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Konsortium will kommunale Beschaffung bei Gebäuden optimieren

Die Europäische Union hat ihre Ambitionen zur Reduzierung der CO2-Emissionen erhöht. Ein umwelt­freundlicher Weg in die Zukunft muss den Gebäudesektor einbeziehen, weil er für 40 % des Energiebedarfs und 36 % der Kohlendioxid-Emissionen in Europa verantwortlich ist. Da 90 % des aktuellen Gebäudebestands im Jahr 2050 noch in Nutzung sein werden, muss der mit dem Betrieb verbundene CO2-Ausstoß drastisch reduziert werden.

Beschaffungsprozess für Kommunen soll vereinfacht werden

Die heute gängigen Sanierungsmaßnahmen sind nicht tiefgreifend genug und die erreichten CO2‑Einspa­rungen sind zu gering. Einer der Gründe für die oft geringe Sanierungstiefe ist die Komplexität der Aufgabe: Verschiedene Technologien müssen so kombiniert werden, dass das Ergebnis kosteneffizient ist und die Komponenten miteinander harmonieren. Kommunen haben in der Regel weder die personellen Kapazi­täten noch das spezielle Fachwissen, um diese Aufgabe zu bewältigen. Da aber andererseits viele Kommunen ein ausdrück­liches Interesse an mehr Nachhaltigkeit haben, liegt auf der Hand, dass eine für Beschaffende simple Lösung zur umfas­senden energetischen Gebäudesanierung gebraucht wird.

Genau hier setzt das europäische procuRE-Projekt an: Es finanziert Forschung und Entwicklung neuartiger Lösungen, welche es Gebäudebetreibern ermöglichen, Bestandsgebäude unkompliziert auf erneuerbare Energien umzurüsten. Die vorkommerzielle Beschaffung (kurz PCP von engl. Pre-Commercial Procurement) ist das Verfahren, das bei procuRE die Entwicklung innovativer Lösungen durch wettbewerbliche Ausschreibungen anregen soll. Das PCP-Prinzip ist ein im Gebäudeenergiesektor erstmalig eingesetztes Förderwerkzeug und sorgt dafür, dass die Risiken und der Nutzen, welche mit dem Forschungs- und Entwicklungsprozess verbunden sind, zwischen Beschaffern und Lieferanten geteilt werden.

Die Städte Nürnberg, mit dem Hochbauamt als durchführende Dienststelle, Istanbul (Türkei), Velenje (Slowenien), Eilat (Israel), Vila Nova de Gaia (Portugal) und Barcelona (Spanien) stellen im Rahmen des procuRE-Projekts 7,68 Millionen Euro für Forschungs- und Entwicklungsleis­tungen im Bereich Gebäudetechnik und erneuerbare Energien bereit. Die Fördermittel stammen aus dem Horizon-2020-Förderprogramm der Europäischen Union.

Kontinuierlicher Entwicklungsprozess mit den Auftraggebern

Durch die enge Zusammenarbeit von Auftraggebern und Auftragnehmern während der gesamten Projektlaufzeit wird gewährleistet, dass die entste­henden Produkte den Bedürfnissen öffentlicher Beschaffer entsprechen. Allein die teilnehmenden Kommunen des procuRE-Projekts besitzen 21.000 Gebäude, für die praktikable Dekarbonisierungskonzepte benötigt werden. Im Rahmen des European Green Deal sind in Europa 35 Millionen ineffiziente Bestandsgebäude bis 2030 zu sanieren – der potenzielle Markt ist also immens.

Auf welche Art und Weise schließlich die Dekarbonisierung der Gebäude umgesetzt wird, ist noch nicht bekannt. Die Konzepte hierfür werden von den ausgewählten Bietern in der ersten Projektphase erarbeitet. Grund­sätzlich ist procuRE völlig technologieoffen, solange gewisse Ziele erreicht werden. Hierzu gehört die Versorgung von Bestandsgebäuden mit 100% erneuerbarer Energie zu jeder Zeit. Des Weiteren soll die komplette benötigte Energie am zu versorgenden Gebäude gewonnen und gegebenenfalls auch gespeichert werden, wenn dies für den Betrieb notwendig ist.

Öffentliche und private Immobilieneigentümer können unverbindlich und kostenlos so genannte Preferred Partners werden, um detaillierte Informationen über das Projekt und seine Ergebnisse zu erhalten. Der Status des „bevorzugten Partners“ ist mit keinerlei Verpflichtungen verbunden. Inzwischen haben bereits die Städte Frankfurt am Main, Maintal, Antalya (Türkei), Izmit (Türkei), Logroño (Spanien) und Ardahan (Türkei)offiziell ihr Interesse angemeldet, den Projektverlauf zu begleiten.

Test der Prototypen in Pilotgebäuden – Bieterkonsortien sind gern gesehen

Die vielversprechendsten Konzepte werden in Phase II des Projekts zu Prototypen weiterentwickelt. In der dritten und letzten Projektphase wird in jeder der sechs procuRE-Städte ein Pilotgebäude (drei Schulen und drei Bürogebäude) mit einer der erarbeiteten Lösungen ausgerüstet. Die Tauglichkeit und Repli­zier­barkeit der Systeme wird in der letzten Projektphase im realen Gebäudebetrieb bewertet. Die Lieferanten dürfen das von ihnen für procuRE entwickelte Produkt anschließend vermarkten. Im Projektverlauf entwickeltes geistiges Eigentum verbleibt vollständig im Besitz der Unternehmen.

Im Oktober 2021 wird die EU-weite Ausschreibung auf dem EU-Portal TED (https://ted.europa.eu) und den nationalen Ausschreibungsportalen der Teilnehmerkommunen veröffentlicht. Die Teilnahme von Bieterkonsortien ist ausdrücklich gestattet. Zur Unterstützung der Netzwerkarbeit und der Partnersuche ist eine Matchmaking-Plattform in Betrieb, die unter folgendem Link erreicht wird: bit.ly/procure-match. Interessierte Firmen können dort bereits jetzt ihr Unternehmen, ihr Leistungsspektrum und ihren möglichen Projektbeitrag öffentlich vorstellen, von anderen Firmen gefunden werden und selbst nach möglichen Partnerfirmen suchen. Peter Pfeifer / Alexander Nordhus / pgl

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