Enormer Druck in Richtung Wärmepumpe kommt von allen Seiten, hat Tim Gessler beobachtet. Die Hersteller stellen die Technologie in den Mittelpunkt, ebenso die Politik, und die Verbraucherinnen und Verbraucher suchen angesichts der Ukraine-Krise Alternativen zum Heizen mit Öl und Gas. Selbst klassische Hersteller von Holzkesseln besetzen das Thema mittlerweile, ergänzt Joachim Berner. Unter dem Ausstieg aus Gas leidet derzeit auch die Solarthermie, die häufig als nichtfossile Ergänzung zu Gasbrennwertthermen eingesetzt wurde.
Wasserstoff wird sich bei Heizungen nicht durchsetzen
Ein Thema, das bei den Heizungen wahrscheinlich keine wichtige Rolle spielen wird, ist Wasserstoff in den Gasnetzen. „Es ist es relativ unwahrscheinlich, dass wir Wasserstoff in der Breite im Heizungsanlagen bekommen werden“, schätzt Tim Gessler. Joachim Berner sieht das ähnlich: „Man muss natürlich sehen, dass man da von einem Energieträger redet, der noch gar nicht ausreichend vorhanden ist und wo ganz andere Sektoren wie die chemische Industrie, Grundstoffindustrie oder vielleicht auch Schwerlastverkehr zu den Abnehmern gehören. Und die haben es nötiger im Heizungsbereich. da gibt so viele andere Alternativen.“
Wärmepumpe funktioniert auch in der Sanierung
Bei der Trendtechnologie Wärmepumpe gibt es zunehmend mehr Lösungen, die sich auch in noch nicht sanierten Gebäuden effiziente einsetzen und nach einer späteren Sanierung anpassen lassen. Komplette Quartiere oder große Wohnanlagen lassen sich auch mit Wärmepumpe versorgen, allerdings im Moment noch nicht mit Lösungen von der Stange. Angesichts der Wärmepumpen-Offensive der Bundesregierung sieht Joachim Berner „einen Flaschenhals in der grünen Grünstrom-Erzeugung. Wärmepumpen-Offensive ist ja ganz schön und gut, aber wenn der Strom nicht ökologisch erzeugt wird, ist fraglich, ob das zur Wärmewende beiträgt.“ Er schlägt statt einer Wärmepumpen-Offensive eine ökologische Heiztechnik-Offensive inklusive Pellets und Solarthermie vor. Die Debatte um Feinstaub sei für moderne Pellets-Anlagen nicht relevant.
Tim Gessler hat auf den ersten Fachmessen nach der Pandemie kritische Töne vom installierenden Handwerk gehört, das von 60. 000 fehlenden Stellen für die Installation der geplanten 6 Millionen Wärmepumpen bis 2030 spricht. Optimistischer seien da die Hersteller. Nicht zuletzt deshalb, weil es bei der Installation immer mehr Richtung Plug and Play gehe. Insgesamt, so Berner und Gessler, sei die Stimmung pro Wärmewende auf jeden Fall besser als noch vor ein paar Monaten.