriken hangeln muss. Eingebaute Bewegungs-, Lage-, Licht- oder Näherungssensoren sowie GPS-Empfänger erweitern die Funktionspalette zusätzlich: Mit entsprechenden Apps lässt sich das Smartphone auch als mehr oder weniger präziser Distanz-, Winkel- oder Schallpegelmesser, für die Vorbereitung von Messe-Besuchen, als mobiles Navi oder sogar für sogenannte „Augmented Reality“Anwendungen einsetzen. Dabei werden im LiveKamerabild zusätzliche Informationen zum unmittelbaren ­Umfeld ­eingeblendet.

Da Smartphones und Tablet-PCs auch als mobile Spielekonsolen einsetzbar sind, lassen sich die meisten Apps dem Genre „Spiel, Spaß, Spannung“ zuordnen. Auch deshalb wird es zunehmend schwieriger, aus Planersicht die Spreu vom Weizen zu trennen und für den Berufsalltag hilfreiche Apps-Perlen aus dem Angebot der zahlreichen, nicht immer übersichtlichen „App-Kaufhäuser“ (App-Stores) herauszufischen. Die Angebotsvielfalt ist auch Folge eines für Software-Entwickler attraktiven Geschäftsmodells. Durch den Verkauf über App-Stores müssen sie sich nicht um den Vertrieb kümmern. Das übernimmt der App-Store für sie. Angesichts beeindruckender Zahlen – alleine in Deutschland wurde dem Branchenverband Bitkom zufolge 2011 fast eine Milliarde Apps auf Smartphones geladen und rund 210 Millionen Euro umgesetzt – werden Apps für Unternehmen immer interessanter. Dabei sehen insbesondere große Unternehmen Apps nicht so sehr als unmittelbare Umsatzquelle, sondern eher als attraktives Werbe- und Marketinginstrument und als zeitgemäßes Vehikel für die Vermarktung von Produkten und Dienstleistungen im B2B und B2C-Bereich. Problematisch ist diese Entwicklung aus Anwendersicht, denn Nütz­liches wird zunehmend durch Werbliches überlagert, was den praktischen Nutzwert von Apps einschränkt.

Betriebssystem bestimmt über App-Auswahl

Während auf anderer mobiler Hardware wie dem Note- oder Netbook praktisch jede im Unternehmen verwendete Windows-Software läuft, muss man sich bei Smartphones auf das vom Betriebssystem unterstützte Angebot beschränken. Im Smartphone-Bereich kämpfen die Betriebssysteme Google Android, Apple iOS, BlackBerry RIM, Windows Phone und andere um Marktanteile. Ob und wann sich ein einziges Betriebssystem durchsetzt, ist noch offen. Deshalb – und weil die Software-Portierung von Windows auf ein mobiles Betriebssystem relativ aufwendig ist – hält sich die Mehrzahl der branchenspezifischen Anbieter bei der App-Entwicklung noch zurück.

Untersuchungen des Marktforschungsunternehmens BauInfoConsult zufolge bietet gerade mal ein Fünftel aller befragten Hersteller der Baustoff- und Installationsbranche Apps an. Hinzu kommt, dass die neue, für Ende 2012 angekündigte Windows-Ver­sion 8 von Microsoft per Fingergesten intuitiv steuer­bare Anwendungen noch besser unterstützen soll. Viele Entwickler warten deshalb noch ab. Wer also spezielle Programme oder Apps nutzen will, sollte darauf achten, unter welchem Betriebssystem sie lauffähig sind oder es in Kürze sein sollen. Je größer dessen Verbreitungsgrad, desto größer ist in der Regel die Software-Auswahl. Glaubt man den Zahlen der Betriebssystemanbieter, die sich monatlich mit neuen Zahlen übertreffen, gibt es derzeit fast eine Million Apps. iOS von Apple und ­Googles Android haben dabei deutlich die Nase vorn. Doch jedes Betriebssystem hat seine Vor- und Nachteile: Googles Android ist offen und flexibel, verfügt über eine etwas kleinere, aber rasant wachsende App-Auswahl. Apples iOS ist nach wie vor unübertroffen in der intuitiven Benutzerführung und dem riesigen App-Angebot. Nachteilig ist insbesondere die fehlende Flash-Unterstützung für die Anzeige multimedialer Web-Inhalte. BlackBerrys RIM hat Stärken in der geschäftlichen Kommunikation, Schwächen im Bereich Multimedia und in der App-Auswahl. Auch der Windows-Mobile-Nachfolger Windows Phone von Microsoft bietet Vorteile im Office-Bereich, hinkt aber noch beim App-Angebot hinterher.

Wie findet man nützliche Apps?

