Die zentralen Themen dieses Jahr waren die praktische Umsetzung der Wärmewende und der Wunsch nach verlässlichen Rahmenbedingungen und Förderungen. Neben Fachvorträgen der Branchenverbände stand eine abschließende Podiumsdiskussion auf dem Programm. Nach den jeweiligen Beiträgen konnen die Zuhörer Fragen stellen. Das mittägliche Get-Together bot Raum für Gespräche. Klaus Lambrecht von Econsult moderierte die Tagung, Joachim Berner, Chefredakteur des Gebäude-Energieberater (GEB) übernahm die Co-Moderation der Podiumsdiskussion.
Erneuerbare oder Effizienz?
Professor Martin Pehnt vom Institut für Energie- und Umweltforschung stellte in seinem Vortrag über Nullemissionsgebäude die Anforderungen der EU-Gebäuderichtlinie (Energy Performance of Buildings Directive, EPBD) vor, nach denen alle neuen Gebäude ab 2030 Nullemissionsgebäude sein müssen. Er betonte, dass der Gebäudesektor die Klimaziele bis 2030 nicht erreichen werde und die Sanierung der Heizungssysteme weiter sinke. Bezüglich der EPBD seien ein Verbot von CO2-Emissionen aus fossilen Brennstoffen am Standort und die Anforderung sehr hoher Gesamtenergieeffizienz (Gesamtprimärenergie) als Strategien besonders wichtig. Zuvor wurden Effizienz und erneuerbare Energien häufig gegeneinander ausgespielt. Pehnt appellierte: „Effizienz, Suffizienz und Erneuerbare müssen zusammengehen.“ Ab 2030 sollen 16 Prozent, ab 2033 26 Prozent der schlechtesten Nichtwohngebäude saniert werden. Um die notwendigen Sanierungen zu finanzieren, müsse die Förderung sozial flankiert sein und Einzelmaßnahmen stärker berücksichtigt werden. Es brauche individuelle Lösungen und Kommunikation: „Wir müssen die Leute an die Hand nehmen und Verunsicherungen beseitigen.“
Energiegesetz weitergedacht
Andrea Vilz vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) knüpfte thematisch daran an. Sie stellte die aktuelle Gebäudestrategie des Bundes vor, die sektorübergreifenden Klimaschutz, kreislaufgerechtes Bauen und gesellschaftliche Aspekte einbezieht. Wichtig seien Mindesteffizienzanforderungen (MEPS) sowie Konzepte zur Identifizierung und Sanierung der schlechtesten 16 beziehungsweise 26 Prozent Nichtwohngebäude und 43 Prozent der Wohngebäude. Abschließend verwies sie auf eine BSSR-Wärmeschutz-Studie und das Infoportal mit weiterführenden Informationen.
Dirk Markfort von der KfW präsentierte ernüchternde Zahlen zur Effizienz von Wohn- und Nichtwohngebäuden. Er stellte den KfW-Sanierungsrechner vor, der Hauseigentümern eine erste Einschätzung über Einsparpotenziale und Kosten ermöglichen soll. Während die Wärmepumpe in Skandinavien und dem Baltikum weit verbreitet sei, hinke Deutschland hinterher. Das liege an den fehlenden finanziellen Mitteln. KfW-Researchergebnisse zeigten, dass sich für viele der Befragten aus deren Sicht eine Investition in eine Wärmepumpe nicht lohne oder finanziell nicht machbar sei. Markfort betonte die soziale Schieflage bei der Förderung, da drei Viertel der Antragstellenden über der Grenze für den Einkommensbonus lägen.
Das verspricht ein neuer Studiengang
Professor Bastian Kaiser von der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg (HFR) und Udo Voigt vom Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks (ZIV) stellten ein neues Bildungsformat vor. Schornsteinfeger spielen eine wichtige Rolle in der Energiewende, weshalb ein Studiengang für erneuerbare Energien eingeführt wurde, der die Energieberatung und die Bevollmächtigung zum Bezirksschornsteinfeger kombiniert. Voigt sieht darin großes Potenzial, da Schornsteinfeger einen direkten Zugang zu Kunden hätten und ein hohes Vertrauen genießen würden.

Alisia Romeo
„Energiewende ist eine Frage der Köpfe“
In der abschließenden Podiumsdiskussion wurde erörtert, wie die Wärmewende gemeinsam gelingen kann. GIH-Vorstand Stefan Bolln betonte die Bedeutung von Weiterbildungen: „Wir dürfen nicht aufgeben. Das bedeutet, dass man sich weiterbilden muss. Die Energiewende ist keine Frage der Technik, sondern eine Frage der Köpfe.“ Stefan Menrath vom Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) forderte eine praxistaugliche und verständliche Gestaltung des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) und plädierte für eine Stabilisierung der Förderlandschaft.
Letzteres forderte auch Jutta Betz, Vorständin des Deutschen Energieberater-Netzwerks (DEN). Sie setzte sich in der Podiumsdiskussion zudem für ein geschütztes Berufsbild des Energieberaters ein. Julian Schwark (ZIV) kritisierte die negative Wahrnehmung der Energiewende: „Der Bürger muss wieder das Gefühl kriegen, er hat etwas getan.“ Individuelle Sanierungsfahrpläne (iSFP), die ohne Vorortbesuch und ausschließlich online erstellt würden, seien kontraproduktiv. Energieberatung sei vor allem eine Sache der zwischenmenschlichen Kommunikation, die nicht durch künstliche Intelligenz oder Online-Angebote ersetzt werden könne.
Zum Abschluss appellierte Klaus Lambrecht an den Zusammenhalt in der Branche. Neben dem Austausch mit Kunden sei auch der Austausch untereinander essenziell. Nur so könne die Wärmewende gelingen. Quelle: ar