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Solarthermie kommt groß raus

Hört sich zahlenmäßig nach wenig an, bringt aber leistungsmäßig viel. Im vergangenen Jahr 2024 sind in Deutschland drei solarthermische Großanlagen in Betrieb gegangen: mit 1,2 Megawatt Leistung in Häusern in Baden-Württemberg, mit 1,4 Megawatt in Ammerbuch-Breitenholz ebenfalls in Baden-Württemberg sowie mit 4,5 Megawatt in Sondershausen in Thüringen. 61 solare Wärmenetze mit zusammengerechnet 121 Megawatt sind damit Stand März 2025 in Deutschland in Betrieb.

Und demnächst wird noch mehr Sonnenwärme durch die Leitungen von Versorgungsnetzen fließen. Denn für 16 weitere Anlagen sind bereits Aufträge vergeben oder sie befinden sich schon im Bau. Diese Solarthermieanlagen werden laut dem Forschungsinstitut Solites, das seit 2005 solare Fernwärmeprojekte berät, begleitet und dokumentiert, nach Inbetriebnahme voraussichtlich bis 2026 weitere 135 Megawatt Solarleistung bereitstellen, womit sich die gesamt installierte Solarthermiepower im Vergleich zum Jahr 2024 mehr als verdoppeln wird. Das ist zum großen Teil den neuen Großanlagen in Leipzig (45,5 Megawatt), Bad Rappenau (20,2 Megawatt), Stralsund (17,1 Megawatt, Steyerberg (9,6 Megawatt) und Tübingen (8,5 Megawatt) zu verdanken.

Wärmewende braucht mehr Solarthermie

Solare Nah- und Fernwärme in Deutschland (Stand: März 2025)

Solites

Solare Nah- und Fernwärme in Deutschland (Stand: März 2025)

Trotz der Zahlen reicht Solites-Institutsleiter Dirk Mangold die Geschwindigkeit beim Ausbau solarer Wärmenetze nicht aus: „Obwohl die genannte Verdoppelung der Bruttokollektorfläche sehr positiv ist, muss für das Gelingen der Wärmewende eine deutliche Beschleunigung in Anlagenprojektierung und -genehmigung erfolgen.“ Denn bei der Planung der genannten Anlagen hätte es zum Teil mehrere Jahre administrativen Vorlaufs gebraucht, wovon ein Großteil auf die Bereitstellung von geeigneten Flächen, die Baurechtschaffung und Genehmigung entfallen sei.

Mangold steht mit seiner Einschätzung nicht alleine da. In der Studie „Perspektive der Fernwärme“ hat das Beratungsunternehmen Prognos für den Energieeffizienzverband AGFW untersucht, wie ein klimafreundlicher Umbau der Wärmenetze in Deutschland gelingen könnte. Demnach müsste die Solarthermie bis 2045 im deutschen Fernwärmemix jährlich vier Terawattstunden bereitstellen. Das entspricht zwar nur gut zwei Prozent des Bedarfs für Wärmenetze, bedeutet jedoch umgerechnet eine Leistung von sieben Gigawatt. Um dies zu erreichen, müssten jedes Jahr 350 Megawatt Kollektorleistung neu in Betrieb gehen. Wie erwähnt: Bislang sind es insgesamt erst 121 Megawatt.

Kommunale Wärmeplanung könnte Solarthermie voranbringen

Große Hoffnungen setzt Anna Laura Ulrichs, Stadtplanerin bei Solites, auf die gesetzlichen Regelungen, die einen vermehrten Einsatz von erneuerbaren Energien in Wärmenetzen vorsehen: „Die weitere Marktentwicklung wird grundsätzlich positiv von der Einführung der kommunalen Wärmeplanung auf Bundesebene beeinflusst werden.“ Ob die bereits abgeschlossenen Wärmeplanungen mit Solarthermie allerdings schnell umgesetzt werden könnten, hänge vor allem von den politischen Rahmenbedingungen der neuen Bundesregierung und der Ausgestaltung der notwendigen Investitionsfördermittel ab. „Da ist insbesondere die Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW) zu nennen, die nach heutigem Stand nur noch bis September 2028 läuft“, erklärt Ulrichs.

Sie weist darauf hin, dass die neue Bundesregierung in ihrer Legislaturperiode die europäische Richtlinie REDIII in nationale Gesetzgebung überführen muss. Um den Ausbau der erneuerbaren Energien massiv zu beschleunigen, müssen sogenannte Beschleunigungsgebiete im deutschen Planungsrecht eingefügt werden. Erste Entwürfe sehen große Änderungen auf Ebene der kommunalen Flächennutzungsplanung vor: Solarenergie-Infrastrukturen und Wärmespeicher könnten zukünftig ohne Vorliegen eines Bebauungsplans umgesetzt werden. Mithilfe der neuen Gebietstypen „Solarenergiegebiet“ und „Beschleunigungsgebiet“ aus dem neuen Baugesetzbuch §§249b und c könnte Baurecht gleich im Flächennutzungsplan geschaffen werden. Dies würde Ulrichs zufolge die Realisierung von großer Solarthermie für Wärmenetze deutlich vereinfachen, falls die Kommunen das neue planungsrechtliche Werkzeug nutzen. Quelle: Solites / jb

Gentner Energy Media GmbH

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