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2023: Treibhausgasemissionen sinken um 10,1 %

Umweltbundesamt, 13.03.2024

2023 sind in Deutschland Treibhausgase mit einer Wirkung von rund 673 Mio. t CO2-Äqivalent freigesetzt worden, 76 Mio. t CO2e weniger als 2022. Der Gebäudesektor trug zu der Minderung 8,3 Mio. t CO2e bei.

Bestätigen sich die Zahlen, dann war es der bisher größte Rückgang seit 1990: Aktuelle Zahlen des Umweltbundesamts (UBA) zeigen, dass in Deutschland im Jahr 2023 die Treibhausgasemissionen um 10,1 % gegenüber 2022 zurückgegangen sind. Gründe sind der gestiegene Anteil erneuerbarer Energien, ein Rückgang der fossilen Stromerzeugung und eine gesunkene Energienachfrage bei Wirtschaft und Verbrauchern. Insgesamt wurden 2023 in Deutschland über alle Sektoren und Treibhausgase (THG) rund 673 Mio. t CO2-Äqivalent (CO2e) freigesetzt – 76 Mio. t CO2e weniger als 2022.

UBA⁠-Präsident Dirk Messner ordnet die Zahlen so ein: „Mit Ausbruch des Kriegs gegen die Ukraine hatten viele die Sorge, dass wir eine Renaissance der Kohle und anderer fossiler Energieträger sehen werden. Wir wissen heute, dass das nicht passiert ist. Das liegt vor allem am sehr erfolgreichen Ausbau der erneuerbaren Energien. Das ist ein großer Schritt, der uns in den kommenden Jahren beim ⁠Klimaschutz⁠ helfen wird. Aber nicht in allen Sektoren stehen wir glänzend da.

Vor allem der Verkehrssektor bleibt weiter ein großes Sorgenkind. Hier muss dringend mehr passieren – etwa durch den Ausbau der Elektromobilität und den Abbau des Dienstwagenprivilegs und anderer klimaschädlicher Subventionen. Mit Blick auf das Jahr 2030 bin ich zuversichtlich, dass wir die nationalen Klimaziele einhalten können. Wir sind bereits ein großes Stück beim Klimaschutz vorangekommen. Zu Beginn der Legislaturperiode gingen wir für 2030 noch von 1100 Mio. t CO2e zu viel aus. Jetzt sehen wir in unseren Projektionen für 2030, dass diese Lücke geschlossen werden wird, wenn wir weiter so ambitioniert am Klimaschutz arbeiten.“

Energiewirtschaft

Im Sektor Energiewirtschaft sind die THG-Emissionen 2023 gegenüber dem Vorjahr um rund 51,8 Mio. t CO2e bzw. 20,1 % gesunken, was auf einen geringeren Einsatz fossiler Brennstoffe zur Erzeugung von Strom und Wärme zurückzuführen ist. Besonders stark war dieser Rückgang beim Einsatz von Braun- und Steinkohle sowie bei Erdgas.

Gründe hierfür sind unter anderem die deutlich gesunkene Kohleverstromung, der konsequente Ausbau der erneuerbaren Energien und ein Stromimportüberschuss bei gleichzeitig gesunkener Energienachfrage. Weitere Treiber waren Energieeinsparungen in Folge von höheren Verbraucherpreisen sowie die milden Witterungsverhältnisse in den Wintermonaten.

Industrie

In der Industrie sanken die Emissionen im zweiten Jahr in Folge auf rund 155 Mio. t CO2e im Jahr 2023. Dies entspricht einem Rückgang von fast 13 Mio. t CO2e oder 7,7 % im Vergleich zum Vorjahr. Damit liegt der Industriesektor mit rund 18 Mio. t CO2e unter seiner Jahresemissionsmenge für 2023. Auch hier wird der Emissionsrückgang durch den gesunkenen Einsatz fossiler Brennstoffe, insbesondere von Erdgas und Steinkohle, bestimmt. Wichtige Treiber dieses Trends sind die negative konjunkturelle Entwicklung und gestiegene Herstellungskosten, die zu Produktionsrückgängen führten.

Gebäudesektor

Auch im Gebäudesektor konnte eine Emissionsminderung von 8,3 Mio. t CO2e auf rund 102 Mio. t CO2e (− 7,5 %) erreicht werden. Trotz dieser Minderung überschreitet der Gebäudesektor erneut die gemäß Bundes-Klimaschutzgesetz (KSG) erlaubte Jahresemissionsmenge, diesmal um rund 1,2 Mio. t CO2e.

