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Projekt erprobt innovative Methode zur Abwärmenutzung

Mit den steigenden Energiepreisen wird die Speicherung und Nutzung von Abwärme als Ersatz für fossile Energieträger für Unternehmen  attraktiver. Im Projekt „Fenopthes“ entwickelt das gemeinsam ISE mit Industriepartnern Wärmespeicher, die teure Hochtemperaturfluide ersetzen. Die Technologie wurde in einem Speicher zur Abwärmenutzung  erprobt.

In Hochtemperaturspeichern, die im Bereich von 250 Grad bis 600 Grad arbeiten, kommen typischerweise Thermalöle und Salzschmelzen als Arbeitsfluide zum Einsatz. Setzt man Füllkörper als Speichermedium in thermischen Speichern ein, lassen sich diese teuren Speichermedien reduzieren.

Zudem werden andere kostengünstige gasförmige Arbeitsfluide wie Luft damit möglich, die Temperaturen bis 1000 Grad und mehr zulassen. Beim Einsatz von Luft als Wärmeträgerfluid, die selbst eine sehr geringe Wärmekapazität aufweist, wird die Energie in der Speichermasse der Füllkörper gespeichert.

„Im Projekt haben wir untersucht, welche Form, Größe und Eigenschaften wie Dichte und Wärmeleitfähigkeit solche Füllkörper haben sollten. Ziele waren ein möglichst guter Wärmetransport und eine möglichst kompakte Schüttung im Speicher“, erklärt Projektleiter Julius Weiss.

Kosteneinsparpotential liegt bei bis zu 30 Prozent

Im Projekt wurden keramische Füllkörper untersucht, die der Industriepartner Kraftblock entwickelt hat. Sie bestehen aus einem kostengünstigen Recyclingmaterial, Phosphatbinder und Additiven. Durch das Ersetzen teurer Fluide durch Füllkörper mit der gleichen oder im besten Fall einer höheren thermischen Kapazität ergibt sich ein Kosteneinsparpotenzial von etwa 30 Prozent.

Die Füllkörper wurden in unterschiedlichen Formen hergestellt, um den Einfluss der Geometrie auf die thermische Effizienz des Speichers zu untersuchen. Zunächst wurde die Kompatibilität der Füllkörper mit unterschiedlichen Hochtemperaturmedien (Thermalöle, Salzschmelze) anhand von Auslagerungsversuchen untersucht. Anschließend wurden Füllkörper und Fluide chemisch analysiert und eine Prüfung der mechanischen Stabilität der Füllkörper durchgeführt.

Um die unterschiedlichen Füllkörperkonfigurationen zu charakterisieren, wurden sie in einem Teststand mit Wasser umströmt, das sich unter bestimmten Randbedingungen physikalisch wie eine Salzschmelze verhält. Das Projektteam beobachtete dabei, dass unterschiedliche Füllkörperkonfigurationen unterschiedliche Temperaturprofile und zeitliche Verläufe bei zyklischer Be- und Entladung der Speicher zeigen. Eine ausgewählte Konfiguration der Füllkörper wurde zusätzlich in einem Salzschmelzespeicher des Fraunhofer ISE experimentell analysiert.

Demonstration von Hochtemperaturspeicher in Industriebetrieb

Ein konkreter Anwendungsfall in einem Industrieunternehmen zeigt, dass mit der Speichertechnologie die Energieeffizienz industrieller Prozesse durch die zeitlich entkoppelte Nutzbarmachung rückgewonnener Wärme verbessert werden kann. Bei der Comet Schleifscheiben wurde ein Demonstrator eines Luft-Speichers mit Füllkörpern getestet. Dieser speichert die Abwärme aus dem Brand keramischer Schleifscheiben, bevor sie wieder in den Prozess integriert wird. Die Wärme wurde dabei durch einen in einem Kamin integrierten Wärmetauscher rückgewonnen.

Installation von Messtechnik zur Identifizierung des Abwärmepotentials bei der Comet Schleifscheiben GmbH.

Martin Karl, Fraunhofer ISE

Installation von Messtechnik zur Identifizierung des Abwärmepotentials bei der Comet Schleifscheiben GmbH.

Eine Herausforderung war dabei das Temperaturniveau der Abwärme: Die Abluft wird herkömmlicherweise mit Umgebungsluft „verdünnt“ und damit vor Eintritt in den Kamin abgekühlt, was es schwer macht, hohe Temperaturen zu erreichen. Die Entscheidung, welcher Speicher die beste Lösung sei, hänge von den jeweils konkreten Gegebenheiten des Produktionsprozesses (Temperaturniveaus, Volumenströme, Flexibilität bei der Reintegration der Wärme, prognostizierte Zyklenzahl, zur Verfügung stehender Platz) ab, so die Forschenden.

Große Bandbreite industrieller Anwendungen

Für die Zwischenspeicherung und Nutzung industrieller (Ab)Wärme sieht das Projektteam viele Anwendungsmöglichkeiten: Prozesse in einem breiten Temperaturbereich zwischen 150 und 900°C sind dafür geeignet, von der Papier-, Lebensmittel-, oder Chemieindustrie bis zur Dampferzeugung. „Nicht nur die Rückgewinnung von Wärme ist für die Industrie spannend. Auch das Thema Power-to-Heat wird immer wichtiger, da immer mehr Prozesse elektrifiziert werden«, erklärt Thomas Fluri, Gruppenleiter Klimaneutrale Industrieprozesse und Hochtemperaturspeicher.

So kann Wärme in Zeiten günstiger Strompreise erzeugt und für den ganzen Tag verfügbar gemacht werden. Damit lässt sich eine Lastverschiebung aus Spitzen- in Randzeiten erreichen, was den Unternehmen nicht nur Kosten spart, sondern auch die Stromnetze entlastet. Weiteren Forschungsbedarf sieht das Fenopthes-Team in der wissenschaftlichen Begleitung weiterer größerer Demonstratoren: „Für die Wärmewende ist die Speicherfrage ein wichtiges Thema - wir möchten zeigen, dass sich die Speicher auch im Großmaßstab umsetzen lassen“, so  Fluri.

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