Bioenergie sicherte im vergangenen Jahr mit 256 TWh etwa 10 % des deutschen Endenergieverbrauchs. Was benötigt die Branche, um weiter nachhaltig zur erneuerbaren Energieversorgung beizutragen? Das soll ein Gesamtüberblick über die Entwicklungen der Bioenergieträger sowie ein Geschäftsklimaindex zeigen.
„Das „Marktmonitoring Bioenergie“ der Deutschen Energie-Agentur (dena) startete Anfang des Jahres unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK).Die Ergebnisse der Umfrage zeigen: Die generelle Stimmung im Bioenergiemarkt schätzen die Teilnehmenden als recht durchwachsen und tendenziell eher gut ein. Aufgrund der steigenden Ziele für erneuerbare Energien sieht ein Großteil der Akteure zukunftsfähige Geschäftskonzepte in der Biomasse.
Befragt wurden für die Einschätzung der Geschäftslage Teilnehmende der gesamten Wertschöpfungskette für feste (z. B. Holzpellets), gasförmige (z.B. Biomethan) sowie flüssige Bioenergie (z. B. Bioethanol).
Die Geschäftslage für feste Bioenergie schätze knapp die Hälfte der Befragten (47 %) als mittelmäßig ein. 44% gaben an, dass sich die Geschäftslage im Vergleich zum Vorjahr gebessert oder nicht verändert hat. Die zukünftige Geschäftslage wird im festen Bioenergiebereich von 48 % der Befragten eher positiv eingeschätzt. Am meisten beeinflusst wird die zukünftige Einschätzung dabei von regulatorischen Rahmenbedingungen.
Für gasförmige Bioenergie sahen 57 % der Befragten die aktuelle Geschäftslage als mittelmäßig an. Mit 47 % gab knapp die Hälfte der Befragten an, dass sich die Geschäftslage im Vergleich zum Vorjahr gebessert hat. Für 17 % verschlechterte sich die Lage dagegen, unverändert blieb sie für 37 % der Befragten. Die Aussichten im gasförmigen Bioenergiebereich werden eher positiv eingeschätzt, allerdings fällt es 60 % der Befragten schwer oder sehr schwer die zukünftige Geschäftslage einzuschätzen. Unsicherheiten erzeugen auch hier hauptsächlich die regulatorischen Rahmenbedingungen.
Investitionssicherheit für Bioenergie fehlt
Die Geschäftslage für flüssige Bioenergie schätzen zwei Drittel der Befragten (67 %) als mittelmäßig ein, als gut wird sie nur von 33 % beschrieben. Uneinheitlich auch die Veränderung der Lage im Vergleich zum Vorjahr: Für 50 % hat sie sich gebessert, für 50 % verschlechtert. Der Ausblick für flüssige Bioenergieträger wird zum Zeitpunkt der Umfrage eher als gleichbleibend günstig bis gleichbleibend eingeschätzt.
Zusammenfassend steigt zwar der Bedarf nach flexibler, nachhaltiger Bioenergie, deren Einsatz wird jedoch in der Praxis durch neue Dokumentationspflichten, begrenzte Technologieoffenheit und fehlende Investitionssicherheit zunehmend erschwert.
Gasbeschaffungsumlage muss auch für Biomethan bezahlt werden
Aktuelles Beispiel ist die neue Gasbeschaffungsumlage. Sie muss nach derzeitiger Regelung auch für Biomethan gezahlt werden. Die Kosten hierfür können aufgrund der gedeckelten EEG-Vergütung beim Einsatz in KWK-Anlagen nicht kompensiert werden, das gefährdet Bestandsprojekte. Ein weiteres Problem: die derzeitige Diskussion zur Reduzierung der Anbaufläche von nachwachsenden Rohstoffen zur Anrechnung auf die Treibhausgasminderungsquote, indem die Obergrenze für Biokraftstoffe aus Nahrungs- und Futtermitteln bis 2030 auf null abgesenkt werden soll. Dies unterstreicht die Schnelllebigkeit der Regularien, da am 1. Januar 2022 die Obergrenze erst gesetzlich bei 4,4 % festgelegt wurde.
Hoffnung setzen die Branchenakteure daher in die kommende Biomassestrategie der Bundesregierung, um endlich einen klaren Fahrplan zu erhalten. Sie sehen es kritisch, dass weitreichende regulatorische Anpassungen ohne diese Strategie vorgenommen werden.
Die Befragten des Marktmonitorings waren sich einig, dass die Bioenergie die an sie gestellten Nachhaltigkeitsanforderungen einhalten kann oder bereits einhält. Um einen langfristigen und nachhaltigen Gleichlauf von ökologischem und ökonomischen Nutzen der Bioenergie zu erreichen, müssen die Zusammenhänge zwischen regulatorischen Vorgaben und der Entwicklung der Marktsegmente transparenter aufgezeigt und diskutiert werden.
Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der dena-Geschäftsführung: „Um Bioenergie auch zukünftig so effizient wie möglich in den Bereichen einzusetzen, die nur schwer zu elektrifizieren sind, benötigen wir langfristig verlässliche Rahmenbedingungen und Investitionssicherheit. Dazu gehören Regelungen, die eine echte flexible und netzdienliche Stromerzeugung durch Bioenergie unter wirtschaftlichen Rahmenbedingungen beinhalten. Auch die Nutzung der Wärme aus Bioenergieanlagen muss umfänglicher, effizienter und wirtschaftlicher erfolgen, als dass bisher der Fall ist.“ Quelle: dena / pgl
Bleiben Sie auf dem Laufenden in Sachen Energieberatung und Energiewende mit unserem Newsletter.
Wir behandeln das Thema Bioenergie und die Potenziale für den Ausstieg aus fossilen Energien auch in unserem Podcast mit der Professorin Daniela Thrän. Sie ist Sprecherin des Forschungsverbunds Erneuerbare Energien.