„Seit jeher fordern wir, dass bei der Energieeffizienz im Gebäudebereich die langfristige Verlässlichkeit der Fördermittelgesetzgebung entscheidend ist. Und nun das: Obwohl die Bundesregierung in ihrem Koalitionsvertrag mit einem Klimaschutzsofortprogramm sogar Verbesserungen versprochen hat, stehen wir nun vor einem fördertechnischen Scherbenhaufen. Ein herber Schlag nicht nur ins Kontor der Energieberatungsbranche, sondern auch eine Katastrophe für alle Kunden, die quasi über Nacht auf oft wertlos gewordenen Planungsunterlagen sitzen“, so Leppig. Der GIH-Vorsitzende ist sich sicher, dass der auf Kundeseite entstandene Vertrauensverlust langfristige Folgen haben wird.
Energieberater rechnen mit drastischem Umsatzrückgang
Auch eine Mitgliederumfrage des GIH, die spontan umfangreiche Beteiligung erhalten hatte, kommt zu einem klaren Ergebnis: Der Förderstopp wird massive, teils existenzielle Auswirkungen auf die Beratungsbranche sowie deren Kunden haben. Von den 500 teilnehmenden Energieberatern rechnen rund 90 Prozent mit teilweise schwerwiegenden Umsatzrückgängen, mehr als die Hälfte denkt darüber nach, Mitarbeiter zu entlassen oder mit der Energieberatung aufzuhören. Während knapp zwei Drittel befürchten, dass enttäuschte Kunden ihre offenen Rechnungen nicht bezahlen, sorgt sich ein Drittel sogar um die eigene Liquidität.
Diskussion dazu auch im Forum des GEB
Auch für das Baugeschehen zeichnet die Umfrage ein düsteres Bild: Viele Energieberater gehen davon aus, dass bereits geplante Neubauvorhaben ad acta gelegt oder weniger energieeffizient ausgeführt werden. Die befragten GIH-Mitglieder geben an, dass nun pro Beratendem im Durchschnitt 36 fertig geplante Wohneinheiten nicht mehr nach den Effizienzhaus-Standards 55 oder 40, sondern nach dem schlechteren gesetzlichen GEG-Standard (entspricht in etwa EH 75) gebaut werden.
GIH warnt vor schlechter ausgeführten Wohnungen
„Wir gehen davon aus, dass aufgrund der schlechteren Standards jährlich pro Wohneinheit eine halbe bis ganze Tonne CO2 mehr emittiert wird“, schätzt Leppig und rechnet vor: „Verallgemeinert man den Wert der befragten GIH-Berater auf alle 2.600 Verbandsmitglieder, sprechen wir schon von fast 100.000 weniger energieeffizient ausgeführten Wohnungen. Was wiederum unnötige CO2-Emmissionen zwischen 50.000 und 100.000 Tonnen pro Jahr bedeutet – kann man sich die leisten, wenn man 2045 klimaneutral sein will?“
Dass das Gros der Umfrageteilnehmer eine schnelle Rückkehr zur Effizienzhausförderung fordert, ist laut Leppig vor diesen Hintergründen mehr als verständlich: „Zum Glück hat Klimaschutzminister Habeck bereits angekündigt, dass die Förderung zu veränderten Konditionen demnächst wieder anlaufen soll.“ Dem GIH-Vorsitzenden wäre es aber wichtig, dass die Politik bei der Ausgestaltung der neuen Förderrichtlinien auf die Praxis hört. So sprachen sich beispielsweise knapp zwei Drittel der GIH-Mitglieder für eine Förderung nach EH 40-Standard aus. Quelle: GIH / pgl
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