Dringend benötigt wird er in energieintensiven Industrien und im Schwerlastverkehr. Stefan Kaufmann, Wasserstoffbeauftragter der Bundesregierung, sieht den Fokus deshalb auch auf diesen Sektoren, hat aber perspektivisch aber auch Anwendungen im Gebäudebereich im Blick und setzt auf die Innovationskraft der Hersteller. Entsprechende Projekte seien wichtig für einen starken Heimatmarkt.
Bosch Thermotechnik will dieses Feld besetzen und hat in einem Expertengespräch erste Einblicke in mögliche Strategien und Produkte gegeben. Bei den internationalen Märkten sei zunächst Großbritannien wichtig, erklärte Philipp Wörner, Projektmanager Wasserstoffanwendungen und Modularchitektur im Unternehmen. Dort gibt es bereits seit drei Jahren ein Forschungsprojekt, das sich mit dem Einsatz von Wasserstoff in Wärmeanwendungen beschäftigt und dabei unter anderem auch untersucht, wie und ob bereits installierte Gasboiler weiterentwickelt werden können, um auch mit Wasserstoff betrieben werden zu können.
Gasboiler ab 1995 kommen mit 10 Prozent Wasserstoff zurecht
Bosch-Produkte die ab 1995 installiert worden seien kämen ohnehin mit einem Anteil von 10 Prozent Wasserstoff zurecht. Bei den aktuellen Produkten sei auch ein doppelt so hoher Wasserstoffanteil möglich, erklärte Wörner. Man könne auch bestehende Brenner austauschen. „Wer dann die Kosten trägt, ob Verbraucher oder Gasnetzbetreiber, ist noch offen“, betonte Wörner. Derzeit ist aber in vielen Regionen auch das Gasnetz selbst noch nicht auf den Transport von Wasserstoff vorbereitet.
Eine erste Produktreihe soll es für Großbritannien 2022 geben. „Wir arbeiten an der Zertifizierung für H2-fähige Produkte für 2030 für ganz Europa“ nannte Wörner das mittelfristige Ziel. Er sieht wasserstoffbetriebene Boiler auch als eine mögliche Alternative zu Wärmepumpen, die bei einem immer geringeren Energieverbrauch möglicherweise nicht mehr effizient sein könnten. Ähnlich wie bei Wärmepumpen ist aber auch hier das Problem, dass ausreichend Strom aus erneuerbaren Energien zur Verfügung steht. Erst dann entfaltet sich die positive Klimawirkung wirklich.
Erste Erfahrungen mit Wasserstoff und Gebäudewärme
Tom Collins, Experte für Wasserstoff in Wärmeanwendungen bei Bosch in Großbritannien, stellte die Erfahrungen aus seinem Land aus konkreten Projekten vor, in denen bereits erste Geräte erprobt werden. Eine Erkenntnis sei die Konzentration auf industrielle Cluster. Dort werde Wasserstoff in großen Anlagen erzeugt, das erleichtere auch für den Gebäudesektor den Umstieg. Die Migrationsstrategie sei, wasserstofffähige Geräte nach und nach einzubauen und diese dann umzustellen, wenn das Gasnetz auf Wasserstoff umgerüstet wird.
Erste Erfahrungen mit Geräten liegen vor. Faktoren die wichtig seien bei der Anpassung seien unter anderem die Flammgeschwindigkeit, das Erkennen der Flamme im Gerät und die Beschichtung. Die Effizienz und Performance der Geräte bleibe gleich, betonte Collins.
Bei der Konkurrenz um Wasserstoff sieht er eine Priorität für industrielle Anwendungen und Schwertransporte. Es komme gerade im Gebäudebereich aber darauf an, die Vielfalt der Technologien zu entwickeln. pgl
Weitere Artikel zum Thema Wasserstoff auf GEB-info.de
Bleiben Sie auf dem Laufenden mit unserem wöchentlich erscheinenden Newsletter.