Bei einem Jahresverbrauch an Strom weniger als 1000 kWh seien etwa zwei Drittel des Anstiegs des Strompreises auf die Umsatzsteuer zurückzuführen. Ohne diesen Effekt hätten private Haushalte zum Beispiel bei einem sehr hohen Jahresverbrauch von über 15 000 kWh sogar 0,27 Ct/kWh weniger als noch im 2. Halbjahr 2020 zahlen müssen.
Die Erdgaspreise hat der CO2-Preis zusätzlich belastet. Bei einem Jahresverbrauch von mehr als 200 GJ (55 556 kWh) stiegen die Preise um 9,8 %. Bei einem Jahresverbrauch von weniger als 20 Gj (5556 kWh) hingegen sanken die Preise trotz gestiegenem Umsatzsteuersatz und CO2-Bepreisung um 0,5 %.
Preise bei Strom und Erdgas entwickeln sich unterschiedlich
Die reinen Energiepreise entwickelten sich für Strom und Erdgas unterschiedlich. Während der Energiepreisbestandteil für Strom erheblich stieg, profitierten die privaten Haushalte bei Erdgas von den bis Mitte 2020 gesunkenen Großhandelspreisen. Hier sank der Energiepreisbestandteil über alle Verbrauchsgruppen hinweg um 8,2 %.
Nicht-Haushaltskunden (zum Beispiel Unternehmen oder Behörden) zahlten im 1. Halbjahr 2021 für Strom ohne Mehrwertsteuer und andere abzugsfähige Steuern durchschnittlich 14,9 Ct/kWh. Das waren 1,2 % weniger als im 2. Halbjahr 2020. Erheblichen Einfluss auf die Preise für Großverbraucher hatte dabei die Strompreisentwicklung an den Energiebörsen, an denen die Preise seit Mitte 2020 deutlich gestiegen waren.
Komplette Energiekosten steigen noch stärker
Für Nicht-Haushaltskunden war Erdgas im 1. Halbjahr 2021 um 14,2 % teurer als im 2. Halbjahr 2020. Die Preise stiegen über alle Verbrauchsgruppen hinweg.
Bei den kompletten Energiekosten eines Haushalts für Heizung, Strom und Sprit spricht eine Analyse des Vergleichsportals Verivox für das komplette Jahr von einem Preisanstieg von 19 % zu. Die Energiekosten für einen Musterhaushalt lagen demnach im August 2021 bei 4063 Euro/a. Im August 2020 waren es 3411 Euro. Das sei der höchste Stand seit 2012. „Damals erreichten die Preise an den Tankstellen und bei den Heizölhändlern einen historischen Höchstwert“, berichtet Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox.
Öl wird schneller teurer als Gas
Das Heizen mit Öl verteuerte sich auf Jahressicht um 53,4 %, bei Gas um 15,2 %. Da mehr Haushalte mit Gas als mit Heizöl heizen, sind die Heizkosten im mengengewichteten Durchschnitt aktuell 26,3 % höher als im August 2020.
Der deutliche Preissprung ist in erster Linie der weltweiten Erdölnachfrage geschuldet. Diese war mit dem Wiederaufleben der Wirtschaft regelrecht explodiert und hat den Ölpreis nach oben getrieben. Zuletzt haben durch die hohe Nachfrage auch die Gaspreise international deutlich angezogen. Bei den Strompreisen müssen sich die Haushalte wegen anhaltend hoher Großhandelspreise zum Jahreswechsel auf weiteren Preiserhöhungen einstellen. Storck: „Eine Entlastung kann es nur geben, wenn der hohe Anteil an Steuern, Abgaben und Umlagen am Strompreis nach der Bundestagswahl schnell reduziert wird.“ Quelle: Destatis / Verivox / pgl
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