Die aktuelle Budget-Überschreitung geht allerdings nicht auf die ungenügende Minderung in 2023, sondern auf ungenügende Maßnahmen in den Jahren davor zurück. Der Minderungspfad im KSG für den Gebäudesektor beträgt (rechnerisch) 5,1 Mio. t/a CO2e. Insofern wurden von der angehäuften Budgetüberschreitung im Jahr 2023 etwa 3 Mio. t CO2e abgebaut.

Wesentliche Treiber für den Rückgang der Emissionen sind wiederum Energieeinsparungen aufgrund der milden Witterungsbedingungen in den Wintermonaten 2023 und höhere Verbraucherpreise. Auch der Zubau an Wärmepumpen wirkte sich positiv auf die Emissionsentwicklung im Gebäudebereich aus. Beim Energieträger Heizöl ist zu beachten, dass die verkaufte Menge ohne Lagerstandsbereinigung unmittelbar in die Treibhausgasbilanz einfließt.

Umweltbundesamt, 13.03.2024

Verkehrssektor

Im Verkehrssektor wurden 2023 rund 146 Mio. t CO2e ausgestoßen. Damit liegen die THG-Emissionen im Verkehrssektor rund 1,8 Mio. t CO2e (− 1,2 %) unter dem Wert von 2022 und rund 13 Mio. t CO2e über der laut KSG für 2023 zulässigen Jahresemissionsmenge von 133 Mio. t CO2e. Im Vorjahr waren die Emissionen noch leicht angestiegen.

Angesichts der nur geringen Überschreitung im Gebäudesektor ist der Verkehr damit der einzige Sektor, der sein Ziel deutlich verfehlt und sich weiter vom gesetzlich vorgeschriebenen Zielpfad entfernt. Haupttreiber des geringen Emissionsrückgangs sind zudem nicht etwa effektive Klimaschutzmaßnahmen, sondern die abnehmende ⁠Fahrleistung⁠ im Straßengüterverkehr. Verglichen mit 2022 hat der Pkw-Verkehr 2023 dagegen leicht zugenommen. Die im vergangenen Jahr neu zugelassenen Elektrofahrzeuge im Pkw-Bestand wirken hier leicht emissionsmindernd.

„Zum ersten Mal überhaupt zeigen die Zahlen: Deutschland ist auf Kurs – erstmals. Wenn wir Kurs halten, erreichen wir unsere Klimaziele 2030. Dann schließen wir die Klimaschutzlücke! Und das mit einer Wirtschaft, die sich wieder erholt. Das zeigt: Die Anstrengungen lohnen sich, unser Handeln macht einen Unterschied.
Als ich 2021 mein Amt als Wirtschafts- und Klimaschutzminister übernommen habe, klaffte zwischen dem Ziel und den bisherigen Maßnahmen eine riesige Lücke von 1100 Mio. t CO2e. Das Tempo des Klimaschutzes musste sich nahezu verdreifachen. Und es war zu Beginn dieser Regierungszeit mehr als unklar, ob wir es schaffen, auf Zielkurs zu kommen.
Und jetzt können wir die Lücke schließen, wenn wir weiter intensiv daran arbeiten, die notwendigen Maßnahmen umzusetzen. Dabei sind wir nicht in allen Sektoren gleich gut unterwegs – deshalb müssen wir uns in einigen Bereichen noch stärker anstrengen.“ zu Beginn der Legislaturperiode vorhanden war, vollständig geschlossen.“
Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimapolitik

Urban Zintel

„Bei den heute veröffentlichten Emissionsschätzungen handelt es sich um Projektionen, nicht um exakte Daten. Doch diese Projektionen zeigen, dass die Richtung stimmt und die Energiewende im Gebäudesektor deutlich an Fahrt aufgenommen hat. Es verbleibt in 2023 eine, wenn auch sehr kleine, Lücke zu den Sollvorgaben des Klimaschutzgesetzes für den Gebäudesektor. Dem Expertenrat für Klimafragen steht es nun zu, diese Abweichung zu bewerten.
Für unser Haus ist es wichtig, dass die heute gesehenen Erfolge nachhaltig sind. Mit der Umsetzung der Wärmeplanung und der Novelle des Gebäudeenergiegesetzes wird sich der positive Trend nun fortsetzen – in Richtung einer quartiersorientierten klimafreundlichen Wärmeversorgung. Bei der Umsetzung der EU-Gebäuderichtlinie wird das Bauministerium zudem darauf achten, dass die Umsetzungsschritte anhand von tatsächlichen Verbräuchen und nicht auf Basis von Modellen stattfinden. Insbesondere im Bereich der Gebäudeimmobilien sind noch erhebliche Datenerfassungen notwendig.“

