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Geförderte „Energieeinsparberatung vor Ort“ evaluiert

Gut abgeschnitten

Im Förderprogramm „Energieeinsparberatung vor Ort“ gab es immer wieder Änderungen der Förderhöhe und der Richtlinie, was häufig große Auswirkungen auf die Akzeptanz des Programms hatte. Das Bundesministerium für Wirtschaft (BMWi) hat das ifeu-Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg gemeinsam mit TNS-Emnid mit der Evaluation des Programms beauftragt. Ziel war es, herauszufinden, welche Maßnahmen, Investitionen sowie Energie- und CO2-Einsparungen durch die geförderte Beratung angestoßen wurden. Außerdem sollte die Zufriedenheit der Beratungsempfänger und Energieberater untersucht werden.

Berater und Beratene befragt

Im Jahr 2005 wurden rund 12000 Förderanträge zur Vor-Ort-Energieberatung gestellt, 2007 waren es knapp 16000 Anträge. In 2005 wurden 85% der Beratungen bei Ein- und Zweifamilienhäusern durchgeführt, 15% bei Mehrfamilienhäusern. In 2007 verschob sich dieses Verhältnis in Richtung Mehrfamilienhäuser, die nun einen Anteil von 30% ausmachten.

Als Stichprobe aus dieser Gesamtheit wurden von Dezember 2007 bis April 2008 insgesamt 800 repräsentative Beratungsempfänger telefonisch befragt, davon 600 im Jahr 2005 beratene Personen (Förderung nach alter Richtlinie) und 200 im Jahr 2007 beratene Personen (Förderung nach neuer Richtlinie). Zusätzlich wurde eine Kontrollgruppe mit 200 Personen befragt, die in den letzten Jahren ohne Vor-Ort-Energieberatung saniert hatten. Außerdem wurden 50 Energieberater, die regelmäßig Förderanträge stellten, telefonisch interviewt und Beratungsberichte ­begutachtet.

Hohe Umsetzungsquoten

Rund 90% der Beratungsempfänger hatten die Vor-Ort-Energieberatung aufgrund konkreter (Sanierungs-)vorhaben in Anspruch genommen. Die ­Beratenen wollten sich in den wenigsten Fällen nur allgemein informieren, sondern suchten Beratung für geplante Maßnahmen zur Energieeinsparung (Abb.1). Rund 36% der Beratungsempfänger in 2007 veranlasste auch die Erstellung eines Energieausweises zur Beratung, obwohl die Erstellung laut Förderrichtlinie vom September 2006 im Rahmen der BAFA-geförderten Vor-Ort-Energieberatung ausgeschlossen war.

95% der Beratungsempfänger 2005 haben nach der Vor-Ort-Energieberatung energetische Sanierungsmaßnahmen durchgeführt. Auch bei den Beratenen in 2007 wurden bereits ein Jahr nach der Beratung umfangreiche Maßnahmen umgesetzt (Abb.2) Viele Wärmedämmungen wurden erst durch die Vor-Ort-Beratung angestoßen. Im Schnitt wurden höhere Dämmstärken aufgebracht als zuvor geplant. Die Vor-Ort-Beratung gab auch Impulse für den Einbau effi­zienter Heizungssysteme.

Durchschnittlich 10% Energie gespart

Durchschnittlich wurde direkt durch die Beratung der Energiebedarf um rund 10%, also etwa 5300 kWh/Jahr bei Ein- und Zweifamilienhäusern sowie 8800 kWh/Jahr bei Mehrfamilienhäusern gesenkt. Berücksichtigt man auch die fest geplanten Maßnahmen, steigt die durchschnittliche Einsparung um weitere 500 kWh/Jahr bzw. um 1%. Im Mittel verminderte sich bei den betrachteten Ein- und Zweifamilienhäusern der Verbrauch um 33% bzw. 10300 kWh. Da nach Auskunft der Beratungsempfänger ein Teil der Maßnahmen bereits vor der Vor-Ort-Beratung geplant war, kann dies jedoch nicht vollständig als Effekt der Beratung angerechnet werden.

Beratung bewirkt 20% der Investitionen

Pro Vor-Ort-Energieberatung wurden in 2005 im Schnitt 36000 Euro für Energiesparmaßnahmen ausgegeben (ohne Kosten für An- oder Umbauten). Mindestens 6333 Euro sind als Mehrinvestitionen bei Ein- und Zweifamilienhäusern und 10787 Euro bei Mehrfamilienhäusern direkt auf die Beratung zurückzuführen. Gesamt betrachtet kann ein Fünftel der Investi­tionskosten in Energiesparinvestitionen als tatsächlich durch die Beratung angeregt gelten. Bezogen auf die Programmkosten wurden durch jeden Euro etwa 25 Euro zusätzliche Investitionen anstoßen. Knapp der Hälfte der Beratenen 2005 hat die Beratung geholfen, Fehlinvestitionen zu vermeiden. Zudem wurden sie unterstützt, ihr verfügbares Budget wirtschaftlich optimal einzusetzen.

Zufriedene Beratungsempfänger

Die Mehrheit der Beratenen war mit der Energieberatung zufrieden oder sogar sehr zufrieden (2005: 90%, 2007: 85%). Rund drei Vierteln der Beratenen half die Energieberatung, die optimalen Maßnahmen und Förderprogramme herauszufinden. Am besten beurteilt wurde die Unabhängigkeit der Energieberater von Verkaufsinteressen (Durchschnittsnote 1,4), die fachliche Kompetenz der Energieberater und das Eingehen der Energieberater auf Fragen und Bedürfnisse (beides Note 1,8) (Abb.3).

Als Kritik wurde von den wenigen unzufriedenen Personen genannt, dass die Beratung zu schematisch sei und nicht ausreichend auf die individuelle Situation eingegangen wurde. Als Verbesserungsvorschläge wurden insbesondere mehr Kundenorientierung in der Beratung und mehr Werbung bzw. Hinweise auf die Vor-Ort-Beratung bzw. auf Fördermöglichkeiten allgemein genannt.

Kosten für Beratung werden unterschätzt

Die Kontrollgruppe, die keine Vor-Ort-Energie­beratung in Anspruch genommen hatte, wurde zum Thema Beratungskosten befragt. Immerhin 42% der Kontrollgruppe äußerten ein grundsätzliches Interesse an einer kostenpflichtigen Energieberatung vor Ort. 56% hätten kein Interesse an einer solchen Beratung. Die Interessierten wurden nach dem angemessenen Preis gefragt, nachdem ihnen kurz die Vorgehensweise bei einer Vor-Ort-Energie-Beratung erläutert ­worden war. Mehr als 60% der Befragten fanden Beträge von maximal 200 Euro als angemessene ­Bezahlung, ein weiteres Viertel der Befragten wäre diese ­Beratung zwischen 200 und 300 Euro wert. Nur 12% schätzten mehr als 300 Euro als angemessenen Wert ein. (Abb.4). Die Ergebnisse zeigen die vergleichsweise geringe Zahlungsbereitschaft bei den Befragten der Kontrollgruppe. Demgegenüber lagen in 2007 die durchschnittlichen Beratungskosten (Eigenanteil) nach Angaben der Energieberater bei Ein- und ­Zweifamilienhäusern bei rund 519 Euro brutto (Abb.5).

Nachfrage an Fördersätze gekoppelt

Energieberater sind mit den Verwaltungsabläufen des BAFA seit der Richtlinienänderung im September 2006 zufriedener (Abb.6). Die Bearbeitungszeit wurde durch die Umstellung auf das Online-Antragsverfahren mit Durchschnittsnote 2,1 anstatt vorher 4,6 bewertet.

Die Zufriedenheit der Energieberater mit der Förderhöhe sank aufgrund der reduzierten staatlichen Zuschüsse mit der Richtlinienänderung im Jahr 2006 deutlich ab, von einer Durchschnittsnote 2,3 auf 4,0. 88% waren der Meinung, dass der geringere Zuschuss nicht (mehr) in einem angemessenen Verhältnis zum Aufwand für die Antragstellung steht. 78% der ­Energieberater nannten die Reduzierung der Förderhöhe als wichtigsten Grund für den Rückgang der Förderanträge seit Einführung der neuen Richtlinie im September 2006. Als weitere wichtige Gründe wurden Vorzieheffekte durch die Mehrwertsteuererhöhung 2007, eine verringerte Notwendigkeit von Einsparberechnungen im Rahmen des KfW-CO2-Gebäudesanierungsprogramms oder der Anstieg der KfW-Zinsen für die Gebäudesanierung aufgeführt. Diese Erkenntnisse wurden bei der Richtlinienänderung zum 1. Mai 2008 bereits berücksichtigt und führten dazu, dass die Fördersätze wieder angehoben wurden. Im Schnitt hatten die Energieberater angegeben, dass es sich ab einem Förderzuschuss von 338 Euro lohnen würde, jedem Kunden mit Ein- oder Zweifamilienhaus die geförderte Beratung anzubieten. Bei Mehrfamilienhäusern lag dieser Mittelwert bei 506 Euro.

Mehr Werbung für das Programm notwendig

84% der Energieberater fanden, dass das Förderprogramm nicht ausreichend beworben wird. Sie schlugen vor allem die allgemein stärkere Bewerbung des Programms in den Medien vor wie z.B. Fernsehen, Radio (Werbespots, Beiträge), Zeitungen und Internet sowie eine verstärkte Zusammenarbeit des BAFA mit regionalen Energieberatungsstellen. Dies wurde ebenfalls von Beratungsempfängern empfohlen. Auch die Angaben der Kontrollgruppe, die ohne Vor-Ort-Energieberatung saniert hatten, ließen darauf schließen, dass durch mehr Öffentlichkeitsarbeit für die Vor-Ort-Energieberatung mehr Nachfrage erzeugt werden kann.

Aufwand der Berater sehr unterschiedlich

Auf der Energieberaterliste des BAFA werden mehr als 6000 Berater geführt, die Vor-Ort-Energieberatungen anbieten (Stand November 2007). Tatsächlich sind jedoch weniger als 20% der gelisteten Berater aktiv und führen regelmäßig Vor-Ort-Energie-Beratungen durch. (Abb.7 und 8) Mindestens ein Drittel der registrierten Energieberater haben weder in 2005, 2006 noch in 2007 Vor-Ort-Energieberatungen durchgeführt. Bei allen Energieberatern deckten die Vor-Ort-Energieberatungen nur einen Teil der Arbeitszeit und der Einnahmen ab. Der Durchschnitt lag bei 37% der Arbeitszeit.

Der Zeitaufwand für eine Vor-Ort-Energie-Beratung mit BAFA-Förderung (inkl. Antragstellung, Datenaufnahme, Beratungsbericht, Berichtserläuterung) betrug im Durchschnitt insgesamt 17,8 Stunden. Die Angaben bewegten sich dabei zwischen vier Stunden und 40 Stunden pro Beratung.

80% der befragten Energieberater (d.h. 40 Ener­gieberater) führten Vor-Ort-Energie-Beratungen auch ohne BAFA-Förderung durch. So wurden in 2007 rund 14 Beratungen pro Energieberater ohne BAFA-Förderung durchgeführt. Energieberatungen ohne Förderung unterschieden sich nach Angaben der Befragten hauptsächlich durch die schnellere Abwicklung, weniger Zeitaufwand und einen geringeren Umfang des Berichts. Außerdem habe man flexibler auf Kundenwünsche eingehen können.

BAFA-Liste als Qualitätsmerkmal eingesetzt

Als problematisch ist die Rolle der BAFA-Liste einzustufen. Von den befragten Energieberatern wurde die BAFA-Liste mehrheitlich als wichtiges Akquisitionsinstrument eingestuft. Allerdings gaben deutlich mehr Energieberater an, dass die BAFA-Liste auch als Qualitätsmerkmal für ihre Arbeit sowie als Zulassungsvoraussetzung für andere Dienstleistungen wie KfW-Nachweise oder Energiepässe Bedeutung hat. Dies hängt damit zusammen, dass eine geschützte Berufsbezeichnung des Energieberaters fehlt und niedrigpreisige oder kostenlose Konkurrenz angeboten wird. Ein Beispiel dafür sind Energie-Checks, bei denen häufig nicht anbieterunabhängig und nicht gewerkeübergreifend beraten wird. Drei Viertel der Energieberater begrüßten deshalb die Idee eines unabhängigen Gütesiegels für Energieberater („Berater-TÜV“). 60% der Energieberater befürworteten, dass Berater, die längere Zeit keine Beratungen durchgeführt haben, nicht mehr auf der BAFA-Liste geführt werden.

Empfehlungen

Aus den Ergebnissen der Evaluation wurde generell abgeleitet, dass die Vor-Ort-Beratungsförderung fortgesetzt werden soll. Der Vorschlag, dass die Fördersätze angehoben und die Fördertatbestände um eine optionale Stromsparberatung erweitert werden sollen, wurde bereits zum Mai 2008 umgesetzt. Die Ersteller der Evaluation haben folgende weitere Empfehlungen abgegeben:

  • Bundesweites Qualitätssiegel für Energieberater einführen
  • Prüfen, ob inaktive Energieberater auf der BAFA-Liste verbleiben sollen
  • Anforderungen an Beratungsberichte optimieren, Prüfverfahren grundsätzlich beibehalten
  • Vorgaben für Aus- und Weiterbildungsangebote erweitern
  • Internetseite des BAFA zur Vor-Ort-Energieberatung überarbeiten
  • Förderprogramm zur Vor-Ort-Energieberatung allgemein stärker bewerben
  • Faltblatt mit einer Angebotsübersicht für sanierungsinteressierte Hausbesitzer erstellen
  • Vernetzung zwischen Programmanbietern und Akteuren ausbauen
  • Zusammenhang zwischen Vor-Ort-Energieberatung und KfW-Förderung bei der zukünftigen Programmgestaltung und bei Evaluationen stärker berücksichtigen.

Literatur

Evaluation des Förderprogramms „Energieeinsparberatung vor Ort“, Schlussbericht (Kurz- und Langfassung), ifeu – Institut für Energie- und Umweltforschung, Heidelberg und tns emnid im Auftrag des BMWi, Juni 2008, Download unter http://www.bmwi.de