Bereits heute könnten die Hälfte der Einfamilienhäuser in Europa technisch mit einer Kombination aus Photovoltaik und Batteriespeichern energieautark werden. Bis zum Jahr 2050 könnten durch Mehrinvestitionen von 50 Prozent mehr als zwei Millionen Gebäude das Netz verlassen. Das haben Untersuchungen des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) und Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH Zürich) ergeben. "Unter heutigen Bedingungen sind 53 Prozent der 41 Millionen Gebäude technisch in der Lage, sich unabhängig von externer Infrastruktur allein durch die Nutzung der lokalen Sonneneinstrahlung auf dem Dach zu versorgen, und dieser Anteil könnte aufgrund verbesserter Technologien bis 2050 auf 75 Prozent steigen“, sagt ETH-Professor Russell McKenna. Ein großes Potenzial für energieautarke Wohngebäude sehen die Forschenden vor allem in Regionen mit geringen saisonalen Wetterschwankungen wie beispielsweise in Spanien oder mit hohen Strompreisen wie in Deutschland.
Wie sich Energieautarkie auf das Stromnetz auswirkt
Welche Auswirkungen eine mögliche großflächige Verbreitung energieautarker Versorgungssysteme auf das europäische Energiesystem hätte, wollen die Forschenden in weiteren Arbeiten zwar noch genauer analysieren, sie vermuten aber einen positiven Effekt: „Teilautarke Wohnhäuser könnten in Zukunft dazu beitragen, das übergeordnete Energiesystem zu stabilisieren. Ein weniger stark ausgeprägtes Nachfrageprofil der Haushalte könnte etwa die Nachfrage nach Spitzenlastkraftwerken dämpfen“, erklärt Elias Naber vom Institut für Industriebetriebslehre und Industrielle Produktion des KIT. Allerdings müsste dann verhindert werden, dass sich Gebäudeeigentümerinnen und -eigentümer komplett vom Netz abkoppeln – etwa indem sie für netzfreundliches Verhalten mit speziellen Strompreistarifen belohnt würden. Quelle: KIT / jb