„Für urbane Regionen braucht es insbesondere im Bestand seriöse und umsetzbare Lösungen“, fordert der Vorstandsvorsitzende der WSW, Markus Hilkenbach. Sein Unternehmen hat sich Klimaneutralität bis 2035 und die Dekarbonisierung von Energieerzeugung und ÖPNV in Wuppertal als strategische Ziele gesetzt. Die Dekarbonisierungsstrategie bildet in diesem Kontext auch den Rahmen für das laufende Geothermie-Projekt.
„NRW mit seiner starken Tradition als Energie-, Industrie- und Bergbaustandort hat alles, um die Herausforderungen der Wärmewende zu meistern“, ist sich Gregor Bussmann, Projektleiter am Fraunhofer IEG, sicher. „Die Geothermie kann in NRW über 70 Prozent des kommunalen Wärmebedarfes decken. Ich freue mich, dass die WSW mit der Machbarkeitsanalyse den ersten Schritt machen, um ihre Kunden nachhaltig, bezahlbar und versorgungssicher mit geothermaler Wärme zu versorgen. Gemeinsam gestalten wir die klimaneutralen Energiesysteme der Zukunft.“
Die tiefere geologische Untergrundstruktur im Wuppertaler Stadtgebiet ist weitgehend unerforscht. Das Potenzial möglicher Wärmequellen in bis zu 5000 Meter Tiefe werden die WSW nun gemeinsam mit dem Fraunhofer IEG genauer untersuchen. Bei der so genannten hydrothermalen Geothermie wird über Bohrungen heißes Tiefenwasser an die Oberfläche gepumpt. Dem Wasser wird die Wärme entzogen, dann wird es abgekühlt wieder in den Untergrund zurück gepumpt“, erklärt Dominik Pröpper, Leiter Energieerzeugung der WSW, eine Technologie, die zur Anwendung kommen könnte.
Geothermie kann in NRW 70 Prozent des kommunalen Wärmebedarfs decken
Für die Potenzialanalyse, die jetzt durchgeführt wird, muss aber noch nicht gebohrt werden. Dabei geht es erstmal nur um die Erhebung von vorhandenen geologischen Daten und die Erstellung von Modellen des Untergrundes. Untersucht wird außerdem, wie die Erdwärme in Wuppertal überhaupt mit Leitungsnetzen verteilt und von welchen Verbrauchern sie genutzt werden könnte. Dabei spielen ökologische, technologische, infrastrukturelle und auch finanzielle Aspekte eine Rolle.
„Eine Nutzung von Geothermie im großen Maßstab ist auf jeden Fall mit hohen Investitionen verbunden“, sagt Markus Hilkenbach. Dies ist mit ein Grund, warum Erdwärme bisher nur eine untergeordnete Rolle auf dem Wärmemarkt spielt. Nach Einschätzung der WSW wird das aber nicht so bleiben. Das Bergische Land, am Nordrand des Rheinischen Schiefergebirges gelegen, weist im Untergrund für die Geothermie interessante Gesteine auf, wie insbesondere die über 380 Millionen Jahre alten Kalksteine aus dem Erdzeitalter des Devons. Ein Standortvorteil, den die WSW gerne für das Erreichen ihrer Klimaziele nutzen möchten.
Das gemeinsame Forschungsprojekt von WSW und Fraunhofer IEG ist im Herbst 2022 gestartet und stellt geowissenschaftliche Daten der Region zusammen. Erste Ergebnisse und Unter-Tage-Modelle sollen in 2023 vorliegen. Die WSW hoffen, darauf aufbauend dann auch Aussagen zu möglichen Über-Tage-Anwendungs- und Anlagenkonzepten treffen zu können. „Entscheidende Aspekte bilden dabei das nutzbare Temperaturniveau und die Einbindung ins bestehende Wärmenetz oder die Schaffung zusätzlicher Nahwärmenetze“, erklärt Dominik Pröpper. Im nächsten Schritt würden dann auch Probebohrungen und seismische Untersuchungen durchgeführt, um die Umsetzung konkreter Projekte der kommenden Jahre vorzubereiten. Quelle: Fraunhofer IEG / pgl
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