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Neubauförderung schon zum Start in der Kritik

Vor gut einem Jahr hat die Bundesregierung die Neubauförderung gestoppt, nun geht es weiter. 1,1 Milliarden Euro stehen für die Neubauförderung zur Verfügung. 350 Millionen gehen an private Bauvorhaben, der Rest ist für gewerbliche Antragsteller.

Der Energieberatendenverband GIH hält die Förderkonditionen für wenig attraktiv. Grundsätzlich teile man zwar den Ansatz, durch ressourcenschonendes Bauen zu mehr Nachhaltigkeit zu kommen, und halte auch die Zweistufigkeit der Anforderungen für sinnvoll.

Konditionen sind für Bauherren nicht attraktiv

Allerdings seien die Konditionen für Bauherren nicht attraktiv, kritisiert der GIH-Vorsitzende Jürgen Leppig. Es gibt weder eine Zuschussvariante noch Tilgungszuschüsse. „Nur zinsverbilligte Kredite mit relativ niedrigen förderfähigen Kosten dürften viele potenzielle Bauherren abschrecken“, fürchtet er. Mit Kredithöchstbeträgen von 100.000 Euro pro Wohneinheit komme man bei einem Effizienzhaus 40 mit der Anforderung einer Lebenszyklus-Analyse jedenfalls nicht sehr weit.

Außerdem vermisst der GIH-Bundesvorsitzende in der neuen Richtlinie den bisherigen Zuschuss von 50 Prozent für Fachplanung und Baubegleitung. Dieser ist in der Richtlinie nach GIH-Lesart in den niedrigen förderfähigen Kosten des Kredits mit Zinsverbilligung integriert.

Andreas Mattner, Präsident des Zentralen Immobilien Ausschuss (ZIA) geht davon aus, dass zehn Milliarden Euro nötig wären, um die Wende im Neubau zu schaffen. Auch der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW) sieht die erneuerten KfW-Förderungen ähnlich kritisch: „Mit dieser Förderung werden wir es auch 2024 nicht schaffen, 400.000 Wohnungen zu bauen.“ Das Ziel von 400.000 Wohnungen pro Jahr hatte die Bundesregierung im Koalitionsvertrag festgehalten. Das Volumen und die ausschließliche Ausrichtung auf den sogenannten Effizienzhaus-40-Standard seien laut GdW „nicht geeignet, um angesichts explodierender Preise beim bezahlbaren Wohnungsbau etwas zu bewirken“.

Zuschüsse gibt es für öffentliche Träger

Bauherren können über vergünstigte Kredite maximal 150.000 Euro pro Wohnung erhalten. Wohngebäude, die kein Nachhaltigkeitssiegel erhalten, werden mit höchstens 100.000 Euro pro Einheit gefördert. Direkte Zuschüsse erhalten nur Kommunen und Landkreise etwa für den Bau von Wohnungen, Kitas oder Schulen.

Neben der Wiederaufnahme der KfW-Förderung hat Bundesbauministerin Klara Geywitz eine neue Eigentumsförderung für Familien ab Juni 2023 angekündigt. Berechtigt sind Familien mit bis zu 60.000 Euro Jahreseinkommen plus 10.000 Euro je Kind. Diskutiert wurde in einer Anhörung im Bundestag auch über einen Steuerfreibetrag bei der Grundsteuer beim Ersterwerb von Wohnungen. Peter Wegner, Vizepräsident des Verbandes Wohneigentum, forderte, die Nebenkosten für den Erwerb zu reduzieren. An aller erster Stelle stehe da die Abschaffung der Grunderwerbsteuer beim Ersterwerb – auch mit einer Freibetragslösung könne er aber leben. Festzustellen sei, dass die derzeit hohen Haushaltskosten in den jungen Familien einen Kapitalaufbau verhinderten. Es brauche also ein Zuschussprogramm. Die für Mitte 2023 angekündigte Eigentumsförderung für Familien sei zu begrüßen, müsse jedoch auf Bestandserwerb ausgeweitet werden, sagte er.

Zinskonditionen

Am 01. März 2023 wurden die Zinskonditionen rund um die Förderung bekannt: So ermöglicht eine hohe Zinsverbilligung beispielsweise einen effektiven Endkundenzins in Höhe von 0,90 % p.a. bei einer Kreditlaufzeit von 35 Jahren und einer Zinsbindung von 10 Jahren. Wer wiederum einen Förderkredit mit einer kurzen Kreditlaufzeit von 10 Jahren bei einer 10-jährigen Zinsbindung beantragt, kann aktuell sogar einen effektiven Endkundenzins in Höhe von 0,01 % p.a. erhalten. Die tagesaktuellen Zinskonditionen können unter www.kfw.de/konditionen eingesehen werden. Die Förderung wird in zwei Stufen vergeben:

Klimafreundliches Wohngebäude / Nichtwohngebäude: Die Stufe Klimafreundliches Wohngebäude / Nichtwohngebäude wird erreicht, wenn ein Effizienzhaus 40 die Anforderung Treibhausgasemissionen im Gebäudelebenszyklus für den Neubau von Wohngebäuden des Qualitätssiegels Nachhaltiges Gebäude Plus (QNG-PLUS) erfüllt und nicht mit fossilen oder biogenen Energieträgern beheizt wird. Wer diese Anforderung erfüllt, kann von der KfW-Bank einen vergünstigten Kredit i. H. von 100 000 Euro erhalten.

Klimafreundliches Wohngebäude / Nichtwohngebäude – mit QNG: Die Stufe Klimafreundliches Wohngebäude / Nichtwohngebäude – mit QNG wird erreicht, wenn für ein Effizienzhaus 40 ein Nachhaltigkeitszertifikat ausgestellt wird, das die Übereinstimmung der Maßnahme mit den Anforderungen des „Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude Plus“ (QNG-PLUS) oder „Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude Premium“ (QNG-PREMIUM) bestätigt. Wer diese Anforderung erfüllt, kann einen Kredit in Höhe bis zu 150 000 Euro erhalten.

Bauherren von Nichtwohngebäuden können max. 10 Mio. Euro zinsverbilligte Kredite erhalten (bis zu 2000 Euro pro Quadratmeter Nettofläche). Bei Vorliegen des QNG-Standards steigt der zinsverbilligte Kredit auf max. 15 Mio. Euro (bis zu 3000 Euro pro Quadratmeter Nettogrundfläche). ■
Quelle: BMWBS, KfW / jv

In Deutschland fehlten Ende 2022 zirka 700.000 Wohnungen

Die Wohnungsnot ist größer als bislang angenommen. Laut einer Studie des Bündnisses Soziales Wohnen  fehlten Ende 2022 rund 700.000 Wohnungen. Es ist davon auszugehen, dass 2022 zirka 280.000 neue Wohnungen entstanden sind, 2023 könnten es noch weniger sein. Das reale Bauvolumen sei 2022 um zwei Prozent gesunken, konstatiert eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Für das laufende Jahr geht das Institut von einem Rückgang in ähnlicher Höhe voraus. Überproportional von den Rückgängen betroffen ist demnach der Wohnungsbau. Erst 2024 werde das Bauvolumen inflationsbereinigt wieder im Plus liegen.

Der deutsche Bausektor werde im Zeitraum 2021 bis 2025 stagnieren aufgrund des Auslaufens der langjährigen Aufwärtsentwicklung im Wohnungsbau, schätzt Ludwig Dorffmeister, Fachreferent für Bau- und Immobilienforschung des ifo-Instituts. Der große Bauüberhang und die langen Projektrealisierungszeiten werden den Neubaumarkt zwar vorerst stabilisieren, ab 2024 dürften die Folgen der großen Zurückhaltung aufseiten der Projektentwickler, „Häuslebauer“ und Wohnungsunternehmen aber immer stärker durchschlagen. Seine Prognose: „Für das laufende Jahr ist im Wohnungssektor, der ja auch Baumaßnahmen an bestehenden Gebäuden umfasst, noch ein kleines Plus denkbar. Danach geht es bergab.“

Forscherinnen und Forscher des Deutschen Instituts für Wirtschaftsförderung (DIW) fordern einen Strategiewechsel: Die Förderung müsse sich stärker auf die „Nachverdichtung im Bestand“ fokussieren, um bezahlbaren neuen Wohnraum gerade in den Ballungsräumen zu schaffen. Quellen: DIW, GIH, HIB , ZIA / pgl

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