Kurz nachdem die Bundesregierung am 25. April die noch im Bundesrat abzusegnende EnEV vorgestellt hatte, klopften sich schon die ersten Lobbyverbände für ihr Durchsetzungsvermögen per Pressemitteilung selbst auf die Schultern. Andere Verbände zeigten sich pikiert, dass aus ihrer Sicht wichtige Forderungen nicht berücksichtigt wurden. Die unterschiedlichen Lager wurden nach ersten Auswertungen jedenfalls nicht geeint. Einige Pressemeldungen kamen so zeitnah, dass offensichtlich das Papier schon Tage vor dem eigentlichen Beschluss der Bundesregierung rumgereicht wurde.
Energieberater enttäuscht
Die meisten Leser des GEB-Infoletters sind schwer enttäuscht, wie wenig von den Branchenforderungen in der von der Bundesregierung beschlossenen EnEV-Fassung umgesetzt wurde. Hatten wir schon in GEB 03 die EnEV als Papiertiger visualisiert, stempelten viele Kollegen in ihren Kommentaren die „neue“ EnEV bereits zum Altpapier.
„Ich werde mich hüten, ohne Begehung einen Energiepass auszustellen. Und das sollten alle Energieberater tun“, war einer der ersten Reaktionen. Insbesondere die in der verabschiedeten Fassung nicht zurückgenommene weitgehende Selbstauskunft durch den Eigentümer belastet die Energieberater. Beispielsweise wird darauf hingewiesen, dass dieses nach herrschender Rechtsmeinung durchaus als „grob fahrlässig“ von Gerichten eingestuft werden könne. Außerdem entscheide die Begehung direkt oder indirekt über die Qualität des Energieausweises und seine Wirksamkeit: „Wer der Meinung ist, dass ohne einen Vor-Ort-Termin sich etwas bewegt, weiß nicht wovon er spricht.“ Deswegen ist für einige Kollegen die EnEV ein „innerer Kündigungsgrund“. „Das war es dann wohl. Ausweise werde ich jedenfalls nicht ausstellen. Ein bisschen seiner Berufsauffassung sollte man sich wirklich bewahren.“
Andere benötigten nur wenige Worte, z.B.: „Ich bin ehrlich entsetzt!“ Man sei zwar froh, dass sich nun endlich etwas bewege, „aber zugleich traurig und zutiefst enttäuscht“. Oder: „Gemessen am Fortschritt der letzten fünf Jahre seit der EnEV 2002 ist dieser Versuch einer EnEV-Erneuerung ein gewaltiger Rückschritt, ein Betrug am Bürger und ein Armutszeugnis für die beteiligten Politiker und die Sachbearbeiter in den Ämtern.“
Man hätte so viel erreichen können und hat so wenig umgesetzt, klingt immer wieder durch: „Wozu haben sich eigentlich ‚unsere Besten’ mit der 18599 so ins Zeug legen müssen, wenn sie hinterher ausgehebelt wird? Bei Nichtwohngebäuden ist ja wohl klar, wer das Rennen macht, denn der Preis ist natürlich gewaltig unterschiedlich. Aber auch die Leistung und das Ergebnis: Wenn es über einen Verbrauchswert so einfach wäre, den Verbrauch zu senken, hätten sich die Abrechnungsunternehmen längst dumm und dusselig verdient.“
Glos gilt als Verhinderer
Insbesondere Bundeswirtschaftsminister gilt bei den Energieberatern als Verhinderer und bekommt deswegen schlechte Noten: „Glos hat niemandem einen Gefallen getan. Auch nicht den verantwortlichen Lobbyisten, die es sich nicht einmal verkneifen konnten, sogar noch ein Jahr Aufschub zu verlangen.“ Oder: „Schade dass die Wohnungswirtschaft die Politik von Glos bestimmt. Der Mann wird immer mehr zum Entsorgungsfall. Fragt sich nur noch, welcher Energiekonzern.“ Einige fragten sich auch, wozu man eigentlich so lange experimentiert habe, wenn dann hinter doch die Erkenntnisse nicht berücksichtigt wurden: „Es hat sich ja schon früh angedeutet, was jetzt passiert ist. Rückwirkend muss man dann den ‚Erfolg des dena-Feldversuchs’ als krassen Misserfolg bewerten. Anders kann ich die Entscheidung der Minister jedenfalls nicht interpretieren.“ GLR
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ENEV