Die Energieberaterbranche hat sich in den letzten Jahren verändert. Um aufzuzeigen, wo die Branche steht und wie die Zukunftsaussichten sind, haben wir in der diesjährigen Sommerumfrage gefragt: „Wie zukunftsfähig ist die Energieberatung?“ Dabei ging es z. B. um die Entwicklung von Umsatz und Konkurrenz, aber auch um das Durchschnittsalter der Energieberater und die eigene berufliche Perspektive.
Weiterhin sehr viele Selbstständige
Energieberater sind nach wie vor in der Regel Einzelkämpfer. 77 % der Teilnehmer betreiben die Tätigkeit selbstständig, weitere 12 % teilweise selbstständig, teilweise angestellt. Von den selbstständigen Energieberatern haben rund 60 % keinen Mitarbeiter, 20 % eine Person in Teilzeit und 5 % eine Person in Vollzeit beschäftigt. Ebenfalls rund 5 % haben zwei Personen angestellt, mehr Mitarbeiter gibt es nur selten.
Auch angestellte Energieberater arbeiten in eher kleinen Büros bzw. Unternehmen: 69 % haben ein bis zehn Kollegen. Bei 12 % hat der Arbeitgeber 10 bis 50 Mitarbeiter, bei 3 % sind es 50 bis 100 Mitarbeiter und bei 16 % über 100 Mitarbeiter.
Älter und erfahrener
73 % sind schon über zehn Jahre als Energieberater tätig. Abb. 1 zeigt, dass seither aber wenige neu dazu gekommen sind. Vermutlich ist dies in der Einführung der EnEV und dem Energieausweis begründet, die zwischen 2002 und 2007 viele bewegt haben, in die Energieberatung einzusteigen. Vergleichbar starke Impulse gab es danach nicht mehr. Zudem wurde die Auftragslage im Bausektor in den letzten Jahren immer besser, sodass Fachleute in ihren Ursprungsdisziplinen gut ausgelastet waren und wenig Motivation für eine Weiterbildung zum Energieberater bestand.
Damit geht auch einher, dass die Energieberater älter geworden sind (Abb. 2). Bereits 2009 hatten wir nach dem Alter der Energieberater gefragt. Die Kurvenform von damals deckt sich fast mit der von diesem Jahr, allerdings mit einer Verschiebung um zehn Jahre.
Beim Anteil der Energieberatung an der beruflichen Tätigkeit setzt sich der Trend aus den vergangenen Jahren fort (Abb. 3), denn erneut gibt es mehr „Vollzeit-Energieberater“ – mit 27 % der höchste Wert bislang. Im Mittelfeld ist dagegen keine auffällige Änderung zu erkennen.
Deutliche Erhöhung bei Umsatz und Stundensatz
Bereits mehrfach hatten wir nach dem Stundensatz gefragt. In (Abb. 4) ist gut zu erkennen, dass sich dieser über die Jahre hinweg kontinuierlich erhöht hat. Möglicherweise ist dies im Zusammenhang mit der hohen Auslastung der Baufachleute und den insgesamt gestiegenen Baukosten zu sehen.
Eine deutliche Veränderung ist beim Umsatz zu verzeichnen (Abb. 5). Lag er vor zwei Jahren noch bei durchschnittlich 54 235 Euro, so ist er dieses Jahr auf 71 315 Euro gestiegen, was vor allem daran liegt, dass viel mehr Umsätze über 100 000 Euro erzielt werden. Vereinzelt wurden sogar Umsätze von 500 000 Euro angegeben.
Aufträge und Kunden
Heizungstausch ist mit Abstand der häufigste Grund (Abb. 6), eine Energieberatung in Anspruch zu nehmen. Auf Platz zwei liegt dahinter der Fenstertausch.
Die Konkurrenzsituation hat insgesamt nachgelassen. Nach wie vor sind andere Energieberater in den meisten Fällen die Mitbewerber (Abb. 7). Die Entwicklung ist vermutlich auf die hohe Auslastung aller Baubeteiligten in den vergangenen Jahren zurückzuführen. Die BAFA-geförderte Energieberatung für Wohngebäude wurde im Herbst 2017 für Handwerker und Stadtwerke geöffnet. Die Befürchtung von Energieberatern, dass damit die Konkurrenz stark zunimmt, hat sich offensichtlich nicht bewahrheitet.
84 % sind in der Energieeffizienz-Expertenliste eingetragen, 6 % sind nicht mehr gelistet, die restlichen 10 % waren dort noch nie aufgeführt.
