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Klassifizierungen nach Baujahr machen angreifbar

Auf einem Vortrag vor Mitgliedern des Ring Deutscher Makler im April letzen Jahres habe ich genau über dieses Thema referiert. In der Vorbereitung zum Vortrag habe ich recherchiert, und mich mit dem Vortragsreisenden eines großen Abrechners über Vor- und Nachteile unterhalten. In meinem Vortrag habe ich die beide Varianten dena-Energiepass (bedarfsbezogen) und ista-Energiepassentwurf (verbrauchsbezogen) nebeneinander gestellt. Folgende zwei Aussagen möchte ich hier zur Diskussion stellen:

  • Beim verbrauchsorientierten Energiepass erscheint Leerstand als „energetisch optimal“.
  • Viele Mieter mit überhitzten Wohnungen lassen eine Immobilie trotz guter Dämmung in „schlechtem Licht“ erscheinen

Der jährlich für 20 bis 25 Euro zu erneuernde verbrauchsorientierte Energiepass kostet in 10 Jahren auch 200 bis 250 Euro. Die „Modernisierungstipps“ des ista-Energiepassentwurfs gebe ich hier unkommentiert wieder:

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Modernisierungstipp:
Der Energieverbrauch dieses Gebäudes liegt .... % unter dem Durchschnittsverbrauch vergleichbarer Gebäude. Unsere Empfehlung: Diese Liegenschaft benötigt weniger Energie als vergleichbare Gebäude. Es gibt jedoch auch hier Möglichkeiten, um künftig weniger Energie zu verbrauchen. Die Senkung des Energieverbrauches erhöht den Wert und die Attraktivität ihrer Immobilie und schützt Natur und Umwelt. Es muss aber nicht gleich eine aufwendige Wärmedämmung oder Fenstersanierung sein. Durch richtiges Heizen und Lüften lässt sich schon ein erheblicher Anteil des Energieverbrauches einsparen. Wie viel Energie ein Gebäude benötigt, hängt von vielen Faktoren ab, wie z.B. dem Alter des Gebäudes und der Heizanlage, die regionale Lage, die Steuerung und Regelung und die Wärmedämmung von Wänden und Fenstern. Bitte beachten Sie auch, dass der Energieverbrauch eines Gebäudes insbesondere bei kleineren Objekten vom Heizverhalten der Bewohner signifikant beeinflusst wird.
---- Zitat Ende----

Den Zwischenruf eines der Teilnehmer „Was soll ich denn damit?“ habe ich im Raum stehen gelassen. Mag er zur Meinungsbildung beitragen.

Wie kann man die aufgezeigten Probleme lösen?
Indem man sich davon löst, eine möglichst genaue „Verbrauchsprognose“ als Ziel des Energiepasses zu definieren. Zunächst gilt es zu klären ob das Kind das im Winter auf der Straße spielt, ein Mäntelchen oder nur ein T-Shirt anhat. Hat es auch vernünftige Schühchen an, und hat es eine Mütze auf? Man kann auch nachsehen ob es Handschuhe anhat, und ob in dem Mäntelchen ein Loch ist. Dabei ist die Frage ob das kleine hungrige Kind mehr oder weniger friert als das etwas dickere Kind mit der warmen Suppe im Bauch, zunächst zweitrangig. In dem Rahmen aufzuzeigen wie viel weniger ein Gebäude an Energie, im Verhältnis zu einem angenommen Wetter und einem angenommenen Nutzerverhalten, benötigt ist deshalb relevant, weil es sich proportional zum Nutzerverhalten auswirkt. Wer viel heizt, spart relativ viel Energie, wer wenig heizt, spart auch weniger. Gespart wird immer proportional, und dabei spielt es eine etwas untergeordnete Rolle, ob die Zahlenwerte exakt übereinstimmen. Hauptsache die Verhältnisse von Kosten und Einspareffekten der vorgeschlagenen Energiesparmassnahmen untereinander geben dem Eigentümer Entscheidungshilfen, wie er den Wert seiner Immobilie erhalten oder steigern will. So kann er sein Angebot gezielt am Markt platzieren.

Wie reproduzierbar ist ein Energieausweis?
Wenn die technischen Angaben gleich sind, müssten die verschiedenen Softwareprogramme zu mindestens ähnlichen Ergebnissen kommen. […] Je genauer die Untersuchung ist (und das kostet Zeit und Geld), desto genauer ist das Ergebnis. Je mehr wir uns auf „Klassifizierungen“ nach Baujahr oder sonst wie geartete Annahmen einlassen, um so mehr wird der bedarfsbezogene Energiepass angreifbar. Als Architekt vermag ich keine Ähnlichkeit in meinen Entwürfen sehen, was die Anzahl, Größe und Himmelsrichtung von Fenstern angeht, nur weil die Gebäude in derselben Dekade gebaut wurden. Der Energiepass muss! von qualifizierten Erstellern durchgeführt werden und finanziell so ausgestattet sein, dass ein vernünftiges Maß an Gebäudeaufnahme erfolgen kann.

Welche Konsequenzen sind zu fordern?
Weg von Pauschalannahmen nach statistischen Erhebungen, hin zu qualifizierter Gebäudeaufnahme und Abgleich mit tatsächlichen Verbräuchen, unter Berücksichtigung evtl. vorliegender Besonderheiten. (Nutzerverhalten Leerstand etc.) Zur Einordnung der gefundenen Ergebnisse können statistische Erhebungen einen sinnvollen Beitrag leisten.

Der Inhalt dieser Seite gibt eine Lesermeinung wieder und entspricht nicht zwangsläufig auch der Meinung der GEB-Redaktion.