Bis vor wenigen Jahren störte sich kaum jemand daran, wenn ein Hausbesitzer angesichts der gestiegenen Heizkosten und vor dem Hintergrund der staatlich verordneten Energieeinsparung sein Gebäude einrüstete, um die Fassade mit einem Wärmedämm-Verbundsystem (WDVS) einzupacken. Doch die Häusledämmer wurden mehr und mehr, die Dämmsysteme besser und besser, die Dämmstoffplatten dicker und dicker und am Ende die Angst um unsere Baukultur größer und größer. Bereits 2010 war von der Burka fürs Haus die Rede [1], und zuletzt vermeldete der Spiegel „Architekten gruseln sich, wenn historisch wertvolle Fassaden unter matratzendicken Normplatten verschwinden“ [2]. Die Deutschen, so scheint es, mögen einst zwar dem Rinderwahn entgangen sein, dafür hat sie aber heute der Dämmwahn umso heftiger gepackt. Und nun befürchten sie, in ihren hässlichen, luftdichten Dämmstoffburgen zu verschimmeln.
Dämmung macht keine schlechte Architektur
Doch wer behauptet, mit wärmegedämmten Fassaden ließe sich keine anspruchsvolle Architektur verwirklichen und die Dämmplatten würden das pittoreske Antlitz unserer Altstädte für immer zerstören, kennt anscheinend nur die negativen Gestaltungsbeispiele, die es zweifellos zuhauf an jeder Ecke der Republik gibt. Doch ist es tatsächlich die Dämmbauweise, die Schuld an der eintönigen Fassadenarchitektur ist? Trifft man nicht in jedem Wohnviertel auch auf miserabel gestaltete Massivbauten aus Ziegel, Beton oder Kalksandstein? Warum regen wir uns nicht ebenso darüber auf, wenn die kleinteiligen Holzfenster an Gründerzeit- und Jug ...
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