Rechnet man die Preissteigerungen heraus, investierten Immobilieneigentümer:innen und Mieter:innen zuletzt weniger in die energetische Sanierung als zehn Jahre zuvor. Zwar haben sie im vergangenen Jahr 72 Milliarden Euro für Dämmung, neue Fenster und Türen, einen Heizungstausch oder andere Maßnahmen ausgegeben und damit zwölf Milliarden mehr als zwei Jahre zuvor. Berücksichtigt man jedoch, dass die Baupreise in dieser Zeit besonders stark gestiegen sind, gingen die Investitionen im selben Zeitraum um sechs Prozent zurück. Das ist das zentrale Ergebnis einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), die in Kooperation mit dem Baudienstleister Heinze entstanden ist und entsprechende frühere Analysen fortschreibt. Betrachtet man die vergangenen zehn Jahre, lagen die realen Investitionen in energetische Sanierungsmaßnahmen im Jahr 2023 sieben Prozent unter denen von 2013. Nach Einschätzung der Studienautor:innen Martin Gornig und Katrin Klarhöfer rückt das Erreichen der Klimaziele damit – was den notwendigen Beitrag des Gebäudesektors betrifft – in immer weitere Ferne.
Studie: Es braucht mehr Förderung
Für ihre Studie haben Gornig und Klarhöfer Daten aus der Bauvolumenrechnung des DIW Berlin mit dem von der Heinze erhobenen Modernisierungsvolumen kombiniert, für das auch repräsentative Umfragen unter Mieter:innen und Eigentümer:innen herangezogen werden. Damit lassen sich konkrete Aussagen über Art und Umfang realer energetischer Sanierungen treffen, die nicht aus der amtlichen Statistik ablesbar sind. Zwischen Wohn- und Nichtwohngebäuden ging die Entwicklung der einzelnen Teilbereiche der energetischen Sanierung in den vergangenen Jahren deutlich auseinander: Während bei Wohngebäuden im Zehn-Jahres-Vergleich immerhin die Investitionen in die Dämmung von Wänden und Decken sowie in neue Heizungen real gestiegen sind (um bis zu fast 20 Prozent), sind sie bei öffentlichen und gewerblichen Bauten – in denen der Sanierungsbedarf vielerorts besonders hoch ist – um bis zu 30 Prozent gesunken. Die Investitionen in neue Fenster und Außentüren befanden sich hingegen in beiden Bereichen gleichermaßen im Sturzflug: Sowohl im Wohnungs- als auch im Nichtwohnungsbau wurden zuletzt real 25 beziehungsweise 30 Prozent weniger investiert als noch 2013, mutmaßlich wegen der sehr energieintensiven Glasproduktion. Um die Trendwende zu mehr realen Investitionen in die energetische Gebäudesanierung zu schaffen, braucht es nach Ansicht von Gornig und Klarhöfer mehr Investitionsanreize, bessere Förderbedingungen sowie eine nochmalige Anhebung der Fördergelder. Quelle: DIW Berlin / jb