Auf die Frage, ob die Befragten anstreben, die Zahl ihrer Energieberatungen zu erhöhen, wurde folgendermaßen geantwortet:
- Ja, daran arbeite ich aktiv: 22 % (24 %, Januar 2018)
- Das lasse ich auf mich zukommen: 32 % (27 %, Januar 2018)
- Nein, bin mit der derzeitigen Anzahl aufgrund anderer Aufträge zufrieden bzw. ausgelastet: 35 % (25 %, Januar 2018)
- Nein, weil mir der Aufwand dafür im Verhältnis zum erzielbaren Ertrag zu hoch ist: 11 % (24 %, Januar 2018)
Auch hier zeigen sich Auswirkungen durch die hohe Auslastung, denn gegenüber dem Ergebnis der Frage des Monats im Januar 2018 ist weniger aktive Marktbearbeitung zu erkennen.
Bei den Auftragsquellen für Energieberatungen nimmt seit Jahren die Empfehlung durch andere Kunden den ersten Platz ein, gefolgt von Kooperationen mit anderen Baubeteiligten (Abb. 8). Der persönliche Kontakt ist also nach wie vor wichtig für die Auftragsgenerierung. Online spielt die Energieeffizienz-Expertenliste die bedeutendste Rolle, gefolgt von der eigenen Internetseite der Energieberater. Über soziale Medien kommen hingegen kaum Aufträge. Die Frage nach den Auftragsquellen hatten wir bereits in den Umfragen 2015 (siehe GEB 10/2015) und 2016 (siehe GEB 09/2016) gestellt, allerdings mit weniger Antwortoptionen, sodass die Ergebnisse nicht ganz vergleichbar sind. Am generellen Ranking hat sich jedoch nichts Wesentliches verändert.
Rückblick: Veränderungen in den vergangenen Jahren
Gefragt wurde auch, wie sich die Art der Energieberatungen in den letzten fünf Jahren verändert hat. Darauf gab es sehr unterschiedliche Antworten (Abb. 9). Manche haben keine Veränderung wahrgenommen, manche eine verbesserte, andere eine schwierigere Geschäftslage. Viele Teilnehmer berichteten von weniger „BAFA-Beratungen“, also BAFA-geförderten Energieberatungen für Wohngebäude, dafür mehr KfW-Baubegleitungen. Dies hatte sich bereits in GEB-Umfragen der letzten Jahre gezeigt. Auch ganzheitliche Beratungen seien immer weniger nachgefragt, weil Sanierer oft schon konkrete Wünsche haben. Erwähnt wurde auch der höhere Aufwand bei den Berechnungen für die Energieberatungen.
Zukunftsperspektiven
63 % der Befragten wollen auch in den nächsten Jahren als Energieberater arbeiten. 22 % möchten das je nach der Auftragslage entscheiden. Nur wenige planen, sich aus der Energieberatung aus Altersgründen (5 %) oder aus wirtschaftlichen Gründen (3 %) zurückzuziehen. 6 % haben darüber noch nicht entschieden. Einige merkten an, dass es ihnen wichtig ist, mit ihrer Arbeit zur Energiewende und zum Klimaschutz beizutragen.
Passend dazu sieht das Ergebnis auf die Frage aus, was Energieberater für ihr Energieberatungsbüro planen, wenn sie das Rentenalter erreicht haben. 47 % wollen weiterarbeiten, solange es geht, 12 % möchten das Büro an einen Nachfolger übergeben, 13 % möchten das Büro schließen und gut 28 % lassen dies noch offen.
Fazit
Motiviert, umweltbewusst, gut ausgelastet und allmählich älter geworden – so lässt sich die „Generation Energieberatung“ kurz beschreiben, die den Kern der Branche bildet. Erfreulicherweise ist die finanzielle Situation der Energieberater deutlich besser als vor einigen Jahren, aber die Nachfrage nach ganzheitlichen Energieberatungen hat nachgelassen und es fehlt an Neueinsteigern. Doch für die Energiewende braucht es die Energieberater-Branche, und diese wiederum braucht Impulse aus der Klima- und Energiepolitik.
Die Ergebnisse der Umfrage stehen auch auf www.geb-info.de unter dem Webcode 1400 zur Verfügung. Wie denken Sie über die Ergebnisse? Schreiben Sie uns Ihre Meinung an grossmann@geb-info.de oder diskutieren Sie mit uns im Forum. Die GEB-Redaktion bedankt sich bei allen, die mitgemacht haben!
Auf die Umfrage wurde von der Redaktion über das Heft, den Newsletter und die Website aufmerksam gemacht. Die Umfrage wurde in Kooperation mit den beiden Verbänden GIH (Gebäudeenergieberater Ingenieure Handwerker) und DEN (Deutsches Energieberater-Netzwerk) durchgeführt, die in ihren Newslettern auch darauf hingewiesen hatten. Die Teilnahme war freiwillig und ohne Vorauswahl, weshalb die Ergebnisse nicht repräsentativ sind, sondern lediglich die Struktur der Umfrageteilnehmer/innen spiegeln.
Stand: 27. August 2019, 531 Teilnehmer (TN).