Sie haben mehr Einendes als Trennendes: Das Sonnenhaus und Passivhaus. Wer bisher das Gefühl hatte, die Verfechter der beiden Bauweisen würden eher gegen- als miteinander arbeiten, kann jetzt wohl seine Meinung revidieren. Als kürzlich auf Einladung des Straubinger Sonnenhaus-Institut (SHI) eine Gruppe von Passivhaus-Fachleuten des Energiezentrum Allgäu (eza) mehrere Sonnenhäuser im Bayerischen Wald begutachtete, wurde klar: Das gemeinsame Ziel sind energiesparende Gebäude.
Das Sonnenhaus
Bei der Planung von Sonnenhäusern steht im Vordergrund, dass mindestens 50% der Wärme für Heizung und Trinkwarmwasser durch Sonnenkollektoren bereitgestellt wird. Große, steil angestellte Solarflächen in Südausrichtung kennzeichnen daher alle Sonnenhäuser. Ein großer Pufferspeicher ist beim Sonnenhaus-Heizkonzept von besonderer Bedeutung: Er lagert den Solarertrag ein; Niedertemperatur-Strahlungsheizungen verteilen die Wärme, der Speicher kann bei Bedarf mit einem Stückholzofen nachgeheizt werden. Da Solarkollektoren und nachwachsende Rohstoffe die Energie umweltverträglich bereitstellen, kann im Sonnenhaus auf eine Zwangsbelüftungsanlage verzichtet werden, so Georg Dasch, Vorsitzender des SHI.
Das Passivhaus
Um einen Heizwärmebedarf von 15 kWh/(m² a) in Passivhäusern zu erreichen, sind Belüftungssysteme mit Wärmerückgewinnung immer notwendig. Weitere bauliche Voraussetzungen des Baukonzepts sind eine sehr gut gedämmte, luftdichte und wärmebrückenfreie Gebäudehülle, sowie der Einbau von sehr hochwertigen Fenstern mit gedämmten Rahmen. Woher die im Passivhaus benötigte Wärmeenergie kommt, ist zwar grundsätzlich nicht vorgegeben. Aus Kosten- und Platzgründen werden aber oft Lüftungskompaktgeräte mit integrierter Wärmepumpe eingesetzt, manchmal kombiniert mit direktelektrischer Zuheizung.
Unterschiede beim Primärenergiebedarf
Das Sonnenhaus „darf“ zwar auch so gut gedämmt werden. Es kommt aber selbst bei höherem Heizwärmebedarf aufgrund des regenerativen Heizkonzepts mit einer deutlich geringeren Primärenergiemenge als ein Passivhaus aus. Eine kürzlich abgeschlossene Diplomarbeit macht den Umstand deutlich: Sie vergleicht praxisgerecht den Energiebedarf beider Baukonzepte (Auszug aus der Diplomarbeit von Katrin Koch).
Die Nutzung von Strom mit heute noch hohen CO2-Emissionen hier, die Nutzung von sich künftig wohl auch verknappendem Brennholz da. Ein Vergleich zeigt, dass der Primärenergiebezug kein auf Dauer geeigneter Bewertungsmaßstab sein kann. (Energetisch) Am besten, man verknüpft: Dass sich die beiden Konzepte vortrefflich kombinieren lassen, wurde beim ersten Treffpunkt deutlich: Das Naturpark-Informationszentrum bei Zwiesel ist ein Sonnenhaus mit Passivhausstandard.
„Verbrüderung“
Am Ende des Meinungsaustauschs erklärte eza-Geschäftsführer Martin Sambale: „Dämmen und dann den Rest mit möglichst viel regenerativer Energie decken, das ist unser Ziel. Das Passivhaus ist nicht dogmatisch auf einem einzigen Weg zu erreichen, sondern ist ein Energiestandard.“ Und Haustechnik-Ingenieur Wolfgang Hilz, 2. Vorsitzender des Sonnenhaus-Instituts, erkannte an: „Wir dürfen nicht bei jedem Passivhaus automatisch davon ausgehen, dass es mit einem Wärmepumpenkompaktgerät beheizt wird, also letztlich mit elektrischer Energie.“
SHI- und eza-Vertreter haben jetzt vereinbart, eine gemeinsame Veranstaltung zu organisieren. In ihr soll deutlich werden: Die Konzepte von Sonnenhaus und Passivhaus haben mehr Einendes als Trennendes aufzuweisen. GLR
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