Zur Beheizung von Gebäuden soll künftig Wasserstoff eingesetzt werden können. Nach den Plänen der Bundesregierung wird ab dem kommenden Jahr die Installation neuer Gasheizungen eingeschränkt. Ausnahmen sind jedoch für Anlagen geplant, die mit Biomethan oder mit klimaneutralem Wasserstoff heizen. „Doch grünen Wasserstoff gibt es aktuell praktisch nicht und künftig wird vor allem die Industrie enorme Mengen davon verbrauchen, um klimaneutral zu werden“, sagt Martin Pehnt vom Institut für Energie- und Umweltforschung. Für den Gebäudesektor werden ihm zufolge voraussichtlich keine relevanten Mengen zur Verfügung stehen. Und sie werden relativ teuer sein. Hinzu kommen die Kosten für die Umrüstung sogenannter H2-Ready-Heizungen für die Verbrennung von reinem Wasserstoff. Aktuell ist dies in der Breite noch gar nicht möglich, entsprechende Geräte werden noch entwickelt.
Umbau der Gasnetze erforderlich
Die Gasnetze in Deutschland müssen zudem erst auf Wasserstoff umgerüstet werden. Technisch ist das möglich. Die logistische Herausforderung und die Kosten sind jedoch groß: „Wenn an einem bestimmten Tag von Erdgas auf Wasserstoff oder zuerst auf eine Mischung umgestellt wird, müssen alle Leitungen und alle angeschlossenen Haushalte mit ihren Geräten bereit sein, Wasserstoff zu transportieren und zu nutzen“, erläutert Frank Hettler von Zukunft Altbau. Daher würden viele Expertinnen und Experten davon ausgehen, dass die Umstellung der für die Haushalte relevanten Verteilnetze kaum umsetzbar sein werde und lediglich wenige Heizungen, die an Knotenpunkten des künftigen Wasserstoffnetzes liegen, darüber versorgt werden könnten.
Erdgas wird teurer
Bis dahin sind die Eigentümerinnen und Eigentümer auf Erdgas angewiesen, dessen Preis steigt. Die Gaspreisbremse läuft Ende April 2024 aus. „Danach werden die Kosten nicht mehr so niedrig wie sein vor der Gaskrise“, sagt Hettler. Dass es zu weiteren finanziellen Unterstützungen komme, sei nicht geplant. Ab 2024 erhöht sich zudem die deutsche CO2-Bepreisung. Bei Erdgas steigen die Kosten von 0,65 Cent pro Kilowattstunde auf 0,76 Cent. 2025 werden die Kosten dann bei rund 0,98 Cent pro Kilowattstunde liegen. Danach soll es jährlich teurer werden, um die Klimafolgekosten des Gasverbrauchs preislich nach und nach zumindest etwas mehr abzubilden. Durch die künftig abnehmenden Nutzerzahlen der Erdgasnetze steigen zudem die Netzkosten für die verbleibenden Verbraucherinnen und Verbraucher. Der Einbau einer Gasheizung oder eine längere Nutzung der alten lohnt sich aufgrund der teuren Betriebskosten in den nächsten Jahrzehnten daher nicht mehr.
Mit Wasserstoff lässt sich nicht effizient genug heizen
Als weiteres Argument gegen die Nutzung von Wasserstoff in dezentralen Gasbrennwertheizungen nennt Hettler die mangelnde Effizienz: „Der Einsatz von Wasserstoff erfordert ein Vielfaches an grünem Strom im Vergleich zu einer elektrisch angetriebenen Wärmepumpe.“ Als Faustregel gelte: Wärmepumpen machen aus einer Kilowattstunde Strom rund drei Kilowattstunden Wärme, die Wasserstoff-Gasheizung aus zwei Kilowattstunden Strom aufgrund der Umwandlungsverluste nur eine Kilowattstunde Wärm. Um eine Kilowattstunde Wärme aus Wasserstoff zu erzeugen, müssen also rund sechsmal mehr Windenergie- und Photovoltaikanlagen errichtet werden, als wenn der Strom direkt eine Wärmepumpe antreibt. „Volkswirtschaftlich ist das ein Unding“, urteilt Hettler. Sein Fazit lautet: Klimaneutraler Wasserstoff ist für die Energiewende eminent wichtig. Beim Beheizen von Gebäuden wird das Gas jedoch praktisch keine Rolle spielen. Quelle: Zukunft Altbau / jb