Springe zum Hauptinhalt Springe zum Hauptmenü Springe zur SiteSearch

Neuartige Gebäudefassade schützt vor Hitze und Hochwasser

Die Forscherin adressiert ein wichtiges Thema, denn mit Hitze- und Hochwasserschutz werden sich Städtebewohner und Planer zukünftig verstärkt auseinandersetzen müssen. Der Klimawandel, dichte Bebauung sowie mit Asphalt oder Beton versiegelte Oberflächen begünstigen extreme Lebensbedingungen für Umwelt und Mensch. Linderung schaffen die aus PET-Rezyklaten hergestellten Hydroskin-Fassadenelemente. Sie kühlen bei Hitze, nehmen überschüssiges Regenwasser auf und beugen so Schäden präventiv vor. Das Innovative an Hydroskin: Die adaptiven Hüllen sind individuell konfigurierbar, sehr leicht und können sowohl an Neubauten angebracht als auch an bereits bestehenden Gebäuden nachgerüstet werden.

Hydroskin verwandelt Regen in Nutzwasser

„Hydroskin ist damit mehr als nur eine Fassade – es ist ein aktiver Beitrag zum Umweltschutz und zur Ressourcenschonung in unseren Städten“, erläutert Professor Lucio Blandini, der Leiter des Instituts für Leichtbau Entwerfen und Konstruieren (ILEK) der Universität Stuttgart. Bei massiven Regenfällen wird ein Teil des aufgenommenen Wassers als nutzbare Ressource in das Gebäudeinnere geleitet und dort für den Betrieb von Waschmaschinen und Toilettenspülung wiederverwendet. So könne man, laut Angaben der Universität Stuttgart, bis zu 46 Prozent Frischwasser sparen.

Hydroskin trotzt der Hitze und bringt Kühlung in die Städte

Doch Hydroskin funktioniert außerdem als natürliche Klimaanlage für Gebäude und Städte. Bei Hitze wird gespeichertes Regenwasser in die Hüllenelemente zurückgeführt, wodurch das Gebäude und der umgebene Stadtraum durch die Wasserverdunstung gekühlt werden. Und das in beachtlichem Ausmaß: „Während gewöhnliche Gebäudeoberflächen unter sengender Sommersonne Temperaturen von 90 Grad Celsius erreichen können, senkt Hydroskin die Oberflächentemperatur auf bis zu 17 Grad Celsius herunter“, so die Universität Stuttgart. Des Weiteren sei ein einziger Quadratmeter dieser Fassade in der Lage, die Aufheizung von 1,8 Quadratmetern Beton oder 1,4 Quadratmetern Asphalt vollständig auszugleichen.

Die Grafik veranschaulicht die Durchlässigkeit von Regenwasser und vergleicht diese mit einer harten Glasfassadenoberfläche.

Christina Eisenbarth

Die Grafik veranschaulicht die Durchlässigkeit von Regenwasser und vergleicht diese mit einer harten Glasfassadenoberfläche.

Alltagstauglichkeit von Hydroskin im Test

An einem Hochhaus der Universität Stuttgart wurde Hydroskin über einen Zeitraum von 15 Monaten getestet. Die Freilandmesswerte belegen die obig genannte Senkung der Temperaturwerte. Auch nach dem Zeitraum von 15 Monaten wies Hydroskin keinerlei Verschmutzungen und Beeinträchtigungen auf, weder durch Wetterbedingungen noch durch Tiere, wie Insekten und Nagetiere.

Im Januar 2021 begann die vom Bund und der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte und finanzierte Umsetzung von Hydroskin. Vor über zwei Jahren gründete Christina Eisenbarth ihr Start-up, das sich durch Investitionen, Sponsoren und Preisgelder finanziert. „Wir arbeiten mit Hochdruck daran, diese vielversprechende Technologie schnellstmöglich in die Baupraxis zu überführen, um unsere gebaute Umwelt für künftige Starkregenereignisse besser zu wappnen“, erklärt Eisenbarth. Die bisherigen Ergebnisse bestätigen das Potenzial der Erfindung. Ein Projekt mit dem großen Ziel, extremen klimatischen Bedingungen nicht nur zu trotzen, sondern ihnen auch gezielt entgegenzuwirken. Quelle: Universität Stuttgart / ar