Zur Standardausstattung von Smartphones gehören eine Adressverwaltung, ein Terminplan, ein Notizbuch, eine Textverarbeitung, ein Internet-Browser und zahlreiche weitere Anwendungen. All das – und noch viel mehr – bieten auch von Dritt­anbie­tern programmierte Apps. Sie können von kleinen Ein-Mann-Unternehmen im Nebenerwerb stammen, aber auch von großen, weltweit agierenden Software-Konzernen. Die Qualität der Apps ist demzufolge sehr unterschiedlich, wobei es nicht selten vorkommt, dass ­kleine, aber engagierte Anbieter sehr gute Apps anbieten. Dagegen offerieren große Softwarehäuser manchmal mehr oder weniger nutzlose, weil zu sehr abgespeckte Apps von Software-Vollversionen. Von den Onlineshop-Anbietern werden die Apps teilweise getestet und von den Anwendern öffentlich bewertet. Dieses Regulativ sorgt zwar für ein bestimmtes Qualitätslevel, schützt aber nicht vor Fehl-Downloads oder Käufen.

Beim Download hat man die Wahl: Apps können über den im Smartphone-Betriebssystem integrierten Onlineshop bezogen und auf dem Smartphone eingesetzt werden. Man kann aber auch am Büro-PC einen App-Store aufrufen, die gewünschte App auf die Festplatte laden und anschließend auf das Smartphone übertragen. App-Stores gibt es viele: den App Store von Apple, Google Play (ehem. Android Market) von Google, den Windows Phone Marketplace von Microsoft, Ovi Store von Nokia, AppWorld von BlackBerry oder die Samsung Apps. Je größer das Angebot, desto schwieriger ist es, in einem Online-Shop die Übersicht zu behalten. Zudem tragen die Benutzerführung, Strukturierung sowie umständliche oder fehlende Suchfunktionen nicht gerade dazu bei, dass man schnell das Passende findet. Deshalb gibt es auch Portale, die sich auf die Vorstellung ausschließlich kostenfreier oder auf eine bestimmte Zielgruppe zugeschnittener Apps konzentrieren, z. B. http://www.gratis-app.com, http://www.tecchannel.de/produkte/apps, http://www.heinze.de/tools/apps, http://www.baulinks.de/broschueren-kataloge-ratgeber/bauapps.php oder http://www.haustechnikdialog.de/apps. Ein weiterer Kritikpunkt ist die teilweise unübersichtliche Verwaltung der Apps auf dem Smartphone – ein Problem, das man wiederum durch spezielle Organizer-Apps in den Griff bekommen kann. Störend und lästig ist die zunehmend im Online-Shop oder in der App eingeblendete Werbung.

Welche Apps gibt es und was kosten sie?

Unter den vielen Business-Apps, deren Mehrzahl auf die Optimierung klassischer Bürotätigkeiten und -abläufe abzielt, befindet sich eine zunehmende Anzahl auch für TGA-Planer nützlicher Werkzeuge. Mit rund 90 % ist der überwiegende Teil der Apps kostenlos verfügbar, etwa 10 % sind kostenpflichtig. Die Kosten liegen zwischen wenigen Cents für populäre Anwendungen und mehreren hundert Euro für spezielle Branchenlösungen. Zu den branchenübergreifenden Beispielen gehören PDF- oder OCR-Scanner oder Fotoaufmaß-Apps. Erstere nutzen die integrierte Kamera als Scanner und erzeugen aus Dokument-Fotos PDF-Dateien bzw. per Texterkennung (OCR) Textdokumente. Das ist beispielsweise dann praktisch, wenn man zum Kunden nicht den kompletten Produktkatalog mitschleppen will oder einen interessanten Artikel sieht, aber gerade keine Zeit zum Lesen hat. Fotoaufmaß-Apps ermöglichen Maßeintragungen im Foto. Das erspart die Aufmaßskizze vor Ort. Einige dieser pfiffigen Apps werden für mehrere Betriebssysteme angeboten oder man findet Apps, die ähnliche Funktionen bieten.

Inzwischen gibt es auch branchenspezifische Entwicklungen: So bieten Bausoftware-Hersteller mobile CAD-, Aufmaß-, Zeiterfassungs- oder Controlling-Lösungen – entweder als funktional abgespeckte Version einer schon vorhandenen Bürolösung, als Ergänzung oder als eigenständige Entwicklung. Natürlich gibt es auch Apps rund um die Gebäudeenergieberatung. Dazu gehören z. B. ein Fenster-Check zur Abschätzung energetischer Einsparmöglichkeiten durch einen Fenstertausch, eine Fördermittel-App oder eine Heizlast-Berechnung. Hausbesitzer bzw. Verbraucher erhalten beispielsweise mit den Apps „Energieberatung“ oder „HEA Energietipps“ Infos zum Energieausweis, zu Förderprogrammen, zur Energieberater-Regionalsuche bzw. Tipps zum Energiesparen. Zu den häufigsten herstellerspezifischen Apps gehören Produktkataloge, technische Produktinformationen, Montage- oder Verarbeitungshinweise, Auslegungs- und Berechnungswerkzeuge, aber auch Online-Planer oder Konfigurations-Tools. Nachteil herstellerspezifischer Apps ist, dass sie ausschließlich auf die jeweilige Produktpalette zugeschnitten sind. Die Übersichts­tabelle listet, alphabetisch sortiert und ohne Anspruch auf Vollständigkeit, eine Auswahl nützlicher, unter ­Android und/oder iOS lauffähiger Apps auf.

Wie praxistauglich sind Apps?

Apps machen Smartphones und Tablet-PCs vielseitig, aber Multifunktionalität hat auch ihren Preis: Häufig ist etwa die Gerätebedienung aufgrund der Funktionsfülle kompliziert, sodass ungeübte Anwender durch die Vielzahl der Funktionen und Einstellungsmöglichkeiten überfordert sind. Auch Apps haben ihre Tücken: zwar folgt die Benutzerführung gewissen Standards (z. B. Scrollen, Blättern oder Zoomen per Fingergesten auf dem Multi-Touch-Display), doch funktioniert jede App von jedem Hersteller anders und man muss sich erst hineinfinden. Wird sie über längere Zeit nicht benutzt, ist ein Wiedereinstieg nicht immer einfach. Vielen Apps fehlt auch die Praxisnähe, weil Funktionen fehlen oder umständlich sind. ­Andere Apps sind nur eingeschränkt nutzbar oder gänzlich unbrauchbar, weil die Ergebnisse zu ungenau sind. Mobile Anwendungen schwächeln aber vor allem wegen der ­Hardware.

Multifunktionalität ist immer ein Kompromiss. Deshalb kann kein Smartphone einem Büro-PC oder einer guten Digitalkamera im Hinblick auf Rechen- und Speicherkapazität oder Bildqualität das Wasser reichen. Mobile Hardware hat außerdem so ihre Schwächen: Touchscreen-Tastaturen lassen nur die Eingabe kurzer Texte zu und klein­for­ma­tige LCD-Displays schließen umfangreiche grafische Anwendungen aus. CAD-Pläne etwa lassen sich auf dem Tablet-PC zwar relativ komfortabel anzeigen und kommentieren, richtig bearbeiten kann man sie damit aber nicht. Hinzu kommt, dass die Displays oft nicht hell genug sind, um sie auf der Baustelle bei vollem Tageslicht ablesen zu können. Außerdem ist die Hardware – abgesehen von speziellen Outdoor-Modellen – nicht robust genug für den rauen Baustellenalltag. Auch deshalb ist es wichtig, dass man nicht nur bei der App-Software, sondern auch bei der Hardware auf „Baustellentauglichkeit“ achtet.

Info

App-Stores (Auswahl)

Apple App Store: https://apps.apple.com/de/charts/iphone

BlackBerry AppWorld: http://de.blackberry.com/services/appworld

Google Play (ehem. Android Market): https://play.google.com/store

Nokia Ovi Store: http://store.ovi.com

Samsung Apps: http://www.samsungapps.com

Windows Phone Marketplace: http://www.windowsphone.com/de-de/marketplace

Info

App oder Web-App?

Neben den „echten“, für ein bestimmtes mobiles Betriebssystem ­entwickelten Apps, werden für Anwender und Entwickler zunehmend auch sogenannte Web-Applikationen interessant. Das sind mobile, plattform- und geräteunabhängige Internet-Anwendungen, deren Web-Funktionalitäten erweitert wurden. Sie können über einen Internetbrowser von jedem mobilen Endgerät aus aufgerufen werden. Steht eine ausreichend stabile und schnelle mobile Internet-Verbindung zur Verfügung, merkt der Anwender kaum einen Unterschied. Für Web-Apps spricht einiges: Sie sind immer up-to-date, greifen, wenn nötig, auf stets aktuelle Online-Datenbanken zu und deren Hersteller unterliegen nicht den mehr oder weniger rigiden Beschränkungen durch App-Stores. Es gibt aber auch Nachteile: Im Vergleich zu „echten“ Apps sind sie meist langsamer und man kann sie nicht offline nutzen.

AUTOR

Dipl.-Ing. Marian ­Behaneck war nach dem Architekturstudium und freier Mitarbeit bei mehreren Archi­tek­tur­­büros 14 Jahre in der Dokumentation, Marketing und PR der Bausoftware-Branche tätig. Er ist Fachautor zahlreicher Publikationen zu Hardware, Software und IT im Bau­bereich.