Ein zentrales Element der EnEV und des Energiekonzeptes der Bundesregierung ist die deutliche Reduktion des Energiebedarfs von Wohnimmobilien. Eine Sanierung ist dazu nicht immer die sinnvollste Lösung, zumal dabei die Einsparpotenziale erheblich überschätzt werden. Zu diesen Ergebnissen kommt das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH). Die Ergebnisse der Studie basieren auf einem umfangreichen Datensatz aus der Energieausweisdatenbank von ista. Als Grundlage dienten circa 200.000 Gebäude in Deutschland, einschließlich der Informationen über ihren Stand der Sanierung.
Die Auswertung der Daten zeigt beispielsweise, dass Wohngebäude mittlerer Größe, die um die Jahrhundertwende erbaut wurden (1900 – 1918), aus energetischer Sicht vergleichsweise gute Bestandseigenschaften aufweisen. Das liegt unter anderem an den starken Außenwänden aus Vollziegeln. Eine übliche Sanierung würde hier jedoch nur eine Senkung des Heizenergiebedarfs von durchschnittlich zuvor rund 141 auf 126 kWh/(m2a) bewirken. Der Energiekennwert verändert sich damit nur um 10 %. Die Kosten der Sanierung sind hier allerdings vergleichsweise hoch, da beispielsweise die Außenfassaden häufig mit wertvollen Ornamenten gestaltet sind.
Im Gegensatz dazu werden durch die Sanierung von Bauten der späten 1950er- und 1960er-Jahre wesentlich größere Energieeinsparungen erreicht: Die Sanierungsmaßnahmen sind sehr viel günstiger und der Energiekennwert sinkt um durchschnittlich 27 %. Das Baujahr und die Gebäudesubstanz spielen somit eine wichtige Rolle bei der Frage, ob eine Sanierung wirtschaftlich sinnvoll ist. Diese Punkte werden bei der Energieeinsparverordnung (EnEV 2009) allerdings nicht ausreichend berücksichtigt, kritisiert Professor Martin T.W. Rosenfeld, Leiter der Abteilung Stadtökonomik am IWH. „Die spezifischen Eigenschaften der Immobilien sollten sich auch in den EnEV-Vorgaben und der Förderpolitik niederschlagen. Nur so lassen sich Investitionsanreize für die Immobilieneigentümer setzen.“
Anstelle von kostenaufwendigen Sanierungen seien auch alternative Lösungen im Hinblick auf die ambitionierten Klimaziele der Bundesregierung vonnöten. Beispielsweise ein Energiedatenmanagement. Pilotprojekte von ista hätten gezeigt, dass damit Mieter ihren Energieverbrauch für Raumwärme und Warmwasser durchschnittlich um fast 20 % reduzieren konnten und die höhere Transparenz und die zeitnahe Bereitstellung der Energieverbräuche zur Verbrauchs- und Kostenkontrolle von den Mietern tatsächlich genutzt werden. GLR
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