Sie heißen Sonnenhöfe, heizen aber mit Holz. Umweltfreundliche Energie für Heizung und Warmwasser für das aus fünf Mehrfamilienhäusern mit 120 Wohnungen bestehende Quartier in Freiburg liefern Pelletsheizanlagen. In den Heizräumen der Häuser A und B steht jeweils ein Pelletskessel mit 120 Kilowatt Leistung. In Haus C sind zwei 70-Kilowatt-Geräte zu einer Kaskadenheizung verschaltet. Die Häuser D und E teilen sich eine identische Kaskadenanlage.
Allen gemeinsam ist, dass sie den Brennstoff aus Gewebespeichern bekommen. Die Siloanlagen fassen je nach Gebäude zwischen 19 und 33 Tonnen. Die Siloanlagen hat A.B.S. in Abstimmung mit dem zuständigen Ingenieurbüro geplant. Der Hersteller hat dazu vor Ort die Maße aufgenommen und damit 3-D-Modelle der Anlagen erstellt.
„Die Sonnenhöfe sind ein Beispiel für die Umsetzbarkeit von großen Wärmeversorgungskonzepten, die auf Holzpellets basieren“, sagt A.B.S.-Geschäftsführer Matthias Petzl. Der Vorbildcharakter des Projekts ist ihm wichtig. Denn häufig sieht er sich mit Vorbehalten gegenüber großen Pelletsanlagen konfrontiert, wie die dafür notwendigen Brennstoffmengen unterzubringen sind. „Es geht dabei schnell um einen Jahresbedarf von 20 oder 30 Tonnen Holzpellets und auch deutlich darüber“, weiß Petzl. Die Vorbehalte würden sich bei Angeboten und Projektierungen oftmals als Hindernis erweisen.
Letztendlich ist die Dimensionierung eines Holzpelletslagers individuell aus dem Zusammenspiel von Fassungsvermögen, Nutzvolumen und Nennleistung der Heizanlage zu bestimmen. Als Ziel gibt Petzl aus, möglichst Komplettladungen unterzubringen. Normalerweise können die Liefer-Lkws rund 25 Tonnen auf einmal anfahren. Da das Lager nicht vor jeder Belieferung komplett leergefahren wird, sollte das Fassungsvermögen laut der Lagerraumbroschüre des Deutschen Energieholz- und Pellet-Verbands (DEPV) etwa 60 Prozent darüber liegen, um sicherstellen zu können, dass die Heizanlage auch bei Lieferverzögerungen weiterarbeiten kann.
Lagersysteme im Überblick
Bei den am Markt verfügbaren Lagersystemen handelt es sich entweder um sogenannte Bunkerlager oder um Fertigsilos. Erstere werden individuell vor Ort gebaut, entweder als Schrägböden mit Austragungsschnecke oder als Flachlager mit Saugsonden oder einem Rührwerk. Fertigsilos oder Erdtanks bieten als industriell vorgefertigte Lagersysteme eine Alternative zum Selbstbau, denn der ist fehleranfällig.
Wegen der vielen möglichen Fehler beim Eigenbau – falsches Material, schlechte Auslegung, nicht berücksichtigte Sicherheitseinrichtungen – rät der DEPV zum Einbau von Fertiglagern. Sie stellen Komplettlösungen mit Befüll- und Entnahmeeinheit dar, sind staubdicht und zeichnen sich zudem durch einen geringen Planungs- und Montageaufwand aus.
Gewebesilos haben sich als vorgefertigte Lagersysteme bereits seit vielen Jahren in der Landwirtschaft und in der Industrie bewährt. A.B.S. bietet flexible Silos in quadratischen und rechteckigen Formen an. Der konische Auslauf kann entweder aus Gewebe oder Metall gefertigt sein, der Silosack wird wahlweise in ein Gestell aus Metall oder Holz eingehängt. Befüllt werden sie meist seitlich, um einen besseren Füllgrad zu erreichen, bei einer rechteckigen Form am besten von der schmalen Seite.
Geprüfte Qualität
Mit dem Zertifizierungsprogramm „Industriell gefertigte Pelletlagerung beim Endkunden“ prüft DIN Certco die Qualität vorgefertigter Pelletslager. Die unabhängige Zertifizierungsstelle untersucht anhand von Prüfkriterien wie Brandschutz, Feuchteschutz oder Statik, ob sich ein Gewebesilo für die Lagerung von Holzpellets eignet. Um das Gütezeichen „DIN geprüft“ zu bekommen, müssen die Lagerhersteller sicherstellen, dass bei der Befüllung keine Feuchtigkeit eindringt. Sie würde die Pellets aufquellen lassen und unbrauchbar machen. In einem Brennstofflager ist deshalb darauf zu achten, dass kein Kondenswasser auftritt.
Für die Standsicherheit der Gestelle, in denen die Sacksilos hängen, sind statische Berechnungen zu erbringen. Hohe Anforderungen werden an das Gewebe gestellt. Sowohl der Silokorpus als auch der integrierte Prallschutz müssen antistatisch sein. A.B.S. verwendet ab bei einer Heizleistung von 50 Kilowatt ein hochfestes Hightech-Gewebe. Es kann großen Pelletsmengen standhalten und hält höhere Befüllintervalle problemlos aus.
Zwischenbehälter verbindet vier Gewebesilos
In den Sonnenhöfen in Freiburg steht im gemeinsamen Heizraum der Häuser D + E die größte der vier Siloanlagen. Die Lagerkapazität von 33 Tonnen verteilt sich auf vier Flexilo-Gewebesilos. „Das Ziel war, bei einer optimalen Raumausnutzung ein maximales Lagervolumen zu erreichen. Dadurch kann die Zahl der Brennstoff-Anlieferungen auf ein Minimum reduziert werden“, erklärt Petzl die Aufteilung.
Das Besondere: Über einen Zwischenbehälter können alle vier Gewebesilos die beiden Pelletskessel versorgen. Förderspiralen transportieren die Pellets aus den Silos in den Zwischenbehälter. Jedes Gewebesilo ist mit einem Leermelder ausgestattet. Liegen nicht mehr genügen Holzpellets im Silo, schaltet die Steuerung auf den nächsten Gewebespeicher um. Das Steuergerät zeigt die vier Leermelder an, sodass sich der Hausverwalter schnell einen Überblick über den Pelletsbestand verschaffen kann und den Sonnenhöfen nicht das Holz ausgeht.
A.B.S. Silo- und Förderanlagen, 74706 Osterburken, Tel. (0 62 91) 64 22 0, www.abs-silos.de