Klara Geywitz, Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen

SPD/MK

Projektionsdaten für das Jahr 2030

Aus den am 15. März 2024 veröffentlichten aktuellen UBA-Projektionsdaten 2024 wird im Vergleich zum UBA-Projektionsbericht 2023 deutlich, dass die neuen Klimaschutzmaßnahmen auf nationaler und europäischer Ebene ihre Wirkung entfalten können. Mit einem ambitionierten Ausbau der erneuerbaren Energien bleiben die nationalen Klimaziele bis 2030 sektorübergreifend erreichbar.

Die kumulierte Jahresemissionsgesamtmenge zeigt sektorübergreifend bis 2030 sogar eine Übererfüllung von 47 Mio. t CO2e. Dem Ziel, im Jahr 2030 die THG-Emissionen um 65 % gegenüber 1990 zu mindern, kommt Deutschland mit den aktuell vorgesehenen Maßnahmen demnach sehr nahe.

Wie die Emissionsdaten zeigen auch die aktuellen Projektionsdaten, dass die Klimaschutzanstrengungen in den einzelnen Sektoren unterschiedlich erfolgreich sind. So weist der Verkehrssektor bis 2030 eine kumulierte Minderungslücke von 180 Mio. t CO2e auf. Im Sektor Gebäude werden bis 2030 ebenfalls noch 32 Mio. t CO2e mehr emittiert als vorgesehen.

Der Sektor Energiewirtschaft übertrifft hingegen sein Emissionsziel um 175 Mio. t CO2e, was maßgeblich auf einen gelungenen Ausbau der erneuerbaren Energien bis 2030 basiert. Und dies obwohl er über die Elektrifizierung von Wärme und Mobilität viel mehr Strom zur Verfügung stellen muss. Allerdings ist die Begrifflichkeit „Energiewirtschaft“ zunehmend unzutreffend, da es immer mehr dezentrale Erzeugungsanlagen unterschiedlicher Größenklassen bis zum Prosumer mit eigener Photovoltaik-Anlage und Stromspeicher gibt.

Auch der Sektor Industrie übertrifft laut Projektionsdaten bis 2030 seine gesetzlichen Vorgaben um 37 Mio. t CO2e, dabei geht in den kommenden Jahren die Erholung der Industrie einher mit ihrer Dekarbonisierung. Die Sektoren Landwirtschaft sowie Abfallwirtschaft und Sonstiges übererfüllen ihre Ziele um 29 Mio. t CO2e bzw. um 17 Mio. t CO2e.

Umweltbundesamt, 13.03.2024

Zur Datenlage

Die vorliegenden Emissionsdaten für das Jahr 2023 stellen die gegenwärtig bestmögliche Berechnung dar. Sie sind insbesondere aufgrund der zu diesem Zeitpunkt nur begrenzt vorliegenden statistischen Berechnungsgrundlagen mit entsprechenden Unsicherheiten verbunden. Die Berechnungen leiten sich aus einem System von Modellrechnungen und Trendfortschreibungen der im Januar 2024 veröffentlichten detaillierten Inventare der THG-Emissionen des Jahres 2022 ab. Die vollständigen, offiziellen und detaillierten Inventardaten zu den THG-Emissionen in Deutschland für das Jahr 2023 veröffentlicht das UBA im Januar 2025 mit der Übermittlung an die EU-Kommission.

Die Projektionen sollten nicht als ⁠Prognose⁠ für kommende Jahre missverstanden werden. Für Projektionen werden Modelle eingesetzt, die eine langjährige, plausible Treibhausgasemissionsentwicklung unter den Bedingungen und Annahmen zum Zeitpunkt des Modellierungsstarts projizieren. Auftretenden Sondereffekten und unvorhergesehenen, kurzfristigen Ereignissen, wie z. B. die Energiekrise im vergangenen Jahr, sind methodisch nicht oder nur begrenzt integrierbar. ■
Quellen: Umweltbundesamt, BMWK, BMWSB / jv

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