Als einen „Sieg der Wohnungswirtschaft, die seit Jahren massiv gegen verbesserte Anforderungen der Gebäude lobbyiert“ bezeichnete Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin der DUH, den Entwurf. Der Zentrale Immobilienausschuss und der Verband der Wohnungswirtschaft GdW hatten sich zuletzt bei einer Anhörung im Bundestag zum GEG gegen Verschärfungen ausgesprochen.
In der Ampelkoalition scheinen Verschärfungen ähnlich schwer durchsetzbar wie unter den Vorgängerregierungen. Die FDP hatte beim Thema Dämmstandards Gesprächsbedarf angemeldet, die SPD fürchtet steigende Bau- und Mietpreise. Julia Verlinden Fraktionsvize der Grünen und Effizienz-Expertin, kommentierte im Berliner Tagesspiegel: „Diese GEG-Novelle war nur der erste Schritt. Alle in der Koalition müssen sich ehrlich machen: Die Abhängigkeit von fossilen Energien lösen wir nicht allein mit den Erneuerbaren. Um das Problem hoher Heizkosten an der Wurzel zu packen, braucht es auch eine ambitionierte Energieeffizienzpolitik.“
Signal in Richtung Klimaneutralität bleibt aus
Jürgen Leppig, der Vorsitzende des Energieberaterverbands GIH kritisiert: „Durch den Verzicht auf Anforderungen an die Hülle wird der Energieverbrauch des Gebäudes im Gesetzesentwurf im Vergleich zum derzeit geltenden Recht nicht reduziert. Lediglich die Anforderungen an die Haustechnik sind durch den somit verpflichtenden Einsatz erneuerbarer Energien gestiegen.“
Mit Blick auf die aktuelle Energieproblematik mit exorbitant gestiegenen Energiekosten sei es aber angebracht, an jeder möglichen Stelle Energie einzusparen. Mit der durch moderne Gebäudetechnik zusätzlich erzeugten Energie ließe sich weit Besseres anfangen, als sie sogleich über eine schlechte Gebäudehülle wieder zu verlieren – und das über die kommenden Jahrzehnte hinweg. „Wir fordern den Gesetzgeber daher auf, die Anforderungen des Effizienzhauses 55 in das GEG eins zu eins zu übernehmen: sowohl beim Einsatz erneuerbarer Energien als auch bei der Gebäudeeffizienz“, erklärte Leppig weiter.
Jan Peter Hinrichs, Geschäftsführer des Bundesverbands energieeffiziente Gebäudehülle (BuVEG) warnt: „Der darin geplante Neubaustandard ist unter dem Strich schlechter als der aus der gerade abgelaufenen Effizienzhausförderung 55. Demnach müssten die Gebäude mit dem neuen Standard bis 2045 noch einmal angefasst werden. Das ist geradezu absurd.“
Der Gesetzentwurf lasse außerdem gänzlich ein Einsparkonzept für den Gebäudebestand vermissen, so der Buveg weiter. Fast ein Drittel der Wohngebäude befinde sich immer noch in den schlechtesten Effizienzklassen und verursacht die Hälfte aller Emissionen. Das große Einsparpotenzial, das hier schlummert, werde völlig außer Acht gelassen. "Der vorliegende Gesetzentwurf ist nicht nur wenig ambitioniert, er ist ein fatales Signal für das Ziel eines klimaneutralen Gebäudesektors", so Hinrichs abschließend. pgl
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