Wärmewende verkehrt: Gas und Öl haben im vergangenen Jahr wieder hinzugewonnen. So hat der Absatz von Gasheizungen um 32 Prozent zugenommen, der von Ölheizungen sogar um 99 Prozent. Die Hersteller von Biomasseheizungen dagegen mussten Absatzeinbußen von 44 Prozent hinnehmen. Luft/Wasser-Wärmepumpen waren zwar gefragt - der Absatz stieg um 57 Prozent - doch stellten fossile Heizungssysteme mit einem Anteil von 69 Prozent das Gros der abgesetzten Wärmeerzeuger. Das zeigen aktuelle Zahlen des Bundesverbands der Deutschen Heizungsindustrie (BDH). Mit über 1,3 Millionen verkauften Heizungsgeräten und einem Wachstum von 34 Prozent blickt die Industrie auf ein Rekordjahr zurück. Einen Absatz in ähnlicher Größenordnung hatten die Hersteller zuletzt in den neunziger Jahren erzielt.
Erst boomten Wärmepumpen, dann Gas- und Ölkessel
Das Rekordergebnis ist von Vorzieh- und Sondereffekten gekennzeichnet. In der ersten Jahreshälfte verzeichneten die Hersteller einen anhaltenden Nachfrageboom bei Wärmepumpen. „Ein Grund hierfür war unter anderem der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und die Sorge der Verbraucher vor einer möglichen Gasmangellage noch aus dem Jahr 2022“, erklärt der BDH in einer Pressemitteilung. In der zweiten Jahreshälfte habe die Debatte um die Novelle des Gebäudeenergiegesetzes und die künftige Förderkulisse für eine gesteigerte Nachfrage bei der Modernisierung von Öl- und Gasheizungen gesorgt, während sich der Absatz von Wärmepumpen rückläufig entwickelt habe. Im Gegensatz zu den Wärmeerzeugern profitierten heiztechnische Systemkomponenten wie Heizkörper, Fußbodenheizungen oder Lüftungssysteme nicht von dem Boom. Als Ursache nennt der BDH die eingebrochene Neubautätigkeit.
Installationsgewerbe profitiert vom Heizungsboom
Werden viel Heizungen gekauft, müssen viele installiert werden. Im Zuge des Absatzrekords konnte auch das deutsche Sanitär- und Heizungsbauerhandwerk seinen Umsatz um 4,2 auf 61,7 Milliarden Euro steigern. Das ergeben vorläufige Schätzungen des Zentralverbands Sanitär Heizung Klima (ZVSHK). Vor zehn Jahren hat der Jahresumsatz noch bei 38,9 Milliarden Euro gelegen. Dennoch haben im vergangenen Jahr einige Betriebe schließen müssen, sodass sich ihre Zahl von 48.900 auf 48.100 verringert hat. Die Zahl der Beschäftigten im SHK-Handwerk ist laut ZVSHK dagegen leicht von 394.700 auf 396.700 gestiegen. „Mit Blick auf den stetig wachsenden Fachkräftebedarf im SHK-Handwerk ist das eine positive Entwicklung“, urteilt Hauptgeschäftsführer Helmut Bramann. Mit Vorsicht blickt er auf das aktuelle Geschäftsjahr: „Schon nach den ersten Wochen des Jahres ist erkennbar, dass die politisch verursachte Verunsicherung der Kunden in Fragen der Heizungsmodernisierung, die Investitionsbereitschaft nach wie vor ausbremst.“ Er fordert gemeinsam mit dem BDH die Politik auf, Vertrauen mit einer gezielten Kampagne zurückzugewinnen. Quelle: BDH, ZVSHK / jb