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Positives Denken finden

Wir haben in der Redaktion des Gebäude Energieberater lange über das Thema für dieses Editorial diskutiert. Positives Denken? In diesen Zeiten? Ich habe mir abgewöhnt, tagsüber die Nachrichtenlage zu checken. 15 Minuten Tagesschau am Abend mit Informationen zum Massaker der Palästinenser, den Gegenreaktionen Israels, dem Krieg Russlands gegen die Ukraine, den darüber schon beinahe vergessenen Naturkatastrophen wie den katastrophalen Bränden im Sommer reichen mir völlig. Das ist kein Weltschmerz, sondern Selbstschutz.

Wer mich kennt weiß, ich bin keine, die permanent Feelgood verbreiten muss. Ich bin ein skeptischer Mensch, sehe Hürden und Widerstände. Noch wichtiger ist es mir aber, über der Analyse der zugegebenermaßen schwierigen Lage im Land und überhaupt das eigene Handeln nicht zu vergessen. Dazu gehört auch, die Grenzen des eigenen Handelns zu erkennen und als solche zu akzeptieren.

Schön, dass es gerade in dem beruflichen Umfeld, in dem ich unterwegs bin, viele Menschen gibt, die sich auf den Weg machen, um Dinge zu verändern. Fast 600 vor allem junge Energieberaterinnen und Energieberater tauschen sich in unserer Signal-Gruppe Berufseinstieg aus. „Müsst Ihr da nicht ständig moderieren und dafür sorgen, dass es kein Hauen und Stechen gibt?“, werde ich oft gefragt. Nein, müssen wir nicht. Der Ton ist freundlich, auch wenn sich die eine oder andere Frage wiederholt. Prägend ist der Wille, sich gegenseitig zu unterstützen. Schön, dass sich auch einige mit viel Erfahrung die Zeit nehmen, dort Fragen zu beantworten.

Ist der Fokus auf das Tun ein Privileg der Jungen? Nein, definitiv nicht. Beispiel gefällig? Mich hat das Projekt Sanierungssprint beeindruckt – in 22 Tagen ein Haus von Grund auf sanieren. Ronny Meyer hatte nicht nur die Idee, sondern auch Hands on. Seinen Beiträgen auf LinkedIn war anzusehen, dass er Spaß hatte. Und die mediale Resonanz war enorm. Gut so, einfach zeigen, dass es geht.

Noch mehr positive Gedanken fällig? Die haben ich auch gefunden, als ich die fast fertige aktuelle Ausgabe gelesen habe. Große Passivhausprojekte zum Beispiel, die mehr sind als Gebäude, die wenig Energie brauchen, sondern Gemeinschaften von Menschen, die gerne zusammenwohnen. Vor 35 Jahren wurde der Begriff erfunden, kurz darauf, 1991, das erste Haus fertiggestellt. Viel „das geht doch gar nicht“ war zu überwinden, auch Skepsis von Architektinnen und Architekten. Und immer noch wird das Passiv-
haus weiterentwickelt, an neuen Lösungen getüftelt, kostengünstige Konzepte ersonnen. Auch das passiert nicht einfach so, sondern nur dann, wenn Menschen konkrete nächste Schritte tun. Und zwar nicht im kurzatmigen Sprint, sondern als Wanderung, bei der sich immer mehr Weggefährten dazugesellen.

Es gehört viel dazu, dass das klappt: Die Vorstellung vom Weg, der sich lohnt, ebenso wie die Bereitschaft, auch mal anzuhalten und die mitzunehmen, die als Zuschauer am Rand stehen. Und vor allem zu wissen, dass der Weg lang und die eigenen Kräfte begrenzt sind. Den Weg zu einem Umdenken können nur viele gemeinsam schaffen.

Viel Freude beim Lesen wünscht Ihnen

Ihr GEB Redaktionsteam