Über die letzten drei Jahre hinweg beträgt der Gesamtanstieg somit für Erdgas rund 5,8 %, für Heizöl 8,5 % und für Fernwärme 4,9 %. Techem -Geschäftsführer Nicolai Kuß: „Im Widerspruch zu den Klimaschutzzielen der Bundesregierung hat sich die bis 2013 zu beobachtende rückläufige Verbrauchstendenz nach einer Zeit der Stagnation in einen deutlichen Anstieg umgekehrt. Höhere witterungsbereinigte Verbräuche als 2018 gab es für Erdgas zuletzt 2011, für Heizöl sogar zuletzt 2009. Wir müssen dringend etwas dafür tun, dass Gebäude energetisch effizienter werden und weniger Wärme benötigen.“
Als Grundlage für die nunmehr 20. Auflage seiner Energiekennwerte-Studie analysierte Techem anonymisierte Verbrauchsabrechnungen von rund 1,5 Mio. Wohnungen in deutschlandweit fast 120.000 Mehrfamilienhäusern. Auch über die Entwicklung der Brennstoff- bzw. Energieträgerpreise gibt die aktuelle Studie detailliert Auskunft. Der komplette Report „Techem Energiekennwerte 2019“ steht als e-Paper zum kostenlosen Download bereit.
Stagnation statt Wärmeeinsparung
Betrachtet man die witterungsbereinigte Verbrauchsentwicklung der Raumheizwärme über einen längeren Zeitraum, zeichnet die aktuelle Studienauflage ein noch negativeres Bild als die Vorjahreszahlen: Zwischen 2008 und 2015 lag der gemittelte Verbrauchsrückgang für Erdgas bei rund 1,3 %/a, für Heizöl bei 1,2 %/a und für Fernwärme bei 1,0 %/a. Im Zehnjahresmittel von 2008 bis 2018 haben sich diese Werte auf 0,4, 0,06 beziehungsweise 0,2 %/a verschlechtert.
Auch die scheinbar positiven nicht witterungsbereinigten Verbrauchszahlen für 2018 dürfen über die Verbrauchssteigerung der letzten Jahre nicht hinwegtäuschen: Nur aufgrund der deutlich höheren Außentemperaturen lag in dieser Heizperiode der Verbrauch von Erdgas um 5,0 %, der von Heizöl um 4,6 % und der von Fernwärme um 6,3 % unter den Vorjahreswerten. Über alle drei Energieträger hinweg gerechnet betrugen die CO2-Emissionen pro Nutzeinheit durchschnittlich 2,25 t/a.
Akuter Handlungsbedarf offenkundig
Kuß: „Das nationale Ziel eines [nahezu] klimaneutralen Wohngebäudebestandes bis 2050 lässt sich nur mit einer breit angelegten Digitalisierungsoffensive, dem vermehrten Einsatz regenerativer Energien und einer durchgängigen Effizienzsteigerung entlang der gesamten Wärmewertschöpfungskette verwirklichen. Oft bringen schon vergleichsweise geringe Investitionen, wie die dauerhafte Optimierung des Heizungssystems, nachhaltige Verbrauchseinsparungen im zweistelligen Prozentbereich.“
Woran es vielerorts jedoch fehlt, kritisiert Kuß, ist die notwendige Transparenz über den tatsächlichen Wärmeverbrauch, um verfügbare Investitionsmittel so effektiv wie möglich einsetzen zu können. Außerdem würden die Auswertungen im Rahmen der Studie erneut belegen, wie wichtig möglichst aktuelle Informationen auch für Nutzer und Mieter über Verbrauch und Preise sind, um das eigene Verhalten steuern zu können und dadurch vor unerwartet hohen Heizkosten gefeit zu sein.