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An Solarkraftwerken vorbeiheizen

„Die Trassen und Infrastrukturen von Autobahnen bieten teilweise gute Voraussetzungen, bisher ungenutzte Flächen für die Erzeugung regenerativer Energien auf Solarbasis zu verwenden. Dabei können Synergien zu Wind- und Lärmschutz entstehen", sagt Volker Mielchen, Geschäftsführer des Zweckverbands Landfolge Garzweiler. Als Teilvorhaben des Strukturwandelprojekts Innovationspark Erneuerbare Energien sieht er deshalb Solaranlagen an Böschungen entlang der Autobahn A44n und auf Lärmschutzwänden an der A46 vor. Auch auf einer Windschutzwand könnten PV-Module montiert werden – in diesem Fall vertikal.

Dass sich das 24-Megawatt-Projekt auf der insgesamt 30 Kilometer langen Strecke in rechtlicher, technischer und wirtschaftlicher Hinsicht realisieren lässt, hat Drees & Sommer mit seiner im August 2024 fertiggestellten Machbarkeitsstudie untersucht. Analysiert haben die Fachleute unter anderem Fragen der Rentabilität, Technologieauswahl und Umsetzungsfähigkeit sowie mögliche Betreibermodelle. „Unsere Untersuchungen haben gezeigt, was für ein großes Potenzial Solarautobahnen für den Ausbau einer nachhaltigen Infrastruktur darstellen“, erklärt Senior Consultant Alexander Vorkoepe.

An Straßen findet sich viel Solarpotenzial

Zwar eignet sich nicht jeder Fernstraßenabschnitt per se für die Produktion von Solarstrom. Schließlich müssen ähnlich wie bei Freiflächenprojekten unter anderem Netzanschlüsse hergestellt und Genehmigungen beantragt werden. Doch das Fachwissen ist vorhanden und Projekte umgesetzt: von der A94 östlich von München über die A7 bei Hannoversch Münden bis zur A24 in Brandenburg. Dort, auf halber Strecke zwischen Hamburg und Berlin, bilden Solaranlagen auf beiden Seiten der Fahrbahn eine glitzernde Perlenkette. Auch Bundesstraßen nehmen Planer ins Visier. So hat die Gemeinde Allensbach parallel zum vierspurigen Ausbau der B33 im Kreis Konstanz eine Anlage mit 3.400 Modulen erworben – installiert auf einem Lärmschutzwall.

Platz ist genug. Mit 13.200 Kilometern verläuft in Deutschland das viertlängste Autobahnnetz der Welt. Fünf Prozent der Landesfläche entfallen in Deutschland auf Verkehrswege, kalkuliert das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE. Darin stecke ein Potenzial von 300 Gigawatt zusätzlicher PV-Leistung. Zum Vergleich: Im April 2024 waren auf deutschen Dächern und Grundstücken Photovoltaikanlagen mit insgesamt 81,5 Gigawatt installiert.

Gesetzgeber hat Bau von PV-Anlagen an Fernstraßen erleichtert

Der gesetzliche Rahmen ist im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) abgesteckt. Flächenkorridore mit einer Entfernung bis zu 200 Metern vom Fahrbahnrand sind als privilegierte Flächen eingestuft. Zuletzt hat der Gesetzgeber auch das Verbot gelockert, innerhalb von 40 Metern Abstand zur Straße Anlagen zu errichten. Nach einer Prüfung im Einzelfall kann so der gesamte Bereich bis zu 200 Metern genutzt werden.

Zuständig für den Betrieb der deutschen Fernstraßen ist die Autobahn GmbH des Bundes. Um bei Unterhaltung und Betrieb von Autobahnen bis 2040 Klimaneutralität zu erreichen, will sie die PV-Nutzung stufenweise ausbauen. Die Machbarkeitsstudie von Drees & Sommerzeigt, dass Solarautobahnen wirtschaftlich sind. Der Zweckverband Landfolge Garzweiler bringt gute Argumente mit, um im Austausch mit der Autobahn GmbH als Flächeneigentümer die nächsten Schritte angehen zu können. Quelle: Drees & Sommer / jb