Das neue Jahr hat für die Baubranche wegen einer total überförderten KfW turbulent begonnen und das damit einhergehende Finanzierungs-Chaos die Ampelmännchen Scholz, Habeck und Lindner eiskalt erwischt. Wie konnte man denn auch ahnen, dass die Ansage für das Auslaufen des beliebten EH 50-Förderprogramms zum 31. Januar dieses Jahres einen solchen Run auf den Geldspeicher der KfW auslösen würde? Nein, da war keine Naivität im Spiel, sondern plattes Kalkül. Schuld war der letztjährige Wahlkampf, der es verbot, dem coronagenervten Wähler nun auch noch Fördergelder für einen Effizienzstandard zu streichen, der längst „State of the Art“ war. Könnte ja wichtige Prozentpunkte kosten. Also ließen Bundeswirtschafts- und Finanzministerium – namentlich Peter Altmaier und Olaf Scholz – die Katze lieber erst im November aus dem Sack, was die Kugelschreiber bei den Förderanträgen heißlaufen ließ. Und jetzt: Förderstopp.
Wir erinnern uns: In 2020 hat der Gebäudesektor seine Klimaziele wegen zu hoher CO₂-Jahresemissionsmengen verfehlt, was prompt das Bundesverfassungsgericht auf den Plan rief und es zu einem klaren Urteil nötigte: Mehr Klimaschutz bitte, meine liebe Regierung! So geht es nun schon seit Jahrzehnten hin und her mit der Gebäudeeffizienz – die Liste ist endlos. Und die gelackmeierten sind die Bauherren, Investoren, Wohnungsbaugesellschaften, Kommunen und: die Energieberater.
Die EnEV war eine schwere Geburt, die Lobbyisten setzten den Gebärenden damals vor der Jahrtausendwende heftig zu, anstatt konstruktive Vorschläge zu machen. Dann die Energieausweisposse – erst hochgelobt als Werkzeug für die Energiewende, dann durfte das mit vielen Schlupflöchern versehene Zertifikat nichts mehr kosten und verkam zu einem Alibi fürs Gewissen – kuck mal, bin im grünen Bereich! Wir hatten ja Weltfinanzkrise. So ging das weiter – es folgten Fukushima und der Atomausstieg, Ausverkauf der Sozialwohnungen, die EEG-Umlagen-Achterbahn und Groko-Stillstand in Sachen Klimaschutz, was ja letztlich in dem verfehlten Sektorziel endete.
Mann oh Mann – was ist nur los, im Land der Denker und Dichter, der Erfinder und Ingenieure? Wir wollen als vorbildliche Klima- und Umweltschützer der Welt zeigen, wie Nachhaltigkeit geht und scheitern an diesem Anspruch permanent selbst. Wenn wir es nicht besser wüssten, wäre das ja noch verzeihbar, denn die ganze Welt scheitert ja daran, Klimaziele nicht nur auszugeben, sondern sie auch einzuhalten.
Nun haben wir die Groko endlich los und dafür eine Ampel bekommen, die, wenn sie nicht aufpasst und ganz schnell das Ruder herumreißt, im gleichen Fahrwasser mit Kurs auf das Riff weiterdümpelt. Die Titelstory im „Spiegel“ vom 31. Januar ist eine gnadenlose Abrechnung mit den Folgen aus den Missständen der vergangenen Regierung, aber auch den bereits verpassten Chancen der Ampel, der mit der SPD eine Partei angehört, die gehörigen Anteil an der jetzigen Misere hat. Selbst wenn alle drei Parteien weiterhin den Stil der achtsam geführten Koalitionsverhandlungen pflegen, bleibt wenig Hoffung, dass sich das Riff (ja mei, Eisberge gibt’s ja kaum noch) bis 2050 (sch)merzlos umschiffen lässt. Wir müssen alle bluten. Sagt’s doch einfach!
Auch wenn mir der negativ konnotierte Spiegel-Titel überhaupt nicht gefällt – denn Klimaschutz ist keine Kostenfalle, sondern eine Investition in die Zukunft – und das mit Gebäudetechnik überfrachtete Häuschen suggeriert, dass Effizienz nur unter Verlust von Baukultur zu haben sei, legen die Autoren den Finger sehr schmerzhaft in die Wunde und zeigen für ein Nachrichtenmagazin doch recht fundiert auf, woran es hapert. Für Energieberater nichts Neues, aber vielleicht eine wichtige Unterstützung bei künftigen Beratungsgesprächen mit den um ihr Fördergeld geprellten Kunden oder Bauherren.
Jetzt lesen Sie aber bitte erst den GEB, und dann den Spiegel …
Ihr GEB Redaktionsteam