„Was klimapolitisch verständlich ist, kann planerisch gravierende Folgen nach sich ziehen“, kritisiert der GIH-Vorsitzende Jürgen Leppig den bevorstehenden Förderstopp beim Effizienzhaus 55. Er versteht zwar den energiepolitischen Ansatz der Entscheidung: Jetzt gebaute 55er-Häuser werden vermutlich in den kommenden Jahrzehnten energetisch nicht weiter verbessert. Um die Klimavorgaben der EU zu erfüllen, muss im Neubaubereich aber möglichst schnell der Sprung auf die Effizienzstufe 40 geschafft werden. Allerdings stellt die plötzliche Entscheidung die Branche laut Leppig vor massive Probleme: „Eine Förderung, die erst im Juli 2021 ins Leben gerufen wurde, zum Februar 2022 schon wieder einzustellen, lässt alle üblichen Planungshorizonte außer Acht.“ Mit Blick auf die neue Förderung seien seit Sommer des vergangenen Jahres viele zu einem damals politisch noch salonfähigen 55-er Standard beraten worden. Nicht wenige müssten daher umplanen: „Das bedeutet: Entweder mehr Zeit und Geld in die Hand nehmen und mit Hilfe der Energieexperten rasch auf den 40-er-Standard zielen oder aber auf staatliche Unterstützung verzichten, energetische Ambitionen zurückschrauben und nur die gesetzlichen Mindestanforderungen umsetzen, die aktuell in etwa dem Effizienzhausstandard 70 entsprechen.“ Leppig erwartet, dass es vermehrt Fälle geben wird, in denen die schnelle Streichung der Mittel zu energetisch schwächeren Lösungen führt.
Effizienzhaus 55: GIH fordert Förderfriständerung
Das größte Problem sieht der GIH jedoch darin, dass die häufigen und kurzfristigen Änderungen in der Förderlandschaft jeglichen Glauben an die Verlässlichkeit unterminieren: Bauherren und Planer würden demotiviert, langfristige Projekte zu starten. Energieberaterinnen und Energieberater würden unter Glaubwürdigkeitsverlust leiden und müssten begonnene Projekte überarbeiten. „Was wir brauchen sind verlässliche und langfristig gedachte Förderbedingungen, die von vornherein geeignet sind, verbindliche Einsparziele zu erreichen“, sagt Leppig. Um bereits begonnene Projekte nicht zu gefährden, fordert er, als Frist für die 55-er-Förderung nicht den Zeitpunkt der Förderantragstellung, sondern des Bauantrags anzusetzen. Das würde in laufenden Projekten für die notwendige Luft sorgen. Außerdem sollte der Gesetzgeber garantieren, dass die neuen Förderbedingungen verlässlich sind und über einen langen Zeitraum gültig bleiben. Quelle: GIH / jb
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