Wichtig sei aber vor allem auch, dass die Einnahmen genutzt würden, um „eine Lenkungsfunktion zu erzeugen, einen Anreiz hin zu klimaneutralen warmen Wohnungen“, betonte Andreae und wurde damit ihrer Grünen-Biographie gerecht. Vor der Tätigkeit für den BDEW war sie bis Januar 2018 eine der fünf stellvertretenden Vorsitzenden der Bundestagsfraktion der Grünen.
Als Punkte, die für die Wärmewende im Gebäudebereich notwendig seien, nannte Andreae Sanierung, Fernwärme und die Frage, ob es eine Perspektive für klimaneutrales Gas gebe oder ein Weg weg vom Gas beschritten werde.
Patrick Graichen warnte vor allem davor, zu viel Hoffnung auf grünen Wasserstoff in den Gasnetzen zu setzen: „Die Mengen an grünem Wasserstoff sehe ich nicht.“ Das entspricht auch der derzeitigen Wasserstoffstrategie der Bundesregierung. Der Schwerpunkt liege in anderen Sektoren, betonte Stefan Kaufmann, Innovationsbeauftragter der Bundesregierung für grünen Wasserstoff bei einem Gespräch mit dem Gebäude Energieberater.
Graichen machte einen 5-Punkte-Plan auf: „Erstens muss der CO2-Preis erhöht werden, zweitens muss Fernwärme grüner werden. Drittens muss beim Ordnungsrecht nachgelegt werden, damit Neubauten künftig klimaneutral sind. Viertens muss die Gebäudesanierung erweitert werden. Fünftens muss der Anreiz für eine Sanierung beim Vermieter landen“.
Andreae, Lobbyistin auch für Gasunternehmen, räumte ein, dass man das Ende der Nutzung von Erdgas erleben werde, plädierte jedoch für die Betrachtung des Gesamtbilds. Am Beispiel Berlins sprach sie davon, dass es notwendig wäre, bei einem Abschied vom Gasnetz in der Hälfte der Stadt komplett neue Leitungen zu verlegen, um Fernwärme einsetzen zu können. Auch Dämmung müsse in Betracht gezogen und soziale Aspekte beachtet werden. Schließlich wohnten in energetisch schlechten Wohnungen in der Regel diejenigen, die wenig Geld hätten.
Graichen nannte Schweden als Beispiel mit einem Mix aus Wärmepumpen und Fernwärme. Fernwärme müsse sich künftig aus vielen Quellen speisen, ähnlich wie derzeit das Stromnetz: aus Abwärme, Solarthermie, Müllverbrennung und Wasserstoff-KWK als Backup. Fernwärme könne bis 2040 klimaneutral sein. Er sprach sich zudem für eine Pflicht zur Nutzung erneuerbarer Energien aus.
Einig waren sich beide Diskutanten, dass das Thema Wärmeversorgung der Zukunft noch nicht den Stellenwert in der Politik erreicht habe, der für ein Gelingen der Wärmewende notwendig sei. „Das wird beim CO2-Emissionshandelsgesetz nicht so bleiben, dass es da 5-Euro-Schritte in den nächsten Jahren gibt. Nach der Bundestagswahl müssen sich alle Akteure einig sein, dass man an dieses Gesetz ran muss“, unterstrich Graichen und erwartet eine deutliche Steigerung der CO2-Preise. Der echte Handel werde nach seiner Meinung entgegen den jetzigen Vereinbarungen bereits vor 2026 kommen, mit Preisen, die dann Wirkung zeigten. Mit den Einnahmen aus der CO2-Bepreisung müssten Anreize zum klimaneutralen Heizen gesetzt werden, fügte Kerstin Andreae hinzu. Dabei müsse auch die Bezahlbarkeit für den Wärmekunden im Blick behalten werden. pgl
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