Claus Fest, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands Wärmepumpe (BWP) kommentiert die Absatzzahlen für das Jahr 2023 wie folgt: „Die Verbraucher haben im Zuge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine eine saubere, nachhaltige und sichere Wärmeversorgung als sehr wichtig empfunden. Die hohen Gaspreise haben den Umstieg zudem auch schnell wirtschaftlich gemacht. Daher ist der Absatz noch im ersten Halbjahr 2023 sprunghaft nach oben geschnellt – mit Zuwächsen von rund 100 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Menschen wollen offensichtlich den Umstieg, sofern die Rahmenbedingungen stimmen. Doch die sehr destruktive und irreführende Debatte um das Gebäudeenergiegesetz und das lange Warten auf die neue Förderkulisse haben den Markt insbesondere im letzten Quartal spürbar gelähmt.“ Daher warnt Fest eindringlich vor einem ‚Weiter so‘: „2024 darf kein verschenktes Jahr für die Wärmewende werden.“
Der Wärmepumpenhochlauf stockt nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa. Dies zeigen neue Daten der Europäischen Wärmepumpenvereinigung (EHPA - European Heat Pump Association). Demnach ist der Absatz von Wärmepumpen im Laufe des Jahres 2023 trotz eines erfolgreichen Starts nahezu überall geschrumpft.
Die Branche habe bewiesen, dass sie in der Lage sei, die für die Sektorziele im Gebäudebereich notwendigen 500.000 Wärmepumpen pro Jahr herzustellen und zu installieren: „Schon zum zweiten Mal in Folge wächst der Absatz von Wärmpumpen um mehr als 50 Prozent. Die Branche hat damit in den vergangenen Jahren gezeigt, dass sie fit für den konsequenten Wärmepumpenhochlauf ist. Sie hat massiv in den Ausbau der Produktions- und Schulungskapazitäten investiert und sich auf den Wärmepumpenhochlauf vorbereitet. Wenn es nur nach unseren Kapazitäten geht, wäre das mit der Bundesregierung vereinbarte Ziel von 500.000 Wärmepumpen schon in diesem Jahr erreichbar. Auch das klimapolitisch notwendige Ziel von 6 Millionen Wärmepumpen im Jahr 2030 ist erreichbar, das hat die Branche gezeigt“, so Fest.
GEG hat für Verunsicherung gesorgt
Doch aufgrund der großen Verunsicherung der Verbraucher durch die Diskussion um das Gebäudeenergiegesetz und die Förderung warnt auch BWP-Geschäftsführer Martin Sabel vor einem schwierigen ersten halben Jahr: „Seit Juni 2023 ist der Trend beim Absatz rückläufig. Besonders alarmierend ist der jüngste Einbruch im Dezember 2023 – im Vergleich zum Vorjahr haben wir im Dezember einen Absatzrückgang um über 40 Prozent verzeichnen müssen. Damit ist leider genau das eingetreten, wovor wir auf Grundlage der rückläufigen Zahl an Förderanträgen bereits seit dem Sommer gewarnt haben. Falls sich die Rahmenbedingungen nicht verbessern und die Politik nicht aktiv eingreift, rechnen wir eher mit einem gleichbleibenden oder sogar rückläufigen Absatz im Jahr 2024.“
Die Politik könne sich daher nicht auf der neuen Förderkulisse und dem Gebäudeenergiegesetz ausruhen. Ein wesentlicher Faktor zur Erreichung der Klimaziele im Gebäudesektor seien die Energiepreise.
„Gleichzeitig aber fehlt den Verbrauchern beim Blick auf die aktuellen Energiepreise das entscheidende, intuitive Argument. Erst ab einem Verhältnis von Gas- zu Strompreisen von eins zu zweieinhalb oder weniger wird der Wechsel auf eine Wärmepumpe für viele besonders attraktiv“, erläutert Sabel mit Verweis auf ein gemeinsames Positionspapier von BWP und BDH. Vor diesem Hintergrund sei es unverständlich, dass auf Wärmepumpen-Strom immer noch das Doppelte an Steuern, Abgaben und Umlagen anfalle wie auf Erdgas.
Verbrauchern rät der Verbandschef, sich frühzeitig mit ihrem Fachhandwerker in Verbindung zu setzen, wenn sie sich für eine neue Heizung interessieren: „Aktuell haben einige Fachhandwerker nach Jahren des Ansturms auch kurzfristig Kapazitäten für den Heizungstausch. Wer clever ist, nutzt das jetzt.“ Denn eine Ausnahmeregel bei der neuen Förderung erlaube bis Ende August, die Förderung auch nach der Beauftragung und Installation der Wärmepumpe noch zu beantragen. „Wir erwarten, dass viele Verbraucher nach Monaten des Zögerns mit dem Start des Antragsverfahrens bei der KfW voraussichtlich am 27.Februar aktiv werden und es dann erneut zu einer „Bugwelle“ an Interessenten kommt, die wiederum zu längeren Wartezeiten führen kann.“ Wer jetzt bereits sein Projekt angehe, könne diesem Problem zuvorkommen und trotzdem von der neuen Förderung profitieren. Quellen: BWP / EHPA / pgl