Die Energiekosten in Deutschland sind innerhalb eines Jahres so stark wie noch nie seit der Jahrtausendwende gestiegen. Die Kosten für Heizung, Strom und Sprit legten auf Jahressicht um 19 % zu. Das zeigt eine Analyse des Vergleichsportals Verivox.
Die Energiekosten für einen Musterhaushalt lagen im August 2021 bei 4063 Euro/a. Im August 2020 kostete die gleiche Menge Energie noch 3411 Euro. Damit sind die Ausgaben für Energie innerhalb von zwölf Monaten um 19,1 % gestiegen. Die Haushaltskasse eines Drei-Personen-Musterhaushalts wird mit 652 Euro/a zusätzlich belastet.
„Die Kosten für Heizung, Strom und Sprit liegen aktuell auf dem höchsten Stand seit 2012. Damals erreichten die Preise an den Tankstellen und bei den Heizölhändlern einen historischen Höchstwert“, berichtet Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox.
Heizölpreis um 53 % gestiegen
Das Heizen mit Öl verteuerte sich auf Jahressicht um 53,4 %. Wurden für 2000 l Heizöl im August 2020 noch 888 Euro fällig, waren es ein Jahr später bereits 1362 Euro.
Auch bei Erdgas ist ein deutliches Preisplus zu verzeichnen. Hier stiegen die Kosten für 20.000 kWh von 1091 auf 1256 Euro. Das entspricht einer Steigerung von 15,2 %. Zuletzt war Gas im Januar 2016 so teuer. Da mehr Haushalte mit Gas als mit Heizöl heizen, sind die Heizkosten im mengengewichteten Durchschnitt aktuell „nur“ 26,3 % höher als im August 2020.
Die Kosten für Benzin (+ 25 %) und Diesel (+ 28 %) sind ebenfalls deutlich gestiegen. Im mengengewichteten Durchschnitt müssen Verbraucher 25,7 % mehr fürs Tanken ausgeben.
Storck: „Die Preisrallye bei den fossilen Brennstoffen heizt die Inflation an und treibt die laufenden Lebenshaltungskosten der Haushalte nach oben. Angesichts der hohen internationalen Rohstoffpreise und dem steigenden CO2-Preis wird dieser Trend mittelfristig weiter anhalten.“
Der deutliche Preissprung ist in erster Linie der weltweiten Erdölnachfrage geschuldet. Diese war mit dem Wiederaufleben der Wirtschaft regelrecht explodiert und hat den Ölpreis nach oben getrieben. Zuletzt haben durch die hohe Nachfrage auch die Gaspreise international deutlich angezogen.
Plus 5,7 %: Strompreise auf neuem Allzeithoch
Strom hat sich in den letzten 12 Monaten um 5,7 % verteuert. Für einen Privathaushalt mit einem Jahresverbrauch von 4000 kWh stiegen die Stromkosten von 1150 auf 1216 Euro/a. Und die Strompreise in Deutschland sind im August 2021 auf ein neues Rekordhoch gestiegen. Aktuell kostet Strom für private Haushalte durchschnittlich 30,4 Ct/kWh.
Bei den Strompreisen müssen sich die Haushalte wegen anhaltend hoher Großhandelspreise zum Jahreswechsel auf weiteren Preiserhöhungen einstellen. Storck: „Eine Entlastung kann es nur geben, wenn der hohe Anteil an Steuern, Abgaben und Umlagen am Strompreis nach der Bundestagswahl schnell reduziert wird.“
Ein Preiseffekt von rund 2,5 % ist – sowohl bei den Mineralölprodukten als auch bei Strom – auf die Mehrwertsteuer zurückzuführen. Diese war im Juli 2020 als konjunkturfördernde Maßnahme für sechs Monate von 19 auf 16 % gesenkt worden. GLR
Methodik
Der Verivox-Energiekostenindex zeigt die durchschnittliche Entwicklung der Energiepreise für einen bundesdeutschen Haushalt. Es werden die Kosten für Heizung, Elektrizität und Mobilität mengengewichtet berücksichtigt. Der Basismonat des Energiekostenindex ist Januar 2015. Die Grundlage ist ein Drei-Personen-Musterhaushalt mit einer Erdgas-Abnahmemenge von 20.000 kWh/a, einem Strombezug von 4000 kWh/a und einer jährlichen Fahrleistung von 13.300 km.