Gemäß EU-Recht ist Deutschland wie alle anderen Mitglieder des Staatenbundes verpflichtet, nach bestimmten Vorgaben alle zehn Jahre Daten zur Bevölkerung zu erheben. Ziel eines solchen Zensus‘ ist es, eine Basis für die Planungen und Entscheidungen der öffentlichen Institutionen zu erhalten. Die letzte Erhebung fand 2022 statt, Daten aus den Bevölkerungsregistern wurden mit solchen aus stichprobenartigen Befragungen kombiniert. Für Niedersachsen hat das Material die dortige Klimaschutz- und Energieagentur (KEAN) in Bezug auf die Themen Wohnung und Heizen ausgewertet. Denn der Zensus liefert neben der reinen Bevölkerungszahl auch wichtige Informationen zum Wohngebäudebestand. Diesmal wurden flächendeckend unter anderem Daten zu eingesetzten Energieträgern in Heizungen, zu den Nettokaltmieten sowie zum Leerstand ermittelt.
Hoher Anteil fossiler Heizungen
Zum 15. Mai 2022 lebten laut Landesamt für Statistik Niedersachsen (LSN) 7.943.733 Menschen in dem nördlichen Bundesland. Im Vergleich zum Zensus 2011 ist die Bevölkerungszahl damit um 2,1 % gewachsen. Es gab außerdem rund 2,37 Millionen Gebäude mit Wohnraum. Von diesen wurden 59 % vor 1980 gebaut und damit zum großen Teil vor Inkrafttreten der ersten Wärmeschutzverordnung von 1977. Hier besteht ein hoher Bedarf an energetischer Optimierung, um die hohen Heizenergiebedarfe signifikant abzusenken.
Der Großteil dieser 2,37 Millionen Gebäude wurde mit Gas beheizt (71,0 %). Nach Auskunft des LSN hatte Niedersachsen damit im Vergleich der Bundesländer bei diesem Energieträger prozentual den höchsten Anteil. Der Anteil erneuerbarer Energieträger wie Holz, Holzpellets, Wärmepumpen, Solar- und Geothermie, Biomasse und Biogas betrug dagegen lediglich 5,4 %. Damit hat das Land bundesweit den höchsten Prozentsatz an Heizanlagen, die im Rahmen der Wärmewende umgerüstet und dekarbonisiert werden müssen.
Heizkurve optimieren und Energie sparen
Die vorherrschende Stellung der Gasheizungen liegt insbesondere in der Gasinfrastruktur begründet, die in Niedersachsen sehr gut entwickelt ist. Eigene Gasfelder, aber auch in den angrenzenden Niederlanden, sowie gute Importmöglichkeiten an den niedersächsischen Häfen spielen eine Rolle. Erfreulich aus Sicht der Energieagentur: zufolge weiterer Zahlen des LSN wurden 2023 78 % der neu genehmigten Neubauten mit Wärmepumpen beheizt – und damit mehr als im Bundesdurchschnitt, der bei 76 % lag.
Eigentümer:innen von Bestandsgebäuden jedoch rät die KEAN in ihrem Faktenpapier, zwecks Einsparung von Energie, Heizkosten und CO2-Emissionen die Vorlauftemperaturen abzusenken. Heizungsanlagen werden nämlich häufig mit zu hohen Vorlauftemperaturen betrieben. Abhilfe kann die Optimierung der Heizkurve bieten, wodurch komfortables Heizen meist auch mit geringerem Vorlauf ermöglicht wird.
Gitterdaten für die Kommunale Wärmeplanung
Im Rahmen der Kommunalen Wärmeplanung müssen verschiedene Daten erhoben und räumlich aufgelöst dargestellt werden. Im Zuge der Bestandsanalyse sind unter anderem die Baujahre sowie die aktuelle Wärmeversorgungsstruktur räumlich darzustellen. Der Zensus 2022 liefert hilfreichen Input, der entsprechend herangezogen werden kann. Im Zensus-Atlas werden zum Beispiel die Ergebnisse zu der Heizungsart und zu den eingesetzten Energieträgern der Heizung räumlich verortet. Die zugehörigen Daten stehen hier unter entsprechender Quellenangabe als OpenData zur freien Nutzung zum Download bereit.
Jedes heruntergeladene ZIP-Archiv enthält das entsprechende Zahlenmaterial für das 10 km-, 1 km- und 100 m-Gitter in tabellarischer Form als csv-Datei sowie eine ausführliche Datensatzbeschreibung als Excel-Datei. Diese Daten können in einem GIS räumlich aufgelöst werden. Je nach Bedarf können sie aus den Gitterzellen auf andere Betrachtungsebenen, zum Beispiel Baublöcke, umgelegt werden. An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass die bereitgestellten Informationen aus dem Zensus 2022 keine eindeutigen Rückschlüsse auf einzelne Gebäude zulassen. Zum Schutz personenbezogener Daten werden die im Zensus dargestellten in einem speziellen Verfahren leicht verfälscht. Eine Plausibilisierung des Materials ist daher empfohlen. Die Kommunale Wärmeplanung kann auch anhand von leicht abweichenden Daten durchgeführt werden, so die KEAN. Quelle: KEAN / ab