Einer alten Redensart zufolge tragen Schuster angeblich die schlechtesten Schuhe. Eine Weisheit, die heutzutage ja gerne auf dies und jenes übertragen wird – egal ob auf Kleidung, Wohnen oder Dienstleistung. Dass Modedesigner nun ungeniert mit Löchern in der Hose herumlaufen kann ich nicht bestätigen, aber viele Architekten wohnen sehr gerne in Altbauten, die ihre Kunden entsetzt verschmähen würden. Und so mancher Handwerker lebt ewig mit Provisorien, weil er es nicht schafft, bei privaten Dingen selbst Hand anzulegen. So ein ähnliches Bild gab auch das renommierte Institut für Energie- und Umweltforschung (ifeu) am Standort Heidelberg ab, das hier lange Zeit in einem ausgedienten Gebäudekomplex residierte, dessen miserabler energetischer Standard so offensichtlich war, dass es dafür keiner expliziten Forschung bedurfte.
Bild: AAg Architekten / Claudia Siegele
1 Lageplan, M 1:750
Efficiency first mit Schlossblick
Im Dezember 2016 hatte der Öltankzug wieder einmal viele tausend Liter Öl angeliefert, und nur ein paar Tage später fiel der angejahrte Kessel aus. Drei Tage lang fröstelten die Mitarbeiter des ifeu in ihren Büros, dick angezogen am letzten Schliff der wissenschaftlichen Studie für die „Effizienzstrategie Gebäude“ der Bundesregierung tüftelnd. Die damals erarbeitete Studie verweist auf die Bedeutung der erneuerbaren Energien und Energieeffizienz zum Erreichen der Klimaschutzziele – ein „Weiter so!“ in der Wilckenstraße 3 mit geflicktem Ölkessel, unsaniertem Dach und undichten Fenstern: Es wäre der blanke Hohn gewesen.
Dem konnte sich auch der Eigentümer, die Verlegerfamilie Hüthig, nicht verschließen und zeigte sich nach eingehender Untersuchung und detaillierter à ...
