Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Baugenehmigungen um 3,3 Prozent auf 380 914 Wohnungen gestiegen. Mehr genehmigte Wohnungen in einem Jahr hatte es zuletzt 1999 mit 437 084 gegeben. Das meldet das Statistische Bundesamt (Destatis). Vor allem Doppelhäuser und Einfamilienhäuser mit Einliegerwohnung haben für den Zuwachs gesorgt. Die Zahl der Baugenehmigungen stieg um ein Viertel. Destatis führt die Entwicklung auf das Auslaufen des Baukindergeldes im ersten Quartal 2021 und auf das Ende der Förderung von Häusern der Energieeffizienz-Stufe 55 zurück. Die Zahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser stieg im Jahr 2021 dagegen lediglich um 0,9 Prozent, die neu genehmigter Wohnungen in Mehrfamilienhäusern um 2,2 Prozent. Der Preisanstieg für Baumaterialien hat die Entwicklung zur zweiten Jahreshälfte 2021 bereits abgeschwächt. Destatis weist darauf hin, dass die Zahl der Bauvorhaben, die zwar genehmigt, aber noch nicht begonnen oder abgeschlossen wurden, seit einigen Jahren zunimmt. Aufschluss über die tatsächliche Entwicklung der Bautätigkeit im Jahr 2021 wird daher erst die Statistik zu den Baufertigstellungen geben, die das Statistische Bundesamt voraussichtlich Mitte dieses Jahres veröffentlicht.
IG Bau fordert Umbau-Offensive
Die Gewerkschaft IG Bau sieht die Zahlen skeptisch: „Der Nachholbedarf beim Neubau von Wohnungen ist schon jetzt enorm – und die Zahl der Wohnungen, die gebraucht werden, wird steigen“, kommentiert Robert Feiger Bundesvorsitzende der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU), vor allem im Hinblick auf die zunehmende Zahl an Geflüchteten aus der Ukraine. Er fordert eine Umbau-Offensive, weil der Umbau neue Wohnungen ohne zusätzliches Bauland, ohne langwierige Planungsverfahren und mit geringen ökologischen Belastungen schaffe. Notwendig seien vor allem mehr Dachaufstockungen von Wohnhäusern, für On-Top-Etagen auf Geschäftshäusern, auf Büro- und Verwaltungskomplexen, auf Parkhäusern und Einkaufsmärkten sowie der Umbau von Büros zu Wohnungen.
Baustoffbranche plädiert für geringeren Energiestandard im Wohnungsbau
Katharina Metzger, Präsidentin des Bundesverbands Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB), nimmt ebenfalls an, dass sich der Krieg in der Ukraine auf den Wohnungsbau in Deutschland auswirken wird: „Menschen, die aus der Ukraine fliehen, kommen zu uns nach Deutschland. Sie brauchen eine Wohnung – viele vorübergehend. Ein Großteil aber auch dauerhaft, wenn sie sich fest für ein Leben in Deutschland entscheiden.“ Auf diese Situation müsse sich die Bundesregierung pragmatisch einstellen. Für Metzger bedeutet das, nicht zu hohe Energiestandards im Wohnungsbau zu fordern. Beim Neubau genüge der Effizienzhaus-Standard 70, bei der Sanierung das Effizienzhaus 115. Das Energieeffizienzhaus 40 bezeichnet sie als eine Utopie, die mit Blick auf die erforderlichen Arbeitskräfte und vor allem wegen dafür der notwendigen Förderung nicht realistisch erscheine. Quelle: Destatis / IG Bau / BGB / jb
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