Im ersten Teil des Beitrags („Lücke zwischen Regelwerk und Realität“, GEB 10-2019, Webcode 890722) wurden physikalische Grundlagen erklärt und dargestellt, warum die Heizlastberechnung nach DIN EN 12831 zu überdimensionierten Wärmeerzeugern führt. Im zweiten Teil geht es um die Frage, wie solare Wärmegewinne mit vertretbarem Aufwand und ausreichender Genauigkeit berechnet werden können, und warum es sich lohnt, die Normlastberechnung einer Energieanalyse aus dem Verbrauch gegenüberzustellen.
Solare Wärmegewinne
Das Gebäude, das bereits im ersten Teil des Beitrags betrachtet wurde, ist nicht nach den Kriterien eines Passivhauses geplant. Es kann also nicht explizit eine besonders hohe solare Einstrahlung ins Gebäude erwartet werden. Dennoch leistet die Sonne natürlich auch in „normalen“ Gebäuden einen Beitrag als Wärmequelle.
Um herauszufinden, wie groß der Effekt ist, helfen in diesem Beispiel die stündlich erfassten Daten einer Wetterstation aus der Region, die ungefähr auf gleicher geodätischer Höhe wie das Gebäude und ca. 8 km Luftlinie davon entfernt liegt. Aus diesen Stundenwerten lässt sich neben der täglichen Globalstrahlung die mittlere tägliche Außentemperatur ermitteln. Die Verteilung in Abb. 2 ist typisch: An besonders kalten Tagen (meistens im Januar) können in Oberbayern über 40 % eines typischen täglichen Sommerwertes eingestrahlt werden. Das sollte nicht überraschen. Besonders kalt ist es bei wolkenlosem Himmel, aber gerade dann scheint ja die Sonne. Folglich ist an solch kalten Tagen mit Sonneneinstrahlung zu rechnen, die ...