Energieberater, die sich auf die Vor-Ort-Beratung spezialisiert haben, befinden sich momentan in einer unangenehmen Lage. Im letzten Jahr hatte sich die geförderte Vor-Ort-Beratung zu einem erfolgreichen Geschäftsmodell entwickelt. Mund-zu-Mund-Propaganda, hohe Energiepreise und die Diskussion um den Energieausweis für Gebäude im Bestand beflügelten das Interesse. Die Anträge beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) stiegen 2005 um rund 80% auf 12.500.
Ende letzten Jahres waren durch die starke Nachfrage die bewilligten Mittel allerdings aufgebraucht. Neue Fördermittel gibt es zurzeit nicht, weil der Bund noch keinen Haushalt verabschiedet hat. Deshalb kann das BAFA zurzeit keine Zuwendungsbescheide verschicken [wir berichteten]. Im schlimmsten Fall könnte dieser Zustand bis zur Verabschiedung des Bundeshaushalts im Juli andauern, wenngleich man im BAFA zuversichtlich ist, vorher Mittel zu erhalten.
Förderprogramme auf Richtlinienbasis stehen immer unter dem Vorbehalt verfügbarer Mittel. Die augenblickliche Situation kann sich also jederzeit wiederholen. Das Vor-Ort-Förderprogramm ist momentan bis zum 31. Dezember 2006 gesichert. Zwar wurde eine Verlängerung bereits angedeutet, doch in welchem Rahmen ist noch offen. Denn es darf beispielsweise durch den dann obligatorischen Energieausweis nicht zu einer Förderung gesetzlich vorgeschriebener Maßnahmen kommen.
Die Situation verdeutlicht, dass es sehr riskant ist, ein Geschäftsmodell auf ein Förderprogramm aufzubauen. Dabei sollte man auch nicht vergessen, dass sich die Förderung der Vor-Ort-Beratung an den Beratungsempfänger richtet und nicht an den Berater. Der andere Auszahlungsweg wurde nur eingerichtet, um einem gewissen Qualitätsstandard zu gewährleisten. Einige Energieberater haben sich deswegen bereits ein zweites Standbein mit Energieberatung ohne Förderung geschaffen, die übrigens auch für die KfW-Kreditvergabe anerkannt wird. Ein BAFA-Bescheid ist dafür in keinem Fall erforderlich.
Wir sind uns sicher, dass auch Energieberater, die hier schon jetzt erfolgreich agieren, von der Diskussion profitieren. Denn nur wenn sich die Energieberatung als Dienstleistung mit hohem Nutzwert etabliert, kann ein Nachfragemarkt entstehen.
Haben Sie bereits ein Konzept für die Energieberatung ohne Förderung entwickelt? Mit welchen Argumenten und zu welchen Preisen bieten Sie eine individuelle Energieberatung an? Schreiben Sie uns an: E-Mail an GEB-Infoletter-Redaktion
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