So kritisiert Heinrich Bökamp, Präsident der Bundesingenieurkammer, die vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz vorgelegte Reform zur Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) als absolut kontraproduktiv. Es sei zu erwarten, dass sich Bauvorhaben verzögern oder diese nicht wie geplant umgesetzt würden. Mit der kurzfristen Änderung der Förderung energetischer Gebäudesanierung gehe jede Planungssicherheit verloren. „Daher hätten wir uns statt einer scheibchenweisen Reform der BEG, die Bauherren und Planer verunsichert, eine einheitliche Reform gewünscht, wie sie ursprünglich zum 1. Januar 2023 angekündigt war“, sagt Bökamp.
Der Bundesverband energieeffiziente Gebäudehülle kritisiert die zudem die zunehmende Komplexität der Antragsbedingungen: „Man wird kaum eine flächendeckendere Sanierung mit niedrigeren Fördersätzen und komplizierteren Anforderungen erreichen“, erklärt Geschäftsführer Jan Peter Hinrichs. Er bemängelt außerdem eine ungerechtfertigte Diskrepanz zwischen Gebäudehülle und Anlagentechnik: Die Gebäudehülle sollte auf keinen Fall zurückstehen, denn eine signifikante Senkung des Energiebedarfs findet nur mit einer effizienten Gebäudehülle statt.“
Auch für Ulrich Marx, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Dachdeckerhandwerks gehen die Änderungen falsche Richtung: „Gerade jetzt, wo Bauzinsen wieder steigen, die Lebenshaltungskosten unkalkulierbar sind und die Unsicherheit bezüglich der Energiepreise weiter zunimmt, bieten sinkende Fördersätze für energetische Sanierungsmaßnahmen wie Dämmen der Gebäudehülle und der obersten Geschossdecke wenig Anreiz für Bauherren.“ Immer noch sei unklar, was für Anfang 2023 geplant sei. BEG-Richtlinien würden in überarbeiteter Fassung neu veröffentlicht und die Neubauförderung trete in novellierter Form in Kraft. Das stimme nicht zuversichtlich für eine Zeitenwende.
Der Deutsche Energieholz- und Pellet-Verband hält die BEG-Novelle für kontraproduktiv. Dass die Förderung für moderne Holz- und Pelletsfeuerungen gegenüber anderen Techniken deutlich reduziert wird, bezeichnet die Vorsitzende Beate Schmidt-Menig als unverständlich. Wärme aus Holzpellets habe sich in den vergangenen beiden Jahren als ein verlässlicher Pfeiler der Wärmewende etabliert. Mit der beschlossenen Änderung würden Verbraucherinnen und Verbraucher erheblich beunruhigt. Auch das für den Heizungstausch zuständige Handwerk werde sich anstelle der praktischen Arbeit nun wieder mit den neuen Förderbedingungen beschäftigen müssen.
Für das Deutsche Energieberater-Netzwerk senden die neuen Regelungen ein falsches Signal, vor allem weil die Regelungen schon zum 28. Juli 2022 in Kraft getreten seien: „Damit werden bereits begonnene Projekte abrupt gestoppt und das Vertrauen und die Wertschätzung in die Arbeit der Energieberater:innnen wird nachhaltig beschädigt“, erläutert Vorständin Marita Klempnow. Der Verband fordere deshalb, Übergangsregelungen für Bestätigungen von KfW-Förderanträgen bis zum 14. August 2022 zu verlängern.
Als Streichprogramm bezeichnet der Energieberatungsverband GIH die Reform der Gebäudeförderung. „Die erneute kurzfristige Änderung der Förderkonditionen Energieberatern unmöglich, ihren Aufgaben professionell und glaubwürdig nachzukommen“, kritisiert der Bundesvorsitzende Jürgen Leppig. In der Bilanz seien die neuen Konditionen so unattraktiv, dass viele Hausbesitzer von geplanten Maßnahmen Abstand nehmen würden. Auch den besonders wünschenswerten ganzheitlichen Sanierungen zum Effizienzhaus und -gebäude werde mit der Streichung der beliebten Zuschussvariante und des Einstiegsniveaus EH / EG 100 ein Riegel vorgeschoben. Besonders ärgerlich findet Leppig die Kurzfristigkeit, mit der die Änderungen vorgenommen wurden. Beratungsdienstleistungen, die sich anschließend nicht umsetzen lassen würden, weil sich ständig alles ändere, seien irgendwann nicht mehr vermarktbar.
Die Deutsche Unternehmensinitiative Energieeffizienz bemängelt, dass durch die kurzfristigen Änderungen die falschen Signale an die Bevölkerung gesendet würden und bemängelt, dass die Verbände nicht wie eigentlich angekündigt konsultiert worden seine. Insbesondere kritisiert die sie, dass die Fördersätze uneinheitlich gesenkt wurden. Besonders hoch seien die Einschnitte bei umfassenden Modernisierungen. Verbesserungen des Wärmeschutzes und der Anlagentechnik würden künftig deutlich weniger attraktiv gefördert.
Quelle: Verbände / jb
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