„Eine dezentrale Wärmerückgewinnung aus häuslichem Abwasser kann enorm viel Energie und Geld sparen“, kommentiert Alexander Bonde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), die Untersuchungen in verschiedenen Mehrfamilienhäusern in Berlin und Frankfurt am Main. So wurde Abwasser in einem Mehrfamilienhaus in Berlin aus Badewannen und Duschen über einen Wärmetauscher geführt, um das kalte Trinkwasser auf 25 Grad Celsius vorzuwärmen. Anschließend wurde es mit einem Blockheizkraftwerk auf mehr als 60 Grad Celsius erhitzt. Die Energieeinsparungen entsprachen etwa einem Drittel des Wärmebedarfs für Warmwasser. Würde das Abwasser aus Badewanne, Dusche, Handwaschbecken sowie Wasch- und Geschirrspülmaschinen außerdem gereinigt und für die Toilettenspülung genutzt, könnte zudem erheblich Trinkwasser eingespart werden. Bonde fordert, diese Potenziale angesichts des Klimawandels und der dadurch verursachten Trockenperioden verstärkt zu nutzen.
Abwasser bietet hohes Wärmepotenzial
Für die Wärmerückgewinnung empfiehlt Projektleiter Erwin Nolde, leicht verschmutztes Abwasser etwa aus Badewanne, Dusche und Handwaschbecken, sogenanntes Grauwasser, von Toilettenwasser beziehungsweise Schwarzwasser zu trennen. „Grauwasser hat mit etwa 30 Grad Celsius ein hohes Wärmepotenzial wie sich auch am Beispiel eines Frankfurter Passivhauses zeigte“, erläutert der Ingenieur. Die höchste Wärmerückgewinnung lieferte ein Verfahren, bei dem Wärme nach einer Reinigung des Grauwassers über einen Rohrwärmetauscher entzogen wurde. Auf diese Weise wird das Trinkwasser laut Nolde auf 40 Grad Celsius vorerwärmt und damit etwa doppelt so viel Wärme zurückgewonnen wie bei der einfachen Lösung im Berliner Mehrfamilienhaus. „Würde noch das Abwasser aus Waschmaschinen genutzt und die Rohre der Warmwasserleitungen entsprechend isoliert, würde man dem Ziel der CO2-neutralen Warmwasserbereitung schrittweise immer näher kommen und einen noch deutlicheren Beitrag zur Wärmewende leisten, insbesondere wenn der Strom für die Wärmepumpe aus der eigenen Photovoltaikanlage stammt“, erklärt Nolde.
Kombination aus Wärmerückgewinnung und Wasserrecycling entlastet Umwelt
Mit Blick auf das Wasserrecycling zeigten langjährige Untersuchungsergebnisse bei einem Berliner Mehrfamilienhaus mit 73 Wohneinheiten, dass selbst stark belastetes Küchenabwasser nach der Reinigung als hochwertiges Betriebswasser etwa für die Toilettenspülung bereitgestellt werden kann. „Sogar während der Pandemie, als die Menschen mehr zu Hause und erheblich höhere Abwassermengen im Mehrfamilienhaus zu verzeichnen waren, funktionierte die Anlage einwandfrei“, sagt Nolde. Sowohl die Wärmerückgewinnung als auch das Grauwasserrecycling würden bei Investitionskosten von einmalig ein bis zwei Monatsmieten deutlich zur Umweltentlastung beitragen. Wegen zugleich sinkender Betriebskosten sollte Nolte zufolge beides zum Standard im mehrgeschossigen Wohnungsbau gehören. Den Abschlussbericht des DBU-geförderten Projektes finden Sie hier. Quelle: DBU / jb
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