In einer Session zum Thema Effizienz im Gebäudesektor ging es um eine Bestandsaufnahme und Beschreibung der Hindernisse, die Effizienzfortschritte verlangsamen. Barbara Schlomann, Leiterin des Bereichs Energiepolitik im Competence Center Energiepolitik und Energiemärkte am Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung und seit 1. September Mitglied des Expertenrates für Klimafragen beschrieb die Lücke, die derzeit noch zwischen den Klimazielen 2030 und den zu erwartenden Ergebnissen der bisherigen Maßnahmen klafft. Derzeit beträgt diese Lücke bei den Primärenergieeinsparungen, die sich die Bundesrepublik zwischen 2008 und 2030 vorgenommen hat und der Realität 5 Prozentpunkte. Das größte zu hebende, aber auch kostspieligste Potential im Vergleich der Sektoren liege im Gebäudebereich. Sibylle Braungardt, Projektleiterin beim Freiburger Öko-Institut zitierte eine Studie des Verbands die belegt, dass ein Maßnahmen- und Methodenmix notwendig ist um voranzukommen.
Primärenergiebedarf sinkt durch Kohleausstieg
Thorsten Herdan, Abteilungsleiter Energiepolitik, Wärme und Effizienz im Bundeswirtschaftsministerium machte drei Felder auf, in denen er weitere Diskussion für notwendig hält. Als erstes nannte er den bisherigen Fokus auf Primärenergie. Möglicherweise müsse man sich künftig stärker an der Endenergie orientieren, da durch den Kohleaussteig der Primärenergiebedarf in vielen Segmenten ohnehin falle.
Als zweiten Punkt nannte er die Frage, ob ein marktgetriebener Ansatz ausreiche, der mittlerweile aus CO2-Preis, Förderung und Beratung besteht oder ob möglicherweise andere Maßnahmen notwendig seien. Als drittes Thema machte er das Feld Innovationen aus. Wenn man beim gleichen Prozess bleibe, seien die Effizienzpotentiale möglicherweise irgendwann ausgereizt. Sein Beispiel: Die warmwasserbasierte Heizung, bei der warmes Wasser erzeugt und dann mit Pumpen dahin befördert werde, wo die Wärme benötigt wird. Da müssten sich vielleicht durch Innovationen auch die Prozesse ändern, erklärte er.
Innovationen für Energieeffizienz brauchen zu lang bis zum Markt
Beim Thema Innovationen stieg auch Jürgen Fischer, CEO Danfoss Cooling in die Debatte ein und forderte eine schnellere Umsetzung von Innovationen in Produkte und Normen. Derzeit dauere es von Innovation bis zur Norm fünf Jahre oder länger. Auch bei der Knowhow-Vermittlung zu den Planern und Fachkräften sei noch Luft nach oben. Schon wenn man bestehende Technologien einfach nur einsetze, seien Einsparungen von 30 bis 40 Prozent möglich.
Professor Andreas Holm vom Forschungsinstitut für Wärmedämmung brachte seine Position auf eine kurze Formel: „Die Wunderwaffe ist Loslegen.“ Und das eingeordnet in eine langfristige Strategie, denn in Gebäuden habe man es mit einer langen Lebensdauer der eingesetzten Produkte zu tun. „Was ich tue, kann ich bis 2030 nicht mehr nachjustieren“, betonte er. Wichtig sei es dabei, nicht auf eine Technologie alleine zu setzen. „Wir brauchen alle Kanäle, um die Ziele 2030 zu erreichen.“
Auf einen wichtigen Punkt verwies Thorsten Herdan zum Schluss: Die Knappheit von Strom aus Erneuerbaren Energien. Der sei in allen relevanten Bereichen notwendig, um die Klimaziele zu erreichen und weder sei der Strom selbst noch die Verteilinfrastruktur in dem Maße vorhanden, in dem sie benötigt werde. „Da brauchen wir eine neue Effizienzdebatte“, betonte er. pgl