Die fünf Bestandspavillons der Fuchshofschule in Schorndorf waren 1963 mit dem System Variel „Programm 58“ errichtet worden – ein Fertigbausystem, das der Schweizer Architekt Fritz Stucky in den 1950er-Jahren entwickelt und zu vorfabrizierten Stahlbeton-Raumzellen für den Schulbau perfektioniert hatte. In den 1960er- und 1970er-Jahren fand sich diese Bauweise an vielen Orten in der Welt. Die Klassenräume sind aus jeweils drei Raummodulen zusammengefügt und mit eigener Eingangshalle, WC-Anlagen, Heizung und Materialraum unabhängig voneinander nutzbar. Für die Nominierung als Kulturdenkmal sprach vor allem, dass die komplette Fuchshofschule mit dem innovativen Raumzellen-System erstellt worden war.
Da für die geplante Sanierung der inzwischen fast 60 Jahre alten Pavillons Ausweichflächen benötigt werden und die zweizügige Grundschule mit Mensa und Betreuungsräumen zur Ganztagsschule ausgebaut werden soll, beauftragte die Stadt Schorndorf einen Erweiterungsbau. Zusammen mit ihrem Planungspartner Bauart Architekten und Planer aus Zürich gewann die schweizerische Blumer Lehmann AG den Gesamtleistungswettbewerb für das neue Schulgebäude, das die historischen Pavillons in moderner Holzmodulbauweise ergänzt.
Der gestaffelte zweigeschossige Neubau nimmt sich gestalterisch gegenüber den Variel-Pavillons dezent zurück, bildet aber volumetrisch zusammen mit der ebenfalls zweigeschossigen Turnhalle eine strukturelle Klammer für das gesamte Schulareal. Dabei steht explizit der Modulbaucharakter im gestalterischen Fokus, mit einer strukturierten Fassade und Lisenen, die das Tragsystem der Module nach außen abzeichnen. Die Fassade ist silbrig grau lasiert, mit einer sehr feinen Holzlattung. Sie tritt damit hinter der Farbigkeit der Variel-Pavillons zurück, die alle eine andere Farbe haben.
Mit seinem flexiblen Holzmodulbauprogramm für den Schulbau steht Blumer Lehmann in einer langen Schweizer Bautradition, die von den Variel-Pavillons Fritz Stuckys bis zum Baukastensystem Züri-Modular reicht, das die Stadt Zürich bis heute für ihre strategische Schulraumplanung nutzt. Die Produktion der Holzmodule für den deutschen Markt erfolgt im hessischen Großenlüder. Hier werden Boden-, Wand- und Deckenelemente in der klassischen Holzrahmenbauweise gefertigt und zu Raummodulen zusammengefügt. Danach werden sie von Partnerbetrieben mit Heizung, Sanitär- und Lüftungsanlagen und der Inneneinrichtung ausgestattet. Ein spezielles Element ist das von Beat Kegel entwickelte Lowtech-System einer Verbundlüftung mit aktiver Überströmung, das auch bei der Fuchshofschule installiert wurde. Auf Kanalführungen und abgehängte Decken konnte so verzichtet werden; die Quellauslässe verschwinden hinter sorgfältig gefrästen Perforationen der Holzverkleidung, die zur feingliedrigen Gestaltung der Holzwände beitragen